Politik

Griechenland: Armutszeugnis für EU-Politik

Lesezeit: 1 min
11.07.2013 15:54
Die Nachrichten aus Griechenland verschlechtern sich jeden Monat zusehends. Trotz des bereits laufenden zweiten Rettungspaketes ist die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch und die faulen Kredite haben ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht. Seit Ende 2011 schrumpft die Wirtschaft. Die griechische Bevölkerung zahlt für die griechischen und europäischen Fehlentscheidungen.
Griechenland: Armutszeugnis für EU-Politik

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der ehemalige Eurogruppen-Chef Juncker sagte vor kurzem, er freue sich auf den ersten Sommer, in dem Griechenland nicht im Fokus der Debatten steht. Diesen Gefallen wird ihm das Land in absehbarer Zeit nicht tun können. Griechenland ist ein Paradebeispiel dafür, wie die EU-Politik kläglich scheitern kann.

Die aktuellen Daten der griechischen Statistikbehörde Elstat zeigen, dass die Arbeitslosenrate im April ein neues Rekordhoch erreicht hat. Offiziell lag sie bei 26,9 Prozent und damit deutlich höher als noch im April 2012 (23,1%). Im März war sie bereits auf 26,8 Prozent angestiegen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt nun bei 57,5 Prozent. Besonders beunruhigend ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass fast zwei Drittel der arbeitslosen Griechen schon mindestens ein Jahr ohne Arbeit sind, so der Guardian.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt verdeutlicht aber derzeitigen Zustand der griechischen Wirtschaft. Seit dem letzten Quartal 2012 ist die Wirtschaft durchgehend weiter geschrumpft. Und die hohe Arbeitslosigkeit und die Rezession im Land haben letztlich auch noch dazu geführt, dass auch die Zahl der faulen Kredite in den Bilanzen der griechischen Banken weiter ansteigt. 29 Prozent der von griechischen Banken vergebenen Kredite sind mittlerweile faule Kredite. Im Dezember vergangenen Jahres lag dieser Anteil noch bei 24,2 Prozent, so Kathimerini. Damit haben die faulen Kredite mittlerweile einen Umfang von 66 Milliarden Euro angenommen. Das wiederum gefährdet das griechische Bankensystem.

Griechenlands Bevölkerung zahlt nicht nur für die manipulativen Geschäfte ihrer Regierung zu Zeiten des Eurobeitritts (hier) und für das Leben auf zu großem Fuß, sondern auch für die Fehler der Internationalen Gläubiger. Ein zu großer Staatsapparat mit einer kaum tragfähigen Anzahl von Beamten, die millionenfach versickernden Steuereinnahmen und die jahrelange Überschuldung des Staates haben dazu beigetragen. Aber auch die absichtlich vom IWF geschönten Berechnungen hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit Griechenlands und die harten Bailout-Bedingungen sind mitverantwortlich für die Misere in Griechenland.

Dank des Bailouts geraten immer mehr Griechen in die Armutsfalle, damit die EU-Gelder in die Banken und fragwürdige Autobahnen fließen (hier). Und schon jetzt zieht die EU wieder in Betracht weitere Hilfsgelder in das Land zu pumpen (hier). Hilfsgelder, die aller Wahrscheinlichkeit nach wieder nicht an der richtigen Stelle landen und die wieder an Bedingungen geknüpft sein werden, die das Land nicht erfüllen kann (mehr hier). Die Obdachlosigkeit ist seit 2009 um 25 Prozent gestiegen, schätzt der UN-Experte Cephas Lumina.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...