Finanzen

Großbank HSBC: Top-Manager treten überraschend zurück

Lesezeit: 2 min
09.08.2019 16:20
Die Großbank HSBC wird innerhalb nur einer Woche vom Abgang zweier Topmanager überrascht. Vier Tage, nachdem der CEO vollkommen überraschend zurücktrat, kündigte die Chefin der Ostasiendivision heute ihren Abgang an.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Die Großbank HSBC wird derzeit von mehreren überraschenden Rücktritten erschüttert. Wie die South China Morning Post berichtet, hat die Chefin für die Geschäfte in Ostasien überraschend ihren Abgang bekannt gemacht.

Bereits am 5.August trat der Vorstandsvorsitzende der Bank, John Flint, vollkommen überraschend nach nur anderthalb Jahren ab. Die dpa berichtete damals:

Überraschender Chefwechsel bei der britischen Großbank HSBC: Konzernchef John Flint trat in der Nacht zum Montag nach nur rund eineinhalb Jahren von der Spitze der größten europäischen Bank zurück. Wie das Geldhaus am frühen Montagmorgen weiter mitteilte, soll der Leiter der Welthandelsabteilung, Noel Quinn, den Posten übergangsweise übernehmen. Die Suche nach einem Nachfolger könne sechs bis zwölf Monate dauern, sagte Verwaltungsratschef Mark Tucker.

Zu den Gründen des Rücktritts hieß es lediglich, der Schritt sei «im Einvernehmen» erfolgt. Tucker erklärte, angesichts des herausfordernden globalen Umfelds sei «eine Änderung erforderlich, um die vor uns liegenden Herausforderungen zu bewältigen».

An der Börse führte Flints Rücktritt zu Kursverlusten. Der Aktienkurs der Bank, deren Geschäft stark auf Asien ausgerichtet ist, gab in Hongkong um bis zu knapp zwei Prozent nach, lag dann aber in einem insgesamt schwächeren Umfeld weniger stark im Minus. Damit baute das Papier die Verluste der vergangenen Wochen aus. Seit einem Jahr hat die Aktie rund 15 Prozent an Wert verloren.

An den neuerlichen Kursverlusten konnten auch erneut hohe Gewinne und die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs nichts ändern. So will die HSBC nun eigene Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde US-Dollar (rund 900 Mio Euro) vom Markt zurückkaufen.

Flint hatte das Ruder im Februar 2018 vom langjährigen Chef Stuart Gulliver übernommen und den Konzern auf Wachstum ausgerichtet. Bis 2020 will die Bank bis zu 17 Milliarden Dollar investieren, um ihr Geschäft weiter zu stärken. Das Geld soll vor allem nach Asien und in neue Technologien fließen.

HSBC ist mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 143 Milliarden Euro die mit Abstand wertvollste Bank Europas und spielt als einziges europäisches Haus in der Liga der US-Branchenriesen JPMorgan Chase, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup mit.

Angesichts weiter sprudelnder Gewinne in den ersten sechs Monaten sieht die Konzernspitze die Bank zwar auf Kurs, bis zum Jahr 2020 wie geplant eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als elf Prozent zu erzielen. Im ersten Halbjahr lag die Rendite mit 11,2 Prozent nur dank eines Sondereffekts darüber. Die jüngste Zinssenkung in den USA durchkreuzt aber die Ziele für das US-Geschäft von HSBC. Dort hatte die Bank ohnehin mit Problemen zu kämpfen.

Daher kassierte das Management das bisherige Ziel, in den Vereinigten Staaten bis 2020 eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent zu erreichen. Neben den Folgen der Zinssenkung nannte die Bank die schwierige Ertragslage im Privatkundengeschäft, der Vermögensverwaltung sowie im Handelsgeschäft. «Wir arbeiten an den Betriebskosten und den Investitionsausgaben mit Blick auf die Risiken bei der Ertragsentwicklung», versprach die Bankführung.

Im ersten Halbjahr legte HSBC zwar weiter zu. Im Vergleich zum ersten Quartal schwächte sich die Gewinnentwicklung im laufenden Geschäft zuletzt aber ab. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern lag in den Monaten Januar bis Juni bei 12,5 Milliarden US-Dollar und damit 6,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Davon kamen 9,8 Milliarden Dollar aus Asien. Im ersten Quartal hatte er noch um zehn Prozent zugelegt.

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre der Bank im ersten Halbjahr ein Gewinn von 8,5 Milliarden Dollar und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die bereinigten Erträge legten zwar dank guter Geschäfte mit Privat- und Firmenkunden um rund acht Prozent auf 28,5 Milliarden Dollar zu. Im Handelsgeschäft musste das Institut aber einen Rückgang um 2,5 Prozent hinnehmen.


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
09.10.2024

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Selenskyj-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe - ändert sich die Ukraine-Strategie?
09.10.2024

Der Hurrikan "Milton" in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen...

DWN
Politik
Politik Telegram kooperiert jetzt mit den russischen Behörden: Sollte man den Messenger bald verlassen?
09.10.2024

Der Gründer von Telegram hatte lange Zeit nicht vor, mit Russland zusammenzuarbeiten, aber jetzt sieht die Lage anders aus. Russische...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nahostkonflikt: Israel und libanesische Hisbollah im Eskalations-Modus - Vergeltungsschlag erwartet
09.10.2024

Auf Angriff folgt Vergeltung: Nahezu täglich beschießen sich die libanesische Hisbollah-Miliz und die israelischen Streitkräfte – ein...

DWN
Politik
Politik Kosten sparen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Ja, aber wie viele?
09.10.2024

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll Kosten senken - indem kleinere Sender gestrichen werden. Wie viel Geld genau das einspart,...

DWN
Panorama
Panorama Friedensnobelpreis 2024: Wird in diesem Jahr überhaupt ein Preisträger gekürt?
09.10.2024

30 Jahre nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an führende Nahost-Politiker herrscht erneut Krieg in der Region. Angesichts der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stahlharte Klatsche für Habeck: Thyssenkrupp prüft Stopp seiner Anlage für grünen Stahl - schlechtes Vorbild für andere?
09.10.2024

Thyssenkrupp erwägt, den Bau seiner mit einer halben Milliarde Euro subventionierten Direktreduktionsanlage zu stoppen. Diese sollte...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Habeck will Langzeitarbeitslosen Arbeit bezahlen - mit 1.000 Euro Motivationsprämie zusätzlich
08.10.2024

Ab Januar 2025 sollen Arbeitslose mit einer „Anschubfinanzierung“ von 1.000 Euro belohnt werden, wenn sie einen längerfristigen Job...