Finanzen

Zweitgrößte Bank Italiens: Bailout-Gefahr massiv gestiegen

Die steigenden Zinskosten belasten Italien. Schon in sechs Monaten könnte Italien ein Bailout benötigen, warnt Italiens zweitgrößte Bank. Die Rezession und die hohen Schulden steigern das Risiko. Eine negative Entwicklung in Slowenien oder in Argentinien könnte Italiens Schicksal schnell besiegeln.
25.06.2013 01:59
Lesezeit: 2 min

Die Ankündigung der Fed und die straffe Geldpolitik der Zentralbank Chinas haben weltweit für Kursrutsche gesorgt. In Folge dessen stiegen auch wieder die Renditen für die Länder Südeuropas. Besonders für Italien könnte dies schnell zu einem Bailout-Bedarf führen.

Die zweitgrößte italienische Bank, Mediobanca, warnt in einer vertraulichen Notiz an ihre Kunden, dass Italien schon in sechs Monaten ein Bailout brauchen könnte. Vor allem, wenn die Refinanzierungskosten weiter steigen. Der Index für das Bonitätsrisiko zeige deutliche Warnsignale, zitiert der Telegraph die Bank. „Die Zeit läuft schnell“, so der Top-Analyst der Bank, Antonio Guglielmi . „Die makroökonomische Situation hat sich im vergangenen Quartal nicht verbessert.“ Im Gegenteil, „rund 160 große italienische Unternehmen haben massive Finanzierungsschwierigkeiten“, so Guglielmi.

Italien sitzt auf einem Schuldenberg in Höhe 2,1 Billionen Euro und ist damit der weltweit drittgrößte Schuldner nach den USA und Japan. Bisher schützte das Land vor allem die geringe Verschuldung der italienischen Bevölkerung selbst. Doch die Rezession im Land dreht dies gerade um. Viele Italiener befinden sich neuesten Angaben zufolge nah an der Armut (hier).  In den vergangenen zehn Jahren, sei die Industrieproduktion um 25 Prozent gefallen und die verfügbaren Einkommen hätten sich um neun Prozent reduziert, heißt es in der Mediobanca-Notiz.

Die Zinskosten für zehnjährige italienische Anleihen sind um 100 Basispunkte auf mittlerweile 4,8 Prozent gestiegen.Bisher profitierte Italien wie Spanien von den Ankündigungen der EZB, wieder in den Anleihenmarkt einzugreifen. Doch die unklare Situation über die Geldpolitik der Fed und der Zentralbank Chinas wird derzeit noch verschärft durch das noch ausstehene Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Anleihekäufe der EZB. Die Rendite für Spanien kletterte auf 5,1 Prozent und für Portugal auf 6,7 Prozent.

Italien hatte in der Vergangenheit bereits von den alten Anleihekäufen (SMP) der EZB in großem Umfang profitiert.Trotzdem das Land noch kein Bailout-Programm hatte, kaufte die EZB von Italien mehr Anleihen als von Griechenland und Portugal (hier). Der Grund liegt auf der Hand, Italien ist das Rädchen am Wagen. Kracht es hier, wackelt die Eurozone gänzlich. Auch der neue Rettungsschirm ESM ist nicht groß genug, um ein Bailout für Italien zu finanzieren (mehr hier).

Ein notwendiges Bailout für Slowenien könnte ein italienisches Bailout ebenfalls schnell notwendig machen, so Mediobanca. Aber auch die Entwicklungen in Argentinien seien entscheidend, da die italienische Wirtschaft stark mit Argentinien verwoben sei. „Vor allem Argentinien macht uns Sorgen, weil hier eine neue Staatspleite sehr wahrscheinlich ist“, so Guglielmi. Argentinien kämpft mit der Rückzahlung von umgeschuldeten Anleihen, die zu Krisenzeiten Argentiniens nicht von einem Schuldenschnitt betroffen waren. Die Begleichung der auslaufenden Kredite könnte das Land an den Rand einer erneuten Inslovenz führen.

1992 befand sich Italien schon einmal in solch einer Krise. Doch anders als damals kann das Land diesmal die eigene Währung nicht abwerten. „Es könnte mehr als zehn Jahre dauern,bis Italien das Vorkrisenniveau erreicht“, schreibt Mediobanca.

Problematisch sind in diesem Zusammenhang auch die Prozesse gegen den ehemaligen Premier Berlusconi. Erst am Montag wurde dieser in erster Instanz erneut von einem Gericht schuldig gesprochen. Das  belastet die derzeitige Regierung und drückt ebenfalls auf den Anleihenmarkt (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Mobilität in China: Warum der Westen zurückfällt
28.04.2025

Chinas Autobauer überrollen die E-Mobilitätswelt – effizient, günstig, selbstbewusst. Während westliche Marken im Reich der Mitte an...

DWN
Politik
Politik Nato-Beitritt Deutschlands: 70 Jahre Bündnistreue im Wandel der Sicherheitspolitik
28.04.2025

Mit einem feierlichen Festakt wird heute in Brüssel an den Nato-Beitritt Deutschlands vor fast 70 Jahren erinnert. Für den Festakt im...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Selenskyjs Verzicht auf Krim
28.04.2025

Bislang hat Selenskyj eine Abtretung von Territorium an Russland ausgeschlossen. Trump glaubt nach einem Treffen in Rom, dass sich diese...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Deutscher Aktienmarkt weiterhin im Zoll-Chaos – Berichtssaison nimmt Fahrt auf
28.04.2025

Der weltweite Zollstreit dürfte auch in der kommenden Woche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt prägen. "Aktuell ist alles an der...

DWN
Politik
Politik Friedensforschungsinstitut Sipri: Weltweite Militärausgaben erreichen neues Rekordhoch
28.04.2025

Die weltweiten Militärausgaben haben 2024 erneut ein Rekordhoch erreicht. Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri summierten sich die...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung wollen CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Seeweg kann zur neuen Umweltroute werden – so sieht das neue Klimapaket aus
28.04.2025

Die internationale Schifffahrt galt lange als Klimasünder mit Sonderstatus. Nun ändert sich das grundlegend: Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Hart arbeiten – das ist alles“: Wie Nvidia zum Börsenliebling wurde
28.04.2025

Vom Tellerwäscher zum Tech-Tycoon – wie Jensen Huang mit eiserner Disziplin Nvidia zur KI-Supermacht machte und nun gegen die Schatten...