Politik

EU entfernt Video: Nazi-Schaffner hätte Bürger verwirren können

Das umstrittene EU-Video mit dem Nazi-Schaffner wurde mit versteckter Kamera in einem Zug im deutschsprachigen Teil Belgiens gedreht. Es wurde entfernt, damit die Bürger in Europa nicht unnötig verwirrt werden, teilt das EU-Parlament mit.
13.04.2013 03:03
Lesezeit: 2 min

Die EU hatte kürzlich mit einem seltsamen Video für Ärger in Deutschland gesorgt: Es wärmt in plumper Weise das Klischee Deutscher = Nazi auf (hier).

Nach kurzer Zeit wurde das Video kommentarlos entfernt.

Nun hat die EU den Deutschen Wirtschafts Nachrichten eine Begründung geliefert.

Mit der Entfernung sollte vermieden werden, ungewollt Anstoß zu erregen und den Beschwerden entgegen zu kommen. Das teilte das Parlament in einer Stellungnahme mit, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. Aufgrund der negativen Reaktionen „sei klar geworden, dass das Video zu Verwirrung führen könnte“. Die Botschaft der Kampagne konnte mit dem Video nicht richtig transportiert werden, da es ohne die anderen beiden Videos aus dem Kontext gerissen war.

Das Video wäre auch im Kontext nicht zu rechtfertigen gewesen (mehr hier).

Wie das EU-Parlament mitteilte, ist das Video nämlich Teil einer EU-Kampagne, die an die Grundwerte erinnern sollte. Drei Videos wurden hierfür mit versteckter Kamera gedreht. Die Videos sollten zeigen, wie Menschen reagieren, wenn sie in einer ungewöhnlichen Situation mit Fragen über selbstverständliche Werte konfrontiert werden. Die anderen beiden Videos beschäftigen sich mit den Rechten der Frauen und dem Schutz der Kinder, so das EU-Parlament.

„Jedes der Videos wurde in weit verbreiteten Sprachen aufgenommen, um die sprachliche Vielfalt zu zeigen“, heißt es in der Mitteilung. Es habe keinen besonderen Grund für die Auswahl der Sprache, die in den Videos gesprochen wurde, gegeben, „außer vielleicht Bequemlichkeit bei der Produktion“. Die Zug-Szene im umstrittenen Video sei im deutschsprachigen Belgien gefilmt worden, nicht jedoch in Deutschland.

Produzent war die Ogilvy A Caviar Production. Diese Firma habe einen umfassenden Auftrag zu der angesprochenen Werte-Kampagne erhalten, erfuhren die Deutschen Wirtschafts Nachrichten vom dem Sprecher von Parlamentspräsident Martin Schulz, Armin Machmer. Der Clip habe nur einen kleinen Teil der Gesamtausgaben ausgemacht. Eine genaue Summe wollte er nicht nennen.

Trotz mehrmaliger Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten bei unterschiedlichen Ansprechpartnern der Pressestelle des EU-Parlaments konnten keinerlei Angaben zu den Kosten gemacht. Das Video wurde jedenfalls aus Steuergeldern finanziert. (Anmerkung der Redaktion: Deswegen werden wir weiterbohren!)

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz soll Armin Machmer zufolge erst nach seiner Rückkehr aus dem Osterurlaub von dem Video erfahren haben. Das Video sei ohne Wissen des Präsidenten ins Internet gestellt worden.

Es ist nicht das erste Video des EU-Parlaments, das für Aufregung sorgte. Erst im Februar startete ein EU-Propaganda-Film, der in deutschen Kinos vor dem eigentlichen Programm gespielt wurde. 700.000 Euro hat die Produktion gekostet (hier).

Die EU will im „Europäischen Jahr der Bürger“ dafür sorgen, dass der Bürger weiß, was er zu denken hat. Mehrere PR-Agenturen wurden von der EU engagiert, um sich in Internet-Foren in die Diskussionen einzumischen und die EU so darzustellen, wie sie aus Sicht der EU ist - umfassend postiv (mehr hier).

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....