Eine deutsche Werbefirma möchte eine umstrittene neue Art der Anzeigenschaltung auf den Markt bringen. Zugfenster sollen als Übertragungsmedium genutzt werden. Lehnt sich ein Zugpassagier dagegen, sollen ihm Schwingungen den Eindruck vermitteln, dass der Ton der Werbebotschaft aus dem Inneren des Kopfes kommt. Die durch ein kleines Gerät am Fenster erzeugten Schwingungen sind nur für diese eine Person hörbar.
Wie die BBC berichtet, steht hinter dem Projekt mit Namen „Talking Windows“ das Konzept der sogenannten Knochenleitung. Dabei werden Schwingungen über die Schädelknochen zum Gehörgang geleitet – unter Umgehung des Mittelohrs. Bisher war die Technik vor allem für Hörbehinderte von praktischem Nutzen, bei denen die Schwerhörigkeit von einer Beeinträchtigung der Schallleitung herrührt. Mit einem Knochenleitungs-Hörgerät kann diese in bestimmten Fällen umgangen werden.
Die daraus konzipierte Werbe-Idee wurde von der Agentur BBDO Deutschland im Auftrag des Senders Sky Deutschland entwickelt. Ein entsprechendes Video im Internet sorgt schon vor Umsetzung des Konzepts für Kontroversen. Das Video zeigt Passagiere in einem deutschen Zug. Beim Anlehnen des Kopfes fordert sie eine Stimme auf, die Sky Go App herunterzuladen und auf ihren Smartphones gestreamte Videos zu schauen. „Wird bei Sichtung sofort zerstört“ ist noch einer der harmloseren Kommentare, den Betrachter zu dem Werbefilm abgeben.
BBDO Deutschland hingegen beteuert, erste Tests der Technologie im öffentlichen Nahverkehr in München und Aachen hätten positive Reaktionen hervorgerufen. „Wenn unser Kunde zustimmt, werden wir das neue Medium so schnell wie möglich einführen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens zur BBC. „In Zukunft könnte die Technologie nicht nur für Werbung genutzt werden, sondern auch für Musik, Unterhaltung, Nachrichten, Wetterberichte und vieles mehr“, so der Sprecher weiter.
Was sich vielleicht wie ein skurriles Einzelkonzept anhört, ist Teil eines umfangreichen Trends. Immer neue Möglichkeiten werden ausgeschöpft, Werbung „in die Köpfe“ der Menschen zu bringen. Auch Google plant übrigens, die Technologie für seine geplante Datenbrille zu verwenden.