Erstmals seit drei Jahren müssen gesetzliche Krankenkassen einem Zeitungsbericht zufolge wieder ihre Finanzreserven anzapfen, um die Ausgaben für die Behandlung ihrer Versicherten zu bezahlen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres verbuchten die Krankenkassen ein Minus von 112 Millionen Euro, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Donnerstag berichtete. Die Zuweisungen des Gesundheitsfonds reichten nicht aus.
Im Vorjahr hatten die Kassen nach dem ersten Quartal demnach noch einen Überschuss von 416 Millionen Euro genannt. Zu Beginn dieses Jahres allerdings wiesen Ersatz-, Betriebs- und Innungskassen Verluste aus, die Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK) und die Knappschaft halbierten ihre Überschüsse im Jahresvergleich, wie die "FAZ" weiter berichtete. Die Verluste, teils Folge von Beitragssenkungen, würden nun aus den Rücklagen der Kassen gedeckt.
Kassenvertreter riefen die Politik zur Mäßigung bei neuen Leistungsgesetzen auf. Jens Martin Hoyer, der stellvertretende Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, sagte der "FAZ", die finanziellen Aussichten der gesetzlichen Krankenversicherung "trüben sich doch merklich ein". Der Kurs der extensiven Ausgabenpolitik müsse kritisch hinterfragt werden. Die Vorsitzende des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, sagte der Zeitung, die Zeit der Überschüsse in der gesetzlichen Krankenversicherung "geht vorbei".
Kostenintensive Gesetze wie das für mehr Pflegepersonal und für die zügigere Vergabe von Arzttermine würden im Laufe des Jahres ihre Wirkung entfalten, sagte Elsner weiter. Das werde den Wettbewerbsdruck unter den Kassen spürbar erhöhen.