In den achtziger Jahren hatte der rückläufige Trend eingesetzt und schien unaufhaltsam zu sein: Die deutschen Frauen haben damals begonnen, immer weniger Kinder zu gebären. Das Ergebnis: Politiker, Experten und die Medien prophezeiten, dass die Deutschen als Volk bestimmt irgend wann von der Bildfläche verschwinden werden. So fragte beispielweise das Nachrichtenmagazin „Focus“: „Sterben die Deutschen in 400 Jahren aus?“
Doch jetzt gibt es erste Anzeichen, dass diese Befürchtungen übertrieben gewesen sind: Denn statistisch haben sich die offiziellen Zahlen in den vergangenen Jahren erheblich verbessert: Jede deutsche Frau hat im Jahr 2017 durchschnittlich 1,57 Kinder zur Welt gebracht. Elf Jahre zuvor hatte dieser Wert noch bei 1,33 gelegen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt. Die Zahlen für das vergangenen Jahr dürften sich weiter verbessert haben, auch wenn es noch keine offiziellen Tabellen gibt.
Ein Grund ist die verstärkte Zuwanderung. Deutschland hat einen riesigen Zustrom an Migranten zu verzeichnen – und zwar besonders aus Ländern, wo große Familien die Norm sind. So haben Frauen, die zum Beispiel aus Syrien stammen, im vergangenen Jahr in Deutschland 20.100 Kinder zur Welt gebracht. Das waren 2.300 mehr Kinder als noch zwölf Monate zuvor - eine Entwicklung, die auch die Fachleute schon längst beobachtet haben: „Etwa die Hälfte der Steigerung bei der deutschen Geburtenrate, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat, lässt sich auf die Immigration zurückführen“, schätzt beispielsweise Tomas Sobotka, Wissenschaftler vom Wiener Institut für Demographie (VID).
Zahlreiche Gesetze für den Mutterschaftsurlaub
Grundsätzlich haben es in Deutschland Frauen schwer, Beruf und Familie zu verbinden. Deswegen haben in der Vergangenheit viele Frauen auf Kinder verzichtet und sich für eine berufliche Karriere entschieden. Die Bundesregierung hat aus diesem Grund in den vergangenen zehn Jahren versucht, die Frauen zu unterstützen.
So wurden zahlreiche Gesetze für den Mutterschaftsurlaub auf den Weg gebracht. Darüber hinaus hat die Regierung die Regelungen so verändert, dass auch die Väter immer mehr zuhause bleiben und Vaterschaftsurlaub nehmen. Im Jahr 2013 hat der Bundestag sogar ein Gesetz verabschiedet, dass jedes Kind, das älter als ein Jahr ist, ein Recht auf einen Kindergarten-Platz hat.
Natürlich ist der negative Trend, der seit den Achtziger Jahren begonnen hat, damit grundsätzlich nicht gestoppt. Auch ist zu fragen, ob und wie sich die Kinder der Immigranten in die Gesellschaft integrieren werden. Die Befürchtung vieler, die Deutschen könnten aussterben, wird noch weiter in den Köpfen bleiben. Doch gibt es immerhin schon wieder ein positives Zeichen, über das man sich freuen kann.