Finanzen

Asmussen: Der ESM könnte für Altlasten bei Banken verwendet werden

Lesezeit: 2 min
19.06.2013 01:37
Trotz der anhaltenden Eurokrise beschwört Jörg Asmussen seine positive Sicht der Dinge. Dabei brachte er bei der Abwicklung von maroden Banken im Euroraum auch die Beteiligung des ESM ins Spiel.
Asmussen: Der ESM könnte für Altlasten bei Banken verwendet werden

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Finanzmarktkrise, besonders im Euro-Raum, ist noch längst nicht überstanden. Dreh- und Angelpunkt dabei sind nicht nur die massiv verschuldeten Staaten, sondern vor allem die ebenfalls in Schieflage geratenen Banken, die unter allen Umständen „gerettet“ werden sollen, da sie „systemrelevant“ sind.

Dabei ist inzwischen die Rede davon, dass die Steuerzahler in Zukunft für die „Bankenrettungen“ nicht mehr zur Kasse gebeten werden sollen. Es scheint jedoch nur ein hehres Versprechen ohne Wert zu sein.

Jörg Asmussen, Mitglied im EZB-Direktorium, hielt am Montag eine Rede anlässlich des „Magdeburger Finanzmarktdialogs“ zum Thema „Ausblick auf eine europäische Bankenunion“. Asmussen benannte drei Säulen: ein einheitliches Regelwerk, einen Aufsichtsmechanismus (Bankenaufsicht) sowie einen europäischen Restrukturierungs- und Abwicklungsmechanismus.

Die Abwicklungskosten für marode Banken sollen vom Privatsektor getragen werden. Dazu soll ein Restrukturierungsfonds eingerichtet werden, in den die jeweiligen nationalen Banken im Euroraum entsprechende Sonderabgaben an eine noch zu gründende Abwicklungsbehörde entrichten.

Wie, beziehungsweise auf welcher rechtlichen Grundlage, die Banken zu einer Bankenabgabe verpflichtet werden sollen, bleibt dagegen noch unklar. Wahrscheinlich ist, dass die jeweiligen nationalen Parlamente eine entsprechende Richtlinie der EU-Kommission verabschieden müssten. Konflikte sind hier vorprogrammiert.

Denn welche (beispielsweise deutsche, niederländische, österreichische, finnische oder französische?) Bank möchte in Zukunft hohe Summen in einen Fonds einzahlen, um damit eine sich in der Vergangenheit verspekulierende und marode Bank in der Peripherie abzuwickeln?

Eher ist anzunehmen, dass die Bankenverbände in den einzelnen Ländern Druck auf ihre Regierungen ausüben, um die Bankenabgabe mit allen Mitteln zu verhindern oder finanziell so auszugestalten, dass die Einzahlungen in den Fonds geringer ausfallen.

Die Frage ist auch, in welcher Größenordnung der Fonds insgesamt ausgestattet sein muss. Denn welcher Bankenfonds der Welt mag groß genug sein, um alle Risiken europäischer Banken abzuschirmen?

Gedanklich ist dieser Aspekt in Asmussens Rede beinhaltet, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. „Falls die Mittel des Fonds nicht ausreichen, könnte der europäische Abwicklungsfonds Zugang zu einer vorübergehenden EU Notfall-Fazilität bekommen“, betonte er. „Der ESM wäre ein potentieller Kandidat für diese Aufgaben. Diese vorrübergehende Hilfe sollte über nachträgliche Bankenabgaben gedeckt werden und damit mittelfristig fiskalisch neutral sein.“

Die fiskalische Neutralität mag man gut und gerne als Rhetorik begreifen. Im Umkehrschluss bedeutet die Einbeziehung des ESM nichts anderes, als dass der Bankenabwicklungsfonds im „Notfall“ über den „Rettungsfonds“ ESM finanziell ausgestattet wird. Die Steuerzahler wären also bei der Abwicklung von maroden Banken in der Eurozone mal wieder mit im Boot.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...