Politik

Widersprüchlicher Johnson bereitet EU Kopfzerbrechen

Lesezeit: 1 min
23.07.2019 17:07
Jetzt ist er wohl schon bald der neue britische Premier. Sein widersprüchlicher Charakter dürfte für Brüssel ein Problem werden.

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Ein Schock: Das, was viele seit Jahren befürchten, ist nun Wirklichkeit geworden. Boris Johnson, der Anti-Europäer und stramme Brite, ist am Dienstag zum Vorsitzenden der konservativen Partei geworden - den Torys. Damit ist der Politiker auch automatisch der designierte neue Premierminister.

Viele hatten mit diesem Ergebnis zwar schon gerechnet, doch da es nun amtlich geworden ist, muss man doch erst einmal schlucken. Jetzt tritt der ehemalige Londoner Bürgermeister, der früher bereits zwischen 2016 und 2018 Außenminister war, als führende politische Nummer eins Großbritanniens in Erscheinung.

Johnson, der von inneren Widersprüchen gekennzeichnet ist, wird mit seinem Charakter für die EU kaum berechenbar sein. Eigentlich hat er einen kosmopolitischen Hintergrund, weil er aus einer vielköpfigen Familie stammt und sogar bis 2016 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besessen hat.

Denn Johnson ist in New York geboren. Dann ist der ehemalige Journalist auch in Brüssel auf eine Europäische Schule gegangen. Dass ausgerechnet er sich als großer Kritiker der EU entpuppt hat, ist nicht logisch. Auch ist Johnson sehr intelligent und stammt aus der britischen Oberschicht. Deswegen irritieren seine ständigen verbalen Ausfälle. Mit ihm an der Spitze der britischen Regierung hat Brüssel einen Gegenspieler, der kaum berechenbar scheint. Jetzt dürfte es einen Brexit ohne Vertrag und noch weitere negative Überraschungen für die Gemeinschaft geben.

Johnson und Trump degradieren Weltpolitik zur "Muppetshow"

Doch das dürfte nicht das einzige Problem sein. Auch der Ton, der generell an den internationalen Verhandlungstischen gesprochen wird, wird wohl weniger seriös werden. Das polnische Nachrichtenmagazin „Polityka“ hat einmal gespottet, dass Johnson mit US-Präsident Donald Trump die internationale Politik zu einer Art „Muppetshow“ degradieren. Da dürfte etwas dran sein. Generell dürften die Verhandlungen international schwieriger werden.

Professor Peter Walschburger von der FU Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

"Er tritt als charmante schillernde Persönlichkeit auf. Er ist sehr intelligent und gebildet und trotzdem manchmal nicht um vulgäre Worte verlegen. Er scheint ein Karrierist zu sein, bei dem man eine stringente, nachvollziehbare politische Linie oft nicht erkennen kann. Johnson imponiert eher eine Art 'Rampensau' denn als verantwortungsvoller, weiser Staatslenker. Wie er beim Brexit sein Volk populistisch verschaukelt hat, hat mich mit Misstrauen erfüllt. Er liegt im Mainstream der heutigen Politik, wo heutzutage Populisten massiven Aufwind erhalten. Ein Mitstreiter kritisierte ihn vor kurzem so: „Politiker sollten Bürgern nicht sagen, was sie hören wollen, sondern was sie wissen müssen."


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