Politik

Handelskrieg: Apple könnte iPhone-Produktion aus China abziehen

Wegen der Zölle im Rahmen des Handelsstreits bereitet sich Apple möglicherweise auf eine Verlagerung der Produktion von iPhones aus China heraus vor.
12.06.2019 16:28
Lesezeit: 2 min
Handelskrieg: Apple könnte iPhone-Produktion aus China abziehen
Für den entscheidenden US-Markt muss Apple seine Produktion voraussichtlich nach außerhalb von China verlagern. (Foto: AFP) Foto: AFP

Apple hat offenbar einen Backup-Plan für den Fall, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China außer Kontrolle gerät. Sein wichtigster Fertigungsbetrieb sagt, dass er über genügend Kapazität in anderen Staaten verfüge.

Zwar fertigt die Hon Hai Precision Industry Company, die sich auch Foxconn Technology Group nennt und in Taiwan ansässig ist, derzeit die meisten iPhones auf dem chinesischen Festland. Doch man habe auch genügend Kapazitäten in anderen Ländern, um bei Bedarf alle iPhones für den US-Markt außerhalb von China zu produzieren, sagte ein leitender Foxconn-Angestellter.

China ist ein entscheidendes Zahnrad im Geschäft von Apple. Hier werden die meisten seiner iPhones und iPads gefertigt. Zudem ist China der größte internationale Markt des in Kalifornien ansässigen Unternehmens.

Muss Apple seine iPhones außerhalb von China produzieren?

Präsident Donald Trump hat Peking mit weiteren Zöllen auf chinesische Waren im Wert von etwa 300 Milliarden Dollar gedroht. Dies verschärft die Spannungen und belegt zudem das profitabelste Produkt von Apple mit einer Strafsteuer.

Foxconn will Apple voll unterstützen, wenn es seine Produktion anpassen muss, sagte der Vorstandskandidat und Leiter der Halbleiterabteilung Young Liu am Dienstag bei einem Investorenbriefing in Taipeh. "Fünfundzwanzig Prozent unserer Produktionskapazität befinden sich außerhalb von China, und wir können Apple helfen, auf seine Bedürfnisse auf dem US-Markt zu reagieren", zitiert ihn Bloomberg.

Derzeit tätige das in Taiwan ansässige Unternehmen für Apple Investitionen in Indien. "Wir haben genügend Kapazitäten, um Apples Nachfrage zu decken", so der leitende Angestellte von Foxconn Technology.

Apple habe Foxconn keine Anweisungen gegeben, die Produktion aus China zu verlagern, fügte Young Liu hinzu. Das Unternehmen werde aber schnell reagieren, wenn sich die Notwendigkeit ergeben sollte.

Handelskrieg behindert Lieferketten

Jedes vierte iPhone wird auf dem US-Markt verkauft. Daher bräuchte Foxconn mindestens ein oder zwei große Fabriken außerhalb von China, um die USA beliefern zu können, schätzt der Analyst Neil Mawston.

Wenn Foxconn seine Produktionskapazitäten außerhalb Chinas für iPhones einsetzen würde, könnten sich die Bestellungen anderer Smartphone-Kunden kurzfristig verzögern oder eingestellt werden, fügte er hinzu.

Zum Ausgleich könnte Foxconn einige Fertigungsprozesse, die nicht für die USA bestimmt sind, nach China zurück verlagern. Gelingt dies nicht, müsste das Unternehmen möglicherweise einige seiner chinesischen Fabriken stilllegen.

Der Handelskrieg stört eine komplexe globale Lieferkette, an der viele Länder neben China und den USA beteiligt sind. Viele Gerätekomponenten werden nicht in den USA hergestellt, obwohl sie dort entwickelt wurden.Ein von Apple entwickelter Telefonchip kann aus einer Fabrik in Taiwan kommen und dann in einem weiteren Land verpackt werden, bevor er nach China zur Montage in ein iPhone verschickt wird.

"Es wäre relativ einfach, die Endmontage des iPhone aus China heraus zu verlagern, aber die Umstellung auf die Vollproduktion der Komponenten und des gesamten Mobilteils wäre viel schwieriger", sagte Mawston zu Bloomberg.

Neue Produktionsstätten in Indien und den USA

Es ist unklar, ob Indien tatsächlich eine wichtige Produktionsstätte für das iPhone wird. Foxconn führt dort nun Qualitätsprüfungen für die Xr-Serie durch und plant die Serienproduktion in einem Werk in den Vororten von Chennai. Ältere Modelle werden bereits in einem Werk des taiwanesischen Herstellers Wistron in Bangalore montiert.

Foxconn hat sich auch bereit erklärt, ein Werk in Wisconsin zu bauen. Im Gegenzug für mehr als 4,5 Milliarden Dollar an staatlichen Anreizen sollen dort 13.000 Arbeiter einen Arbeitsplatz erhalten. Doch das Projekt ist unter anderem wegen niedriger Gehälter in die Kritik geraten. Am Dienstag bestätigte Foxconn das Beschäftigungsziel. Der Bau verlaufe planmäßig, das Werk werde bis Ende kommenden Jahres bis zu 2.000 Amerikaner einstellen. Ab dem kommenden Jahr produziere man dort neben LCDs auch Netzwerk- und Serverprodukte für den US-Markt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln
19.06.2025

Die Gespräche über das Atomprogramm kamen zuletzt nicht voran. Nun unternimmt der Bundesaußenminister einen diplomatischen Vorstoß. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jerome Powell bleibt standhaft: Trump will Zins-Schock
19.06.2025

Die Fed hält die Zinsen stabil – doch zwei Zinssenkungen sollen noch folgen. Was Jerome Powell andeutet, Trump fordert und warum das...

DWN
Politik
Politik "Sehr schwerer Schaden": Putin warnt Deutschland bei SPIEF
19.06.2025

Konfrontation mit Russland? Beim neunten St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF) traf sich Putin mit Vertretern...

DWN
Panorama
Panorama Handys an Schulen werden verboten
19.06.2025

Die Debatte um Handys an Schulen ist neu entfacht: Hessen und andere Bundesländer planen Verbote, eine Umfrage zeigt breite Zustimmung in...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Reform der Mütterrente braucht viel Zeit
19.06.2025

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag verabredet, die Mütterrente für alle Mütter einheitlich zu regeln. Die Deutsche...

DWN
Politik
Politik Deutschland zündet den Steuer-Turbo – hilft das der lahmenden Wirtschaft wirklich?
19.06.2025

Milliardenschwere Steuererleichterungen, gelockerte Schuldenbremse, ein Investitionspaket auf Pump – die Merz-Regierung setzt alles auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...