Das Glücksspielwesen in Deutschland ist ein Milliardengeschäft. Im Jahr 2011 betrugen die Umsätze insgesamt 32,5 Milliarden Euro. Das ist rund 1,25 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Der durchschnittliche Deutsche verzockt damit knapp 400 Euro pro Jahr. Die Umsätze von Sozial-Lotterien, Telefon-Gewinnspielen, Sportwetten und Online-Glücksspielen von privaten und ausländischen Anbietern sind bei diesem Betrag noch nicht einmal mit eingerechnet.
Der Gesamtumsatz aller Anbieter auf dem Glücksspielmarkt blieb dabei zumindest über die letzten zehn Jahre hinweg relativ konstant. Das geht aus einer Aufstellung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen hervor. Rechnet man die offizielle Inflationsrate mit ein, so ist das Niveau sogar fast auf den Punkt genau gleich geblieben. Das entspricht auch den Ergebnissen der meisten Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen der Konjunkturentwicklung und dem Ausmaß der Spieltätigkeit unter der Bevölkerung. Demnach besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen volkswirtschaftlichen Krisen und einer erhöhten Verbreitung von Glücksspielen.
Verändert haben sich im Laufe der Zeit jedoch die Marktanteile der verschiedenen Sparten. Von den gesamten Einnahmen entfielen 19 Prozent auf Spielbanken, 21 Prozent auf den Deutschen Lotto- und Toto-Block. Mit 56 Prozent des Umsatzes geht der Löwenanteil jedoch klar auf das Konto der „Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeit“. Mit mehr als 18 Milliarden Euro wurden die Automaten in Spielhallen und Gaststätten im Jahr 2011 von den deutschen Glücksrittern gefüttert. Das Spiel am Automaten ist damit auch der einzige der genannten Bereiche, der mit einem Plus von fünf Prozent einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen hatte.
Damit bestätigt sich ein Trend, der schon in den vergangenen Jahren zu starken Umsatzsteigerungen beim Automaten-Spiel führte. Und gerade diese Form des Glücksspiels gilt als besonders riskant im Hinblick auf das Suchtpotential. Laut der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) sind drei Viertel aller Hilfesuchenden an Beratungsstellen süchtige Automatenspieler. Mit großem Abstand folgen Glücksspiele in Spielbanken (26 Prozent der Hilfesuchenden in Beratungsstellen) und Wetten (6 Prozent, jeweils Mehrfachnennungen möglich).
Immer mehr Menschen nehmen wegen ihrer Glücksspielsucht die Hilfe einer ambulanten Beratungs- oder Behandlungsstelle in Anspruch. Pro Einrichtung wurden 2010 im Durchschnitt 12 Spielerinnen und Spieler betreut. Im Jahr 2002 waren es noch 3,8 Fälle pro Beratungsstelle. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schätzt die Zahl der Glücksspielsüchtigen in Deutschland auf 275.000. Weitere 264.000 Personen zeigen ein problematisches Spielverhalten.
Besonders junge Menschen sind in immer stärkerem Ausmaß suchtgefährdet. Von einem regelmäßigen, das heißt mehrmals im Monat stattfindenden Spielen um Geld berichteten in einer Untersuchung der HLS zehn Prozent der 14- bis 18-Jährigen. Männliche Jugendliche spielen dabei deutlich häufiger als gleichaltrige Mädchen beziehungsweise junge Frauen.