Finanzen

Vorwurf Geldwäsche: Europol beschlagnahmt Bitcoin-Mixer

Europäische Behörden haben den Bitcoin-Transaktionsmischer Bestmixer.io beschlagnahmt und zeigen nun dort die Warnung "SIE SIND NICHT ANONYM".
25.05.2019 06:58
Lesezeit: 2 min
Vorwurf Geldwäsche: Europol beschlagnahmt Bitcoin-Mixer
Europol hat die Webseite Bestmixer.io beschlagnahmt. (Screenshot)

Am Mittwoch haben die niederländischen Behörden die Webseite des Bitcoin-Transaktionsmixers bestmixer.io beschlagnahmt. In Großbuchstaben schreibt jetzt Europol auf der beschlagnahmten Webseite: "SIE SIND NICHT ANONYM".

Die niederländische Behörde gegen Finanzbetrug FIOD sei "in enger Zusammenarbeit mit Europol und den luxemburgischen Behörden" gegen Bestmixer.io vorgegangen, einen der weltweit führenden Mixdienste für Kryptowährungen, so Europol in einer Erklärung.

FIOD habe die Ermittlungen bereits im Juni 2018 eingeleitet, die schließlich zur Beschlagnahme von sechs Servern in den Niederlanden und in Luxemburg führten. Die Behörde habe dabei Unterstützung vom Sicherheitsunternehmen McAfee erhalten.

Auf der beschlagnahmten Webseite von bestmixer.io heißt es zudem, dass FIOD seit Juni 2018 Informationen über alle Interaktionen auf dieser Plattform hat. Dazu gehören IP-Adressen, Transaktionsdetails, Bitcoin-Adressen und Chat-Nachrichten.

Was ist ein Bitcoin-Transaktionsmixer?

Bestmixer.io war einer der drei größten Dienste zum Mixen von Kryptowährungen und unterstützte neben Bitcoin auch Bitcoin Cash und Litecoin an. Er startete im Mai 2018 und hat laut Europol seitdem einen Umsatz von mindestens 200 Millionen Dollar erzielt.

Transaktionsmixer sind eine Reaktion darauf, dass alle Bitcoin-Transaktionen in einer öffentlichen Datenbank - der Blockchain - gespeichert werden und von jedermann in alle Ewigkeit einsehbar sind.

Wenn man zum Beispiel online ein Produkt kauft und den Betrag in Bitcoin an den Händler überweist, dann weiß der Händler, wieviel Bitcoin zu der Adresse beziehungsweise den Adressen gehörten, woher die Transaktion kommt.

Inzwischen gibt es eine ganze Industrie, die sich der Blockchain-Analyse widmet. Und da sich Bitcoin-Käufer etwa bei Krypto-Börsen identifizieren müssen, können diese viele Krypto-Adressen Personen zuordnen und deren die Geldflüsse weiter verfolgen.

Daher bieten Dienstleister wie Bestmixer.io ihren Nutzern etwas Anonymität. Diese Dienstleister sammeln die gewünschten Transaktionen ihrer Kunden und packen sie in eine einzige Transaktion zusammen. Man kann sich das vereinfacht so vorstellen:

  • Zehn Leute, die etwas bezahlen wollen, und die zehn Empfänger des Geldes setzen sich an einen Tisch.
  • Jeder Bezahler legt etwas mehr Geld auf den Tisch, als er bezahlen muss.
  • Die Geldscheine auf dem Tisch werden gut durchgemischt.
  • Jeder Empfänger nimmt genau so viel Geld, wie ihm zusteht.
  • Jeder Bezahler nimmt genau so viel Wechselgeld vom Tisch, wie ihm zusteht.

Das Ergebnis ist Folgendes: Selbst wenn man die Seriennummern aller Banknoten kennt, kann man als Außenstehender kaum nachverfolgen, wer bei dem Vorgang Geld an wen geben wollte. Das sicher die finanzielle Privatsphäre.

Wenn man einen zentralen Dienstleister wie Bestmixer.io nutzt, dann weiß dieser Dienstleister, von welcher Adresse Transaktionen an welche Adressen gewünscht wurden. Dies ist ein schwacher Punkt, an dem nicht nur die Behörden angreifen können.

Europol wirft Bestmixer.io Geldwäsche vor

Die EU-Behörden verfolgen die Krypto-Mixer, weil mit deren Hilfe auch die Geldwäsche erleichtert werden kann. So könnte zum Beispiel ein Dieb seine gestohlenen Bitcoin mit anderen Bitcoin mixen, damit man ihn nicht so leicht identifizieren kann.

"Die bisherige Untersuchung dieses Falles hat ergeben, dass viele der gemixten Kryptowährungen auf Bestmixer.io einen kriminellen Ursprung oder ein kriminelles Ziel hatten", so Europol.

Nach Ansicht von Dave Jevans, dem CEO der Blockchain-Analysefirma CipherTrace, zeigt die Beschlagnahme von Bestmixer.io eine Zunahme der Strafverfolgung gegen Krypto-Dienste auf der Grundlage der europäischen Geldwäsche-Vorschriften

"Dies ist die erste öffentliche Beschlagnahmung eines Bitcoin-Mischdienstes und zeigt, dass nicht nur Darknet-Marktplätze strafrechtlich verfolgt werden, sondern auch andere Dienste", zitiert ihn Coindesk.

Bestmixer.io habe offen mit Geldwäsche geworben und behauptet, in Curacao ansässig zu sein, wo dies eine legale Dienstleistung sei, so Jevans. "Die Realität ist, dass sie in Europa tätig waren und Kunden aus vielen Ländern der Welt betreuen."

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