Gemischtes

Maschinenbauer Aumann zeigt Probleme der Zulieferer auf

Die Probleme beim nordrhein-westfälischen Auto-Zulieferer Aumann stehen symbolisch für die Situation, in der sich die gesamte Branche befindet.
15.07.2019 17:52
Lesezeit: 3 min

Die maue Autokonjunktur macht dem Maschinenbauer Aumann immer stärker zu schaffen. Nach einer Gewinnwarnung in der vergangenen Woche rauschte der ohnehin auf Talfahrt befindliche Kurs noch tiefer in den Keller, berichtet die dpa. Und auch die weiteren Aussichten für den Zulieferer sind wenig erfreulich.

Was ist los bei Aumann:

Das hatten sich in Beelen alle Beteiligten ganz anders vorgestellt: Nachdem Aumann noch 2018 ein Rekordjahr mit kräftigen Zuwächsen zu verzeichnen hatte, bekommt das Unternehmen den rückläufigen Fahrzeugabsatz und die daraus resultierende Verunsicherung in der Autoindustrie mittlerweile deutlich zu spüren. Die Nordrhein-Westfalen leiden unter wiederholt verschobenen Auftragsvergaben, die Auftragseingänge sind enttäuschend.

Eine Prognosesenkung war die bittere Folge, sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis (Ebit) musste der Maschinenbauer vor wenigen Tagen deutlich zurückrudern. Und damit nicht genug: Aumann geht davon aus, dass die Investitionszurückhaltung und Kostendisziplin bei Herstellern und Zulieferern auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus bestehen werden.

Aumann war bereits vorsichtig ins Jahr gestartet und hatte darauf verwiesen, dass die schwierige Entwicklung in der Autoindustrie und wirtschaftspolitischen Unwägbarkeiten sich negativ bemerkbar machen könnten. Allerdings war Vorstandschef Rolf Beckhoff dennoch von leichten Zuwächsen ausgegangen. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern sollten etwas mehr als die 2018 erwirtschafteten 29,3 Millionen Euro herauskommen. Und auch beim Umsatz sollte auf die 290,8 Millionen des Vorjahres noch eine Schippe draufgelegt werden. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Da hilft es Aumann auch nichts, dass das stark wachsende Geschäft mit Produkten für die Fertigung von Elektromotoren weiterhin gut läuft und auch im ersten Quartal ein wichtiger Treiber war. Denn die Probleme im nach wie vor größeren Geschäft mit der klassischen Automobilindustrie - etwa Anlagen für die Produktion von herkömmlichen Antriebskomponenten - konnte das Unternehmen dadurch nicht wettmachen.

Die Delle des Maschinenbauers in diesem Jahr hat Investoren stark verunsichert. Spätestens mit der Gewinnwarnung von vergangener Woche ist Ernüchterung eingetreten. Die Anleger reagierten geschockt und sorgten für deutliche Kursverluste.

Bislang ist die Zahl der Experten, die sich eingehend mit Aumann beschäftigen, recht überschaubar. Ihr Votum fällt in Anbetracht der negativen Entwicklung der vergangenen Monate allerdings eindeutig aus. Mit der Commerzbank, den Privatbanken Berenberg und Metzler sowie Hauck & Aufhäuser zeigen sich gleich vier Kreditinstitute skeptisch im Hinblick auf die weiteren Perspektiven.

So überdenkt etwa die Bank Hauck & Aufhäuser nach der jüngsten Gewinnwarnung ihre Einschätzung. Das Ausmaß sei alarmierend, befand Analyst Christian Glowa. Er hält eine nachhaltige Nachfrageerholung momentan für nicht absehbar und geht davon aus, dass mangelnde Profitabilität die Papiere auch über 2019 hinaus belasten dürfte. Ähnlich sieht das Metzler-Analyst Jasko Terzic, der daran zweifelt, dass sich die Auftragslage bei Aumann schnell genug erholen kann.

Die Commerzbank stufte Aumann nach der gesenkten Prognose von "Hold" auf "Reduce" ab und senkte das Kursziel von 30 auf 14 Euro um mehr als die Hälfte. Nach dem schwachen Auftragseingang zu Jahresbeginn überraschten die niedrigeren Umsatz- und operativen Ergebnisziele (Ebit) des Maschinenbauers für 2019 nicht, urteilte Analyst Stephan Klepp. Er rät dazu, erst einmal die Finger von der Aktie zu lassen.

Bei der Aumann-Aktie hat eine kontinuierliche Abwärtsentwicklung eingesetzt. Dabei sah es in den ersten Monaten nach dem Börsengang noch positiv aus. Lag der Ausgabepreis im März 2017 bei 42 Euro, kletterten die Papiere bis Oktober 2017 zunächst auf ein Hoch von 95,48 Euro.

Die guten Zeiten liegen aber schon lange zurück. Die Aktie befindet sich im freien Fall. Alleine seit Jahresbeginn steht für Investoren ein Verlust von über der Hälfte zu Buche. Noch drastischer fällt die Bilanz beim Blick auf den Kursverlauf der zurückliegenden zwölf Monate aus: Seitdem verzeichnen die Anteilsscheine ein Minus von fast drei Viertel ihres Wertes. Damit ist Aumann Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Anleger müssen also starke Nerven haben und vor allem viel Durchhaltevermögen besitzen.

Die Marktkapitalisierung des Maschinenbauers beträgt derzeit nur noch knapp 220 Millionen Euro. Größter Aktionär ist die Beteiligungsgesellschaft MBB, die 38 Prozent der Anteile hält.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...