Deutschland

Merkel fährt Brüssel in die Parade: Handelskrieg gegen China nicht erwünscht

Lesezeit: 2 min
20.05.2013 02:10
Deutschland will keinen Handelskrieg mit China. Die Bundesregierung hat eine Initiative Brüssels torpediert, gegen chinesische Billig-Produkte vorzugehen. Die bilaterale Lobby-Arbeit Pekings kann damit einen wichtigen Erfolg verbuchen.
Merkel fährt Brüssel in die Parade: Handelskrieg gegen China nicht erwünscht

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Chinesen wissen, wie man die EU-Politik aushebelt. Nach massiven Lobbying in den Mitgliedstaaten hat Peking nun einen wichtigen Verbündeten auf seine Seite gezogen. Die Bundesregierung lehnt den Plan der EU ab, gegen chinesische Subventionen bei Solaranlagen und Telekommunikations-Geräten vorzugehen.

EU-Handels-Kommissar Karel De Gucht hatte ein Wettbwerbs-Verfahren gegen China angestrengt. China hat seine Solar-Exporte nach Europa mit 21 Milliarden Euro subventioniert. Darin sieht die EU-Kommission eine unzulässige staatliche Beihilfe, die es den europäischen Herstellern erschwert, ihre Produkte im Markt zu platzieren.

Kurz von dem Besuch des neuen chinesischen Premiers Li Keqiang in Berlin hat sich Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in der Welt am Sonntag gegen die geplanten Maßnahmen der EU-Kommission ausgesprochen. Ein Anti-Dumping-Verfahren gegen Peking würde „schwerwiegende Folgen“ haben, sagte Rösler. Man kann davon ausgehen, dass diese Aussage mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abgestimmt ist.

Die deutsche Industrie übt in dieser Frage erheblichen Druck auf die Regierung aus. BDI-Präsident Ulrich Grillo hatte die Regierung aufgefordert, Druck auf die EU-Kommission auszuüben. Der BDI fürchtet, dass es zu Vergeltungsmaßnahmen Chinas kommen könnte. Diese gefährden nach Einschätzung der Solar-Branche 242.000 Jobs in Deutschland, wenn China ebenfalls Straf-Zölle gegen deutsche Produkte aus der Solar-Branche verhängen würde.

Die Initiative der EU geht kurioserweise auf die Bonner SolarWorld zurück, die sich gegen die chinesischen Praktiken wendet. Andere Firmen, wie Wacker Chemie und zahlreiche Mittelständler, sind gegen Strafzölle. Sie fürchten, dass ihre Produkte dann auch teurer würde und die gesamte Solar-Industrie weiter in die Krise treiben könnte.

Die EU kann Strafzölle auch ohne Zustimmung Deutschlands verhängen.

Der Konflikt zeigt, dass die ganze Solar-Industrie eine einzige Blase ist, auf der offenbar nur mit staatlichen Zuschüssen Geschäfte zu machen sind.

Außerdem belegt der Konflikt die zunehmenden Spannungen zwischen der EU-Kommission und der Bundesregierung. Erst kürzlich hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die EU-Kommission wegen der Euro-Rettungspolitik heftig kritisiert (hier).

Interessanter Weise will die Bundesregierung auch nicht, dass die EU den chinesischen Telekommunikations-Hersteller Huawei Technologies Strafzöllen belegt. Der Hintergrund für diesen Einspruch: Huawei ist als einer der wichtigsten Anbieter für die Telekom-Zwangs-Modems im Gespräch (mehr dazu hier). Würden die Modems teurer, könnte der Plan der Telekom, allen Deutschen zwangsweise ein Telekom-Modem für das Internet zu verordnen, gefährdet sein.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Interview: Wetterwaffen - Utopie oder Wirklichkeit?
01.10.2023

Der italienische Wissenschaftsjournalist Marco Pizzuti spricht über die wenig diskutierte Thematik der Wetterwaffen und das starke...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger geben Hoffnung auf fallende Zinsen auf
01.10.2023

Über viele Monaten wollten Anleger nicht wahrhaben, dass die hohen Zinsen von Dauer sind. Doch nun ist plötzlich Einsicht eingekehrt -...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Dank Russland: Weizen so billig wie zuletzt vor 3 Jahren
01.10.2023

Eine zweite Rekordernte in Russland hat die globalen Weizen-Preise stark nach unten gedrückt. Analysten warnen nun aber vor einer...

DWN
Politik
Politik USA bieten vorerst keine weitere Militärhilfe für die Ukraine
01.10.2023

Der US-Kongress hat einen Übergangshaushalt verabschiedet, der vorerst keine weitere Unterstützung für die Ukraine vorsieht. Die EU...

DWN
Politik
Politik Slowakei: Pro-russischer Fico gewinnt Wahlen
01.10.2023

Die Partei des linksgerichteten früheren Ministerpräsidenten Robert Fico hat die Parlamentswahl in der Slowakei gewonnen. Sie kann aber...

DWN
Politik
Politik Türkei: Anschlag auf Regierungsgebäude in Ankara
01.10.2023

In der Türkei ist es am Sonntagmorgen zu einem Anschlag gekommen. Zwei Terroristen hätten einen Bombenanschlag auf Regierungsgebäude in...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Steuervorteile beim Unternehmensverkauf: Clevere Strategien für mehr Gewinn
01.10.2023

Durch kluge Nutzung von Steuervorteilen kann der Ausgang eines Unternehmensverkaufs erheblich beeinflusst werden. Verschiedene Strategien...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft USA: Gewinne der Unternehmen steigen auf Rekordhoch
30.09.2023

Trotz historisch hoher Zinsen können die USA eine Rezession offenbar vermeiden. Die Gewinne der Unternehmen sind auf ein neues Rekordhoch...