Um den Bildungssektor in Griechenland steht es offenbar schlecht. Mehr als 5 Milliarden Euro investieren Griechen jährlich in die Zukunft ihrer Kinder, wie aus einem Bericht der Vereinigung der Gewerkschaften im Privatsektor (GSEE), dem größten privaten Arbeitsverband in Griechenland, hervorgeht. Dabei gehen die meisten Kinder auf staatliche Schulen und Universitäten, die alle keine Beiträge verlangen. Die Ausgaben beziehen sich auf zusätzliche Angebote. Diese haben oft mit unzureichenden Angeboten im staatlichen Bereich zu tun.
Das glauben auch die Macher der Studie. „Die Inanspruchnahme zusätzlicher Bildungsangebote ist ein Zeichen für unser schwaches Bildungssystem. Damit wird Druck auf die griechischen Eltern ausgeübt, die versuchen, diesen Mangel im System auszugleichen, um ihren Kindern, die bestmögliche Zukunft zu bieten“, erklärt Nikos Paizis, Leiter des Forschungsteams der griechischen Zeitung Kathimerini.
Nach Angaben einer aktuellen Unicef-Vergleichsstudie zu Kinderarmut in OECD-Ländern (hier) gibt die griechische Regierung weniger als ein Prozent des BIP für Familien und Kinder aus. Damit belegt Griechenland den vorletzten Platz vor Malta. Zudem zeigt sich, dass in Griechenland 17,2 Prozent der Kinder auf mehr als zwei Dinge verzichten müssen, die ihnen Unicef zufolge in einem Industrieland zustehen müssten. Dazu gehören beispielsweise ein Platz für Schularbeiten, eine warme Mahlzeit am Tag oder ein Internetanschluss. Auch Deutschland landet mit 8,8 Prozent nur im Mittelfeld.
Inwiefern die Schuldenkrise Auswirkungen auf die Ausgaben der Griechen in Bildung haben, kann dadurch noch nicht geklärt werden, denn der Bericht der Gewerkschaft bezieht sich auf Daten von 2008.
Der Studie zufolge gaben die Eltern in dieser Zeit zwei Milliarden für Nachhilfeschulen, Sprach- und Musikunterricht sowie für Sport und ähnliche Aktivitäten aus. 3,2 Milliarden Euro werden in Privatschulen, Lebenshaltungskosten von Studenten oder in die Unterstützung für Absolventen investiert. In Deutschland liegen die Ausgaben für zusätzliche Bildungsangebote schätzungsweise zwischen 900 Millionen und 1,5 Milliarden Euro.