Deutschland

Bundesbank-Weidmann zweifelt erstmals an der Zukunft des Euro

Lesezeit: 1 min
18.05.2013 11:46
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte, die Bundesbank wolle den Euro nur als stabile Währung erhalten. Die aktuelle Politik der EZB schwäche jedoch den Euro. Wird diese Politik fortgesetzt, ist es nach Einschätzung der Bundesbank auch mit dem Euro vorbei.
Bundesbank-Weidmann zweifelt erstmals an der Zukunft des Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesbank-Präsident hat erstmals Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der europäischen Gemeinschaftswährung geäußert. In einem Interview mit der Bild am Sonntag erneuerte Weidmann seine Kritik gegen die Rettungs-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Ankündigung von EZB-Präsident Mario Draghi, unbegrenzt Staatsanleihen zur Stabilisierung des Euro aufzukaufen, hält Weidmann für existenzbedrohend für den Euro.

Weidmann sagte:

„Ist es eine gute Idee, dass wir einfach alle gegenseitig für unsere Staatsschulden haften? Eigentlich geht es doch darum, dass wir auf dem Weg zu einer stabileren Währungsunion vorankommen.“

Und nur als stabile Währung sei der Euro für die Bundesbank akzeptabel.

Weidmann:

„Für die Bundesbank gilt, dass wir den Euro erhalten wollen und zwar als stabile Währung.“

Damit hat Weidmann erstmals einen Rahmen skizziert, in dem der Euro auseinander brechen würde: Wenn nämlich seine Stabilität als Währung nicht mehr sichergestellt ist. Weidmann hat seine Zweifel am Euro in der fürDiplomaten Bundesbanker typischen Form nicht so formuliert, dass es jeder gleich versteht oder erkennt. Aber im währungstaktischen Neusprech der Zentralbanker hat diese Aussage Sprengkraft.

Denn Weidmann schafft ein Junktim: Verliert der Euro die Stabilität, die ihm derzeit nur das Gelddrucken der EZB gewährt, dann sollte man sich von ihm verabschieden.

Vor zwei Jahren hätte kein EZB-Mann - auch nicht ein von der Bundesbank entsandter -  eine solche Aussage getätigt.

Derzeit versorgt die EZB die Märkte durch niedrige Zinsen mit billigem Geld, wodurch die Schulden-Macherei bei Regierungen und Privatleuten angefacht wird.

Auch dagegen ist Weidmann: Die Leute sollte sich darauf einstellen, dass die Zinsen wieder einmal steigen werden – und es sei die Frage, ob sie sich dann noch die Kredite leisten können.

Weidmann hat der jüngsten Zins-Senkung zugestimmt.

Dass er nun ein Euro-Endspiel andeutet, zeigt, dass Weidmann die Bürger darauf vorbereiten will, dass es schon bald zu gravierenden Verwerfungen im Euro-Raum kommen könnte.

Italien und Spanien haben sich offiziell vom Sparen abgemeldet. Frankreichs Präsident Francois Hollande hat am Freitag verkündet, dass es für Europa am besten wäre, wenn die EZB noch viel mehr Geld druckte.

Rahmenbedingungen für eine stabile Währung sehen anders aus.

Beobachter sehen eine deutlich über fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit für eine Währungsreform in den kommenden Jahren (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...