Die enormen Staatsausgaben für Stadienbauten im Vorfeld der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft stehen in einem ungleichen Verhältnis zu den geringen Sozialleistungen der Bevölkerung. Hunderte Demonstranten haben ihrem Ärger darüber bei einer Protest-Aktion gegen den Confederations Cup in Rio de Janeiro am Sonntag Luft gemacht.
Schließlich kam es in der Nähe des Stadions zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummi-Geschosse ein (siehe Video). Fans, die aus dem Stadion kamen, wurden in den Protest verwickelt.
Ein vergleichbares Szenario fand vor dem Eröffnung-Spiel am Samstag statt. Wie die BBC berichtet, wurden dabei 39 Menschen verletzt. „Wir brauchen die Weltmeisterschaft nicht, wir brauchen Geld für Krankenhäuser und Bildung“, heißt es auf den Plakaten der Demonstranten.
Politiker genehmigen sich 15 Monatsgehälter, Lehrer müssen mit einem Hungerlohn auskommen. Der Zustand des Gesundheitssystems ist desolat. Gleichzeitig baut die brasilianische Regierung die teuersten Stadien der Welt. Etwa 15 Milliarden Dollar werden für die Weltmeisterschaft in Bauprojekte investiert, nach Angaben von Bloomberg.
Auch in Sao Paolo kam es zu Auseinandersetzungen, nachdem eine Menschenmenge gegen zu hohe Buspreise demonstriert hat. Die Demonstranten rüsten sich mit Essig aus, ein gutes Mittel, um die Wirkung von Tränengas zu minimieren.
Diese Preise sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.
Der Blog Inside Favella sieht in der Entwicklung das Platzen einer gigantischen Blase und berichtet:
Sogenannte Billigkredite ohne Anzahlung liessen den Immobilienmarkt und die Verkäufe von Autos und Elektroartikeln anwachsen. Die Preise stiegen ins Unendliche, doch die Regierung heizt den Konsum weiter an. Das Lohnniveau kann schon lange nicht mehr mit der Preisschraube mithalten. Überschuldung, Zahlungsverzug und Pleiten sind die Folge. Anstatt in Infrastruktur, Bildung und Sozialwesen zu investieren, wurden in den letzten Jahren Fussballstadien gebaut. Wie alle vom Staat verwalteten Investitionen kosteten sie das Doppelte vom anfangs veranschlagten Investitiomnsvolumen. Die Zahlen kommen jetzt mit dem Beginn der Probe-WM ans Tageslicht und das Volk kotzt es einfach nur an, dass es die Rechnung bezahlen muss, sei es in Form von höheren Bustarifen oder einfach nur für einen vollen Teller Reis und Bohnen.
Weitere Demonstrationen gegen die Weltmeisterschaft sind geplant. Die brasilianischen Medien berichten nur am Rande von den Ausschreitungen. In Video-Botschaften auf Youtube versuchen Aktivisten, für die soziale Situation in Brasilien bei der Weltöffentlichkeit Aufmerksamkeit zu erregen.