Finanzen

Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland gehen erstmals seit Jahren zurück

Der Umfang der Direktinvestitionen ausländischer Investoren in Deutschland ist zu ersten Mal seit vielen Jahren gesunken.
07.06.2019 16:54
Lesezeit: 1 min

Die Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland ist 2018 einer Studie zufolge erstmals seit Jahren gesunken. Sie fiel um 13 Prozent auf 973 Projekte, wie die Wirtschaftsgesellschaft EY am Dienstag zu ihrem Standort-Ranking mitteilte. Das ist der erste Rückgang überhaupt seit Beginn der jährlichen Untersuchung 2005. Deutschland rutschte damit in Europa auf den dritten Rang ab, hinter Großbritannien (minus 13 Prozent auf 1054 Projekte) und Frankreich (plus ein Prozent auf 1027 Projekte).

"Dass die ausländischen Investitionen in Deutschland sinken, ist ein Warnsignal – Deutschland ist nicht mehr der Wachstumsmotor der europäischen Wirtschaft", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY in Deutschland, Hubert Barth.

Während US-Firmen dem Standort Deutschland treu blieben und ihre Investitionszahl sogar gegen den Trend auf 220 stieg, hielten sich vor allem britische und chinesische Unternehmen zurück: Deren Projekte verringerten sich um jeweils zwölf Prozent, die aus der Schweiz gar um 42 Prozent. Mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent habe Deutschland 2018 nur Rang 24 unter den 28 EU-Mitgliedstaaten belegt, begründete EY den Trend. "Und auch für 2019 sind die Aussichten alles andere als rosig", sagte Barth angesichts von Prognosen, die gerade noch 0,5 Prozent Wachstum voraussagen. "Wir brauchen dringend wieder eine positive Dynamik und neue Wachstumsimpulse."

Ausländische Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind, äußern sich der Umfrage zufolge zunehmend kritisch zur Standortpolitik. Der Anteil der negativen Bewertungen stieg im Vergleich zum Vorjahr von 22 auf 37 Prozent. Ohne Einschränkung positiv äußern sich nur noch elf (25) Prozent. Anhaltend gute Noten gibt es für wichtige Standortfaktoren wie die Transport-Infrastruktur, die Stabilität des politischen und rechtlichen Umfelds und das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte, die jeweils von mehr als 80 Prozent der Befragten positiv bewertet werden. Überwiegend Kritik gibt es indes an der Flexibilität des Arbeitsrechts, der Unternehmensbesteuerung und den Arbeitskosten.

Deutsche Unternehmen erwiesen sich 2018 erneut als sehr investitionsfreudig: Insgesamt 702 Projekte führten sie im europäischen Ausland durch, das sind sechs Prozent mehr als 2017 und so viele wie nie zuvor. Damit waren deutsche Firmen erneut die zweitwichtigsten Investoren in Europa hinter US-Konzernen, die ihr Engagement in Europa um drei Prozent auf 1418 Projekte steigerten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...

DWN
Finanzen
Finanzen Symrise-Aktie: Aromenhersteller mit Riecher fürs Milliarden-Geschäft
15.08.2025

Symrise zählt zu den weltweit größten Herstellern von Duft- und Geschmackstoffen. Der Konzern aus Holzminden beliefert Kunden in mehr...

DWN
Politik
Politik Putin nutzt Alaska-Gipfel, um Trump wirtschaftliche Zugeständnisse abzuringen
15.08.2025

Während in Alaska die Kameras auf Donald Trump und Wladimir Putin gerichtet sind, will der Kreml den Ukraine-Krieg ausblenden – und den...

DWN
Finanzen
Finanzen AMD-Aktie: Starkes Wachstum, hohes Risiko – der Raketenstart aus dem Schatten von Nvidia
15.08.2025

Die AMD-Aktie jagt aus dem Schatten von Nvidia mit aggressivem Wachstum nach vorn – doch hinter den glänzenden Zahlen lauern politische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitszeitbetrug: Was Beschäftigte wirklich wissen müssen
15.08.2025

Früh einstempeln, spät ausloggen, aber zwischendurch privat surfen – viele nehmen es mit der Arbeitszeit nicht so genau. Doch genau...

DWN
Politik
Politik Kein Zufall: Trump macht Alaska zur Bühne für Putin
15.08.2025

Ein Treffen wie aus dem Drehbuch des Kreml: In Alaska, einst russisches Territorium, empfängt Donald Trump den wegen Kriegsverbrechen...