Politik

EU: Griechenland und Irland bekommen neue Milliarden-Kredite

Lesezeit: 2 min
11.07.2013 02:33
Eurogruppen-Chef Dijsselbloem erwartet, dass Griechenland weitere Milliarden-Kredite und einen Schuldenschnitt benötigt. Damit ist klar: Nach der Bundestagswahl muss sich der Steuerzahler auf Überraschungen einstellen.
EU: Griechenland und Irland bekommen neue Milliarden-Kredite

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Noch kurz vor der Bundestagswahl könnte die Bundesregierung mit ihrer aktuellen Hinhalte-Taktik in Sachen Eurokrise böse hinfallen. Nach dem Affront der EU-Kommission hinsichtlich eines neuen Bankenfonds nimmt nun auch der Chef der Eurogruppe Dijsselbloem keine Rücksicht mehr. Er stellte weitere Milliardenhilfen für angeschlagene Länder in Aussicht.

So wird beispielsweise Griechenland nun doch bald weitere finanzielle Unterstützung erhalten. „Wir versuchen die ganze Zeit, den Schuldenberg erträglich zu machen“, so Dijsselbloem. Aber Griechenland werde lange brauchen, um sich zu erholen. Nächstes Jahr im April werde man deshalb prüfen, „wo wir stehen, ob die griechische Regierung alle Verpflichtungen erfüllt, ob sie einen Nettoüberschuss erwirtschaftet hat“ und wie das griechische Bankensystem aufgestellt ist. „Wir sind bereit für weitere Hilfen“, sagte Dijsselbloem in einem Interview mit der SZ.

Auch einen Schuldenschnitt schließt Dijsselbloem für Griechenland nicht aus. Auf die Frage, ob ein zweiter Schuldenschnitt geplant sei, antwortete der Eurogruppen-Chef:

Wir werden im April entscheiden, was zu tun ist. Ich verstehe die Bedenken. Griechenland ist weiterhin ein harter Fall. Wir alle sorgen uns. Aber schauen Sie, was sie schon alles erreicht haben. Ich finde das bewundernswert.“

Ein zweiter Schuldenschnitt für Griechenland ist auch eine der zentralen Forderungen des IWF. Doch vor allem die deutsche Bundesregierung hat dieses neben weiteren Finanzhilfen in den vergangenen Monaten ausgeschlossen. Nach dem ersten Schuldenschnitt für Griechenland sind die meisten Gläubiger Griechenlands öffentliche Institutionen. So müsste sich beispielsweise auch die EZB an einem neuen Haircut beteiligen. Die dadurch entstehenden Verluste würden dann von den nationalen Zentralbanken zu tragen sein – und am Ende letztlich vom Steuerzahler selbst. Ganz zu schweigen davon, dass nicht auszuschließen ist, dass auch die geleisteten Hilfsgelder dann einem Schuldenschnitt unterzogen werden müssten. Und Deutschland hat nicht nur Garantien geleistet, sondern auch tatsächlich bereits Geld an Griechenland gezahlt (hier).

Wie im Falle Griechenlands scheint nun jedoch auch mehr Luft für ein Entgegenkommen bei Irland zu sein:

„SZ: Sprechen wir über die anderen Sorgenkinder: Irland soll im Dezember aus dem Kreditprogramm entlassen werden. Wird das Land einen finanziellen Krückstock bekommen?

Dijsselbloem: Das ist möglich. In der Euro-Gruppe haben wir schon besprochen, dass wir Irland in der Übergangszeit finanziell helfen, dass das Land eine Art vorsorgende Versicherung bekommt. Wir werden die Details nach der Sommerpause beschließen.“

Zusätzlich dazu äußerte sich Dijsselbloem auch einmal recht offen bezüglich der direkten Rekapitalisierung der Banken über den ESM:

„Ganz allgemein gilt: Ob das Geld im Rettungsfonds ausreichen wird, ist ganz einfach nicht vorauszusagen. Diese Summe ist eher ein politisches Signal: ,Seht her, wir haben ein finanzielles Netz für den allergrößten Notfall. Wirklich nur dafür'. Wir haben zu lange das Prinzip verfolgt, zuerst ein öffentlich finanziertes Netz aufzuspannen. Das ist vorbei. Jetzt stehen private Investoren in der Pflicht.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...