Politik

F-35-Programm: Rauswurf der Türkei gefährdet Kooperation mit den USA nicht grundlegend

Das Weiße Haus teilt mit, dass die Beziehungen zur Türkei vielschichtig und wertvoll sind. Der Rauswurf der Türkei aus dem F-35-Programm sei aber eine Störung der militärischen Zusammenarbeit. Unklar bleibt, ob das Pentagon derselben Meinung wie das Weiße Haus ist.
18.07.2019 16:58
Lesezeit: 2 min
F-35-Programm: Rauswurf der Türkei gefährdet Kooperation mit den USA nicht grundlegend
Der US-amerikanische Präsident Donald Trump und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan. (Foto: dpa) Foto: picture alliance / Pablo Martine

In den europäischen Medien wurde am Mittwoch berichtet, dass die USA die Türkei aus dem Programm zur Entwicklung des F-35-Kampfjets geworfen haben. Darin sahen einige Medien eine nachhaltige Verstimmung und Konfrontation zwischen Washington und Ankara. 

In einer Mitteilung schreibt das Weiße Haus: “Leider macht die Entscheidung der Türkei, russische S-400-Luftverteidigungssysteme zu kaufen, ihre weitere Beteiligung an der F-35 unmöglich (...) Die Türkei ist seit über 65 Jahren ein langjähriger und vertrauenswürdiger Partner und Nato-Verbündeter. Die Annahme der S-400 untergräbt jedoch die Verpflichtung aller Nato-Verbündeten, sich von den russischen Systemen zu entfernen. Dies wird sich nachteilig auf die Interoperabilität der Türkei mit dem Bündnis auswirken.”

Bemerkenswert und viel wichtiger ist allerdings der zweite Teil der Mitteilung. Das Weiße Haus führt aus: “Die USA schätzen unsere strategische Beziehung zur Türkei nach wie vor sehr. Als Nato-Verbündete sind unsere Beziehungen vielschichtig und konzentrieren sich nicht nur auf den F-35-Jet. Unsere Militär-zu-Militär-Beziehungen sind eng und wir werden weiterhin intensiv mit der Türkei zusammenarbeiten - unter Berücksichtigung der Einschränkungen aufgrund des S-400-Systems.”

Es bleibt auch unklar, ob Ankara überhaupt noch an dem Programm zum F-35-Kampfjet teilnehmen wollte. Generalmajor a.D. Beyazıt Karataş sagte der türkischen Zeitung Aydınlık, dass der Rauswurf der Türkei aus dem Programm eine positive Entwicklung sei. Karataş wörtlich: “Der Schlüssel für diese Kampfjets (F-35, Anm. d. Red.) wird sich in den Händen der Amerikaner befinden. Wenn die Amerikaner nicht wollen, ist es unmöglich diese Jets zu bedienen. Es handelt sich nicht um ein Programm mit einer Lieferkette für andere Staaten, sondern um eine Kette der finanziellen Glückseligkeit der Amerikaner.”

Ihm zufolge ist der Kauf des Luftabwehrsystems S-400 weitaus wichtiger, zumal die Türkei im östlichen Mittelmeer und in Syrien bedroht werde, behauptet Karataş.

Der stellvertretende russische Ministerpräsident Yuri Borisov hat mittlerweile angekündigt, dass Russland bereit sei, der türkischen Regierung russische Kampfjets zu verkaufen. Am Mittwoch sagte er dem türkischsprachigen Dienst von Euronews: “Warum nicht? Wie man sieht, ist ein Präzedenzfall bereits verwirklicht.”

Im April 2019 hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gesagt, die Türkei könne sich durchaus einen Erwerb russischer Kampfjets vorstellen. 

Die Umstellung der türkischen militärischen Infrastruktur hängt direkt mit den Vorkommnissen im östlichen Mittelmeer zusammen. Die Türkei benötigt offenbar Systeme, die über keine Interoperabilität zu den Systemen der Nato verfügen. Interoperable Systeme arbeiten zusammen. Systeme, die nicht interoperabel sind, können militärisch gegeneinander einwirken. 

Zwischen dem 1. und 12. April führten Zypern, Griechenland, Israel, Italien, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf der Insel Mora ein großangelegtes Militärmanöver (Iniohos-2019) durch. Es wurde vor allem geprobt, wie es möglich ist, Luftabwehrsysteme der Klasse S-400 auszuschalten, berichtet das britische Fachmagazin AIR International. Der Fokus lag offiziell im Bereich Suppression of Enemy Air Defences (SEAD), also der Unterdrückung feindlicher Luftabwehr. Auch die Türkei hatte in der jüngsten Vergangenheit eine große Flottenübung in der Äegäis abgehalten.

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