Politik

Frankreich rettet Auto-Industrie mit Milliarden vor dem Kollaps

Die französische Auto-Industrie kämpft ums Überleben. Der Regierung von Francois Hollande fällt nichts anderes ein, als weitere Staatsgelder in die Betriebe zu pumpen. Er wird von der EU-Kommission diskret unterstützt. Brüssel ist nicht stark genug, um den Franzosen die Stirn zu bieten.
03.05.2013 02:12
Lesezeit: 2 min

Die französische Regierung will weitere Milliarden in das Peugeot-Werk in Aulay pumpen. In eine Produktionsstätte, der von mehreren Investoren längt keine Zukunft mehr gegeben wird.

Damit verschärft sich die Krise in der einstigen französischen Vorzeige-Industrie (mehr zu den Anfängen - hier).

Die französische Industrie ist stark vom Export in die Krisenländer Südeuropas abhängig. Seit Einführung des Euro hat Frankreichs Export ein Drittel seiner Weltmarktanteile verloren. Eine Ursache hierfür: Die Arbeitskosten sind zu hoch. Und seit der Einführung des Euro sind die Lohnstückkosten insgesamt um 30 Prozent gestiegen.

Betroffen hiervon ist auch die Autoindustrie. Das Land produziert derzeit 40 Prozent weniger Kraftfahrzeuge als im Jahr 2005, Deutschland dagegen 15 Prozent mehr.

Nun blockieren seit drei Monaten Streiks das Werk von PSA Peugeot-Citroën. Mitte April beispielsweise wurden etwa fünf Autos hergestellt, bei einer möglichen Auslastung von 700 pro Tag. Herangekarrte Streikbrecher werden mit Tränengas und gelegentlich auch mit gefüllten Urinflaschen begrüßt. Kein Wunder. Schließlich steht der Abbau in einer Größenordnung von 8.000 bis 11.000 Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Konkret ist von der Schließung eines Werks in Aulnay nahe Paris bis Ende 2014 die Rede.

Dabei schrieb der PSA-Konzern im Jahr 2012 einen Verlust von fünf Milliarden Euro. Dass der Absatzmarkt in den südlichen Ländern der Eurozone einbricht, musste auch den Managern bekannt gewesen sein. Dennoch hat es die Chefetage versäumt, rechtzeitig Absatzmärkte wie in China oder Indien zu erschließen.

Noch bis Anfang März stand eine Fusion mit Opel auf der Agenda. Doch die wurde inzwischen abgesagt. Die Aktien haben im letzten Jahr 60 Prozent verloren.

Um der Krise bei PSA Peugeot-Citroën Herr zu werden, will nun die französische Regierung den Konzern mit sieben Milliarden Euro unterstützen. Weitere zusätzliche - rückzahlbare - Beihilfen in Höhe von 85,9 Millionen Euro sind vorgesehen.

Im Februar hatte die EU-Kommission bereits die ersten 1,2 Milliarden Euro staatlicher Beihilfen genehmigt.

Seit Donnerstag begibt sich die EU-Kommission in die "vertiefe" Prüfung für die Bewilligung des Rests von 5,8 Milliarden Euro Beihilfe der französischen Regierung. Es geht darum, ob die Milliarden für Peugeot-Citroën genehmigungsfähig sind oder die Konkurrenten in Frankreich und im restlichen Europa dadurch benachteiligt würden.

Nach den bisherigen Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass Brüssel Paris nichts in den Weg legen wird: Die Macht der Kommission stützt sich ganz wesentliche auf Frankreich und Italien (hier deren neue Taktik gegen Deutschland).

Harte Maßnahmen gibt es von seiten der EU vor allem gegen die kleinen Länder. Mit solchen Ritualen kann der Anschein erweckt werden, dass die Union auch in schlechten Zeiten handlungsfähig ist.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...