Politik
Oligarch kontrolliert fast den halben Weltmarkt

Russischer Palladium-Gigant setzt auf Krypto-Währung

Die Produktion von Palladium, das für Auto-Katalysatoren wichtig ist, wird immer bedeutender. Die Preise sind in den vergangenen zehn Jahren regelrecht explodiert. Der russische Gigant Norilsk Nickel, der den Markt beherrscht, hat nun eine besondere Idee.
10.08.2019 16:42
Lesezeit: 2 min
Russischer Palladium-Gigant setzt auf Krypto-Währung
Der Industriekonzern Norilsk Nickel aus der gleichnamigen Stadt aus Sibirien dominiert die Weltproduktion von Palladium. Norilsk (auf dem Foto) gilt als die nördlichste Großstadt der Erde. Foto: Unternehmen

Die internationale Autoindustrie hat sich viel vorgenommen. Der klassische Verbrennungsmotor soll zunehmend mit Katalysatoren nachgerüstet werden, um die Fahrzeuge weniger umweltschädlich zu machen. Dafür ist unter anderem Palladium notwendig, das zu den Platinmetallen zählt – ein chemisches Element, das bis vor einigen Jahrzehnten nur Fachleuten ein Begriff war. Auf der Liste der klassischen edlen Stoffe, zu denen beispielsweise Gold, Silber und Platin gehören, stand es jedenfalls nicht.

So ist die industrielle Herstellung von Palladium in den vergangenen zehn Jahren auch immer wichtiger geworden. Was viele nicht wissen: Dahinter steckt letztlich der russische Industriegigant Norilsk Nickel aus Sibirien, der 40 Prozent der Weltproduktion kontrolliert.

Jetzt ist der Konzern, der vom Oligarchen Wladimir Potanin geführt wird, dabei, seine Geschäfte weiter zu entwickeln. So will das Unternehmen eine digitale Handelsplattform für Metalle in Betrieb nehmen, wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet.

„Die Vorbereitungen waren etwas langwierig“, sagte der Sprecher des Konzerns, Andrey Bugrov. „Doch wollen wir nun trotzdem bis Ende des laufenden Jahres das neue Produkt einführen, um dann mit unseren Tokens – also unseren Wertmarken - zu handeln“, erklärte der Manager, der das Potenzial für diese Plattform auf eine Milliarde Dollar schätzt. „Das ist allerdings erst mal nur eine Richtgröße“, fügte Bugrov hinzu.

Der Konzern hatte deswegen bereits im Juni mit dem internationalen Konzern IBM eine Kooperation vereinbart, um Fachleute für die Entwicklung digitaler Technologien für die Rohstoffindustrie auszubilden. Die Pläne für die Einführung der digitalen Handelsplattform sind aber noch älter. So hatte der mächtige CEO Potanin bereits im März des laufenden Jahres erstmals erklärt, dass sein Unternehmen Pläne für den Palladium-Handel mit Kryptowährungen in der Schublade habe.

Aus der Sicht von Potanin erleichtert die Abwicklung der Geschäfte mit Tokens die Transaktionen. „Größere Volumina können die Partner auf diese Weise besser transferieren als auf der Grundlage der traditionellen Verträge“, erklärte der CEO von Norilsk Nickel, der als einer der reichsten Russen gilt.

Russischer Riese kämpft mit Afrikanern um Vorherrschaft

Hintergrund: Der russische Gigant kämpft mit den afrikanischen Staaten um die Führungsposition im Palladium-Markt. Der stärkste Widersacher ist Südafrika, das 36 Prozent kontrolliert. Aber auch die Nordamerikaner sind hier relativ stark. In Zahlen liest sich das so: Die Produktionsvolumina des Weltmarktes liegen pro Jahr zwischen 200.000 und 300.000 Kilogramm. Das entspricht in etwa Umsätzen von 9,4 Milliarden Euro.

Wie rasant sich der Markt entwickelt hat, wird insbesondere den Preisen deutlich, die regelrecht explodiert sind: So hat eine Unze des Rohstoffes vor zehn Jahren noch knapp 200 Euro gekostet. Jetzt liegt das Niveau bei Werten von bis zu 1.400 Euro – also teurer als Gold.

Und mitten drin steckt Norilsk Nickel, dessen CEO Potanin, der in den Neunziger Jahren sogar einmal stellvertretender Ministerpräsident war, der sich um die finanzwirtschaftlichen Fragen gekümmert hat. Der Konzern, den der Manager führt, ist in vielen Rohstoffzweigen aktiv. Dazu gehören Nickel, wo das Unternehmen ebenfalls den Weltmarkt dominiert, Platin, Kobalt, Kupfer und Rhodium.

Das hat auch die Aktionäre in den vergangenen Jahren gefreut. So ist die Dividende zwischen 2016 und 2018 von 0,78 Dollar auf 1,22 Dollar gestiegen. Wenn man sich die Entwicklung der Preise für Palladium in den vergangenen Jahren anschaut, dann dürfte das auch noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...