Anleger blicken auf die angeschlagene deutsche Konjunktur so skeptisch wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Das entsprechende Barometer fiel im Juli auf minus 4,8 Zähler von minus 0,7 Punkten, wie die Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter mehr als 900 Anlegern mitteilte. Das ist der tiefste Wert seit November 2009, berichtet Reuters.
"Die hohe Abhängigkeit vom Export und dem Absatzmarkt China wird zunehmend eine Bürde. Und der Zollstreit schwebt wie ein Damoklesschwert über den einstigen Musterknaben der Euro-Region", sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Eine Rezession scheine "unausweichlich".
Der exportabhängigen Wirtschaft machen die Zollkonflikte, die Abkühlung der Weltkonjunktur und Risiken wie der Brexit zu schaffen. Die Bundesregierung erwartet für 2019 nur noch ein mageres Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,5 Prozent. Auch die Konjunktur der Euro-Zone wird von Anlegern deutlich schlechter bewertet. Dieses Barometer fiel laut Sentix im Juli auf minus 5,8 Zähler von minus 3,3 Punkten und erreichte damit das tiefste Niveau seit November 2014. "Je länger keine Lösung im Zollstreit gefunden wird, desto stärker leidet das Wirtschaftsvertrauen", sagte Hussy.
Hussy erwartet, dass andere Konjunktursignale im Juli auch „in Moll" ausfallen werden. „Die aktuellen Konjunkturerwartungen geben Rückendeckung für den Zinsabwärtstrend. Ohne Notenbankunterstützung dürfte es der Aktienmarkt schwer haben."