Politik

Europa steuert auf einen chaotischen Brexit zu

Lesezeit: 1 min
23.07.2019 13:30
Boris Johnson wird neuer britischer Premierminister.
Europa steuert auf einen chaotischen Brexit zu
Boris Johnson. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Brexit >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Brexit  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Brexit-Hardliner Boris Johnson wird neuer Chef der britischen Konservativen und damit auch Regierungschef. Das gab die Parteiführung am Dienstag in London bekannt. Am Mittwoch soll der Ex-Außenminister und frühere Londoner Bürgermeister zum neuen Premierminister ernannt werden.

Johnson hat versprochen, Großbritannien bis Ende Oktober aus der EU zu führen - mit oder ohne Austrittsvertrag. Ein ungeregelter EU-Ausstieg dürfte der Wirtschaft nach Ansicht von Experten schwer schaden.

Johnson hat seine Wahl zum neuen Premierminister als "entscheidenden Moment" in der Geschichte bezeichnet. Dies sei eine "außerordentliche Ehre und ein Privileg". Zugleich räumte er am Dienstag in London ein, dass seine Wahl zum Tory- und Regierungschef nicht überall willkommen geheißen werde.

Nach der Kür von Boris Johnson zum nächsten britischen Premierminister warnen deutsche Wirtschaftsvertreter vor einem EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen. "Mit der Wahl von Hardliner und Brexiteer Boris Johnson als Nachfolger von Theresa May wächst die Gefahr eines No-Deal-Brexits", erklärte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Holger Bingmann, am Dienstag. "Ein Brexit ohne ein Freihandelsabkommen wäre eine Katastrophe für Großbritannien und auch nicht wünschenswert für Europa."

Derzeit ist der EU-Austritt Großbritanniens für den 31. Oktober geplant. Die EU müsse zu ihren Entscheidungen stehen, "um ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen", verlangte Bingmann. "Trotzdem sollte man sich in Brüssel darauf verständigen, dass eine Fristverlängerung unter den richtigen Voraussetzungen möglich bleibt, sofern damit ein ungeordneter Austritt abzuwenden ist."

Der Maschinenbauverband VDMA sieht die Gefahr eines ungeordneten Brexit durch Johnson als Premierminister ebenfalls weiter gestiegen. "Die europäische Wirtschaft hofft, dass sich seine Politik von seiner bisherigen Rhetorik unterscheidet", erklärte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. "Unternehmen sollten sich aber weiterhin auf einen harten Brexit Ende Oktober vorbereiten."

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, erklärte, Johnson müsse sich als Premierminister "für einen geordneten Übergang einsetzen". Drohungen aus London, ungeordnet aus der EU auszuscheiden, "sind schädlich und kommen wie ein Bumerang zurück. Sie verstärken die bereits eingetretenen Schäden in der Wirtschaft."

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betonte, die Unternehmen bräuchten endlich einen "klaren Fahrplan" zum Brexit. "Daher ist es wichtig, dass die EU-27 keine Neuverhandlung des mühsam ausgehandelten Ausstiegsabkommens zugestehen", erklärte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. "Sehr wohl kann aber an der Erklärung zu den künftigen Beziehungen hier und da nachgearbeitet werden, um einen geordneten Brexit im Interesse auch der Unternehmen doch noch zu ermöglichen."


Mehr zum Thema:  
Brexit >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...