Politik

So geht Inflation: Preis bleibt gleich, Produkt wird kleiner

Lesezeit: 1 min
12.04.2013 01:38
Inflation praktisch: Vor sieben Jahren waren in einer Packung Pampers 47 Windeln, heute sind es nur noch 34 Stück. Hält der Trend an, ist die Packung in 20 Jahren leer. Trotzdem kann Mario Draghi sagen: Die Inflation in Europa verharrt auf anhaltend niedrigem Niveau.
So geht Inflation: Preis bleibt gleich, Produkt wird kleiner

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Vertreter der These, dass es keine Inflation gibt, berufen sich gerne auf die Unbestechlichkeit des sogenannten Warenkorbs: Man vergleiche stets die Preise derselben Produkte - und wenn diese nur mäßig steigen, gibt es keine Inflation.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich nun einmal verschiedene Produkte angesehen und festgestellt: Die Verpackungen werden immer opulenter, der Inhalt schrumpft von Jahr zu Jahr.

Das ist aus Inflations-Sicht prima. Für den Konsumenten wird es trotzdem teurer, weil er mehr kaufen muss, um die gleiche Menge von ein und demselben Prokut zu haben.

Das führt zu grotesken Tendenzen.

Der Hersteller der Pampers Windeln, Procter & Gamble, füllt nach und nach weniger Windeln in seine Packungen. Von ursprünglich 47 Windeln im Jahr 2006 wurde die Anzahl drei Jahre später auf 44 Stück reduziert. 2012 waren es dann nur noch 37. Die aktuelle Packung enthält nur noch 34 Windeln, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Wenn der Hersteller in dem Tempo weiter reduziert, öffnen die Kunden in 20 Jahren eine leere Packung Pampers.

Auch beim Kaffeemaschinen-Hersteller Senseo gibt es nun weniger fürs Geld. Zwar bleibt die Anzahl der Kaffee-Pads pro Packung identisch, jedoch wurde die Füllmenge von 100 Gramm auf 92 Gramm Kaffee pro Packung reduziert. Vor allem am Kaffee selbst wurde gespart: Der Kaffee-Anteil im Pad wurde von 5,5 Gramm auf 1,1 Gramm reduziert (80%). Anstatt dessen gibt es die doppelte Menge Zucker, 50 Prozent mehr ungesunde Fette, Zusatzstoffe (E-Nummern) und künstliche Aromen.

Offizielle Inflation eine Fiktion

Die Ergebnisse der Verbraucherzentrale zeigen, dass die offizielle Inflationsrate tatsächlich nicht den realen Preissteigerungen entspricht. Hierbei wird nämlich lediglich der Preisanstieg oder -rückgang festgehalten (mehr hier). Eine Überprüfung, ob vielleicht der Preis einer Ware relativ gleich geblieben, der Inhalt aber verringert wurde, gibt es bei der Mesung der Inflationsrate nicht. Das Beispiel der Windeln und der Kaffeepads zeigt, dass dies keine Seltenheit ist. Und dabei haben wir uns noch einmal mit der Zusammenstellung der Warenkorbs beschäftigt: Diese spiegelt längst nicht mehr wieder, welche Produkte man heute wirklich braucht (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...