Politik

Gauweiler: „Die EZB überschreitet ihre Kompetenzen"

Lesezeit: 2 min
10.06.2013 12:52
Dr. Peter Gauweiler, Mitglied des Deutschen Bundestages, nimmt in einer Pressemitteilung erneut zur morgigen mündlichen Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den ESM und die EZB-Staatsanleihenkäufe Stellung. Hier der Text der Mitteilung im Original.
Gauweiler: „Die EZB überschreitet ihre Kompetenzen"

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei der für den 11. und 12. Juni 2013 angesetzten mündlichen Verhandlung der Verfassungsklage geht es nicht nur um die vom CSU-Bundestagsabgeordneten Dr. Peter Gauweiler, MdB am 29. Juni 2012 beim Bundesverfassungsgericht eingereichte Klage gegen das ESM-Finanzierungsgesetz.

Nach der Entscheidung des Senats im Eilverfahren am 12. September 2012 - der Senat hatte im Eilverfahren angeordnet, dass der ESM nur unter Auflagen in Kraft gesetzt werden darf- hat der Prozessvertreter von Herr Dr. Gauweiler, der Staatsrechtler Prof. Dr. Dietrich Murswiek, seine Klage mit Schriftsatz vom 11. Oktober 2012 wie folgt erweitert:

„3. Die Europäische Zentralbank (EZB) überschreitet mit ihrem Beschluss über ein Programm zum Ankauf von Staatsanleihen vom 6. September 2012 – das Outright Monetary Transactions (OMT) Programme – und durch die fortgesetzten Ankäufe von Staatsanleihen auf der Basis dieses Programms und auf der Basis des vorangegangenen Programms für die Wertpapiermärkte / Securities Markets Programme (SMP), ihre Kompetenzen, verstößt damit gegen das Demokratieprinzip und verletzt das Grundrecht des Beschwerdeführers aus Art. 38 Abs. 1 und 2 GG; die Deutsche Bundesbank ist nicht berechtigt, sich an der Durchführung des OMT-Programms – insbesondere durch Käufe von Staatsanleihen – zu beteiligen.

Hilfsweise: Die Bundesregierung verletzt das Grundrecht des Beschwerdeführers aus Art. 38 Abs. 1 und 2 GG, indem sie es unterlässt, die Europäische Zentralbank (EZB) wegen deren Beschlusses über ein Programm zum Ankauf von Staatsanleihen vom 6. September 2012 – das Outright Monetary Transactions (OMT) Programme – und wegen der Ankäufe von Staatsanleihen solcher Staaten, deren Zinsniveau im Rahmen der „Euro-Krise“ angestiegen ist, beim Gerichtshof der Europäischen Union zu verklagen. Zur Beendigung der andauernden Grundrechtsverletzung ist die Bundesregierung verpflichtet, die Europäische Zentralbank beim Gerichtshof der Europäischen Union zu verklagen.

4. Die Bundesregierung verletzt das Grundrecht des Beschwerdeführers aus Art. Art. 38

Abs. 1 und 2 GG, indem sie es unterlässt, darauf hinzuwirken, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) dergestalt geändert werden, dass das jetzt als Target2-System organisierte System des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs so gestaltet werden muss, dass entstehende Salden begrenzt werden und regelmäßig ausgeglichen werden müssen, und dass die bereits aufgelaufenen Salden abgebaut werden müssen.

Die sowohl im Eilverfahren als auch in den Anträgen zur Klageerweiterung vorgebrachten Bedenken gegen den EZB-Beschluss vom 06. September 2012 werden nun in der mündlichen Verhandlung wieder aufgegriffen: der vorbereitende Bericht des Bundesverfassungsgericht an die Parteien zeigt, dass sich das Gericht in der anstehenden mündlichen Verhandlung intensiv mit dem SMP und den OMT-Programmen beschäftigen will.

Diese sehen den Kauf von Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang vor, womit er jedoch gegen verfassungsrechtliche Prinzipien verstößt und aus diesem Grund in Deutschland nicht vollzogen werden darf. Prof. Murswiek: Die Selbstermächtigung der EZB mit ihrem Beschluss vom 6. September 2012 hat einen unbegrenzten Hyper-Rettungsschirm konstituiert, der zu einer unbegrenzten Haftung der Mitgliedstaaten ohne parlamentarische Ermächtigung und ohne parlamentarische Kontrolle führt. Das ist eindeutig und evident ein Mechanismus, der im Sinne des „Rettungsschirm“- Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 7. September 2011 auf eine Haftungsübernahme für Willensentscheidungen eines internationalen Organs mit unkalkulierbaren Folgewirkungen hinausläuft und somit eindeutig mit dem Demokratieprinzip unvereinbar ist.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik China warnt deutsche Fregatte vor Fahrt durch Taiwanstraße
06.05.2024

Die Fregatte „Baden-Württemberg" hat die Leinen noch nicht losgemacht. Doch schon vor ihrem Einsatzbeginn steht ihre Route auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...