Deutschland

Keine Kontrolle: Angela Merkels Handy ist verschlüsselt

Lesezeit: 2 min
14.07.2013 01:18
Die deutschen Behörden wissen offenbar seit einigen Jahren von den Abhör-Aktivitäten. Daher haben sie in aller Stille damit begonnen, ihre Telefone zu verschlüsseln. Das schützt die Ministerien vor den Geheimdiensten - und verhindert die Kontrolle durch den Bürger.
Keine Kontrolle: Angela Merkels Handy ist verschlüsselt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Düsseldorfer Unternehmen Secusmart schützt die digitale Kommunikation seiner Kunden. Zu diesen gehören offenbar vor allem Behörden und Ministerien, die genau wissen, dass es für sie von Vorteil ist, wenn bestimmte Informationen niemals ans Licht kommen. Auch das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von Secusmart verschlüsselt. Vor allem die Sprachverschlüsselung wird immer wichtiger.

Die Firma Secusmart ist führend auf dem Gebiet der hochsicheren Sprach- und Datenkommunikation. Ihr Ziel ist die abhörsichere Kommunikation zwischen festen Telefonanlagen mobilen Geräten. Den Auftrag, Merkels Handy zu verschlüsseln, bekam das Unternehmen im Februar 2012, sagte Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle dem DLF.

„2009 haben wir zum ersten Mal Sprache verschlüsselt für die Bundesverwaltung, da wurden eben auch die ganzen Ministerien mit mobiler Sprachverschlüsslung (...) ausgestattet.“ Auch die Bundeswehr bezieht sichere mobile Telefone von Secusmart, sagt Quelle.

Secusmart ist zuletzt rasant gewachsen. Im vergangenen Jahr steigerte sich der Umsatz erneut deutlich um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies verdankt das Unternehmen vor allem den staatlichen Stellen, denen Secusmart bisher deutlich mehr Technik verkaufen konnte als den privaten Unternehmen.

„Ich würde sagen, der Kunde Behörde ist, wenn es um die Sprachverschlüsselung geht, der Privatindustrie um Jahre voraus“, so Quelle. Behörden seien anspruchsvoller, was die Verschlüsselung der Sprache angeht.

Die Privatindustrie hingegen habe sich bisher kaum um die Verschlüsselung der Sprache gekümmert. „Heute ändert sich das“, sagt der Geschäftsführer.

In der Politik hat die Verschlüsselung neben dem Schutz vor Geheimdiensten auch noch einen anderen Zweck: Auch die Bürger sollen immer häufiger vom Informationsfluss ausgeschlossen werden. So war vor einiger Zeit eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob die SMS der Regierungsmitglieder archiviert werden müssen. Bisher war es demokratische Praxis, dass jede offizielle Aussage eines Regierungschefs in den Archiven aufbewahrt werden müsse.

Die Forderung an Merkel, die SMS archivieren zu lassen, verlief im Sand.

Denn sosehr die Politiker Transparenz bei anderen fordern: Wenn es um ihre eigenen oft unergründlichen Entscheidungen geht, profitieren sie gerne von den Möglichkeiten der neuen Technologien. Tatsächlich wird durch die Verschlüsselung der Korruption, der Vetternwirtschaft und ungesetzlichen Machenschaften Tür und Tor geöffnet. Schließlich ist es dank dieser Technologie nicht mehr möglich, nachzuvollziehen, ob ein Politiker einen befreundeten Unternehmer angerufen hat, um ihm einen Auftrag zuzuschanzen.

In Schweden gibt es zu diesem Zweck ein Gesetz, dass jeder Kontakt von Bürgern mit Behörden öffentlich gemacht werden muss.

Doch nun liefert der jüngste Abhör-Skandal den Politikern die perfekte Begründung: Man will ja nicht, dass die Korruptions-Staatsanwaltschaft, ein Watchdog, Transparency International, kritische Medien ein ausländischer Geheimdienst Einblick in die Entscheidungen der Regierung Einblick erhält.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...