Finanzen

Kreditkarten-Gebühren: EU will Einzelhandel entlasten, die Kunden zahlen

Lesezeit: 1 min
25.07.2013 02:02
Wenn ihre Kunden in Geschäften und Restaurant mit Kredit oder EC-Karte einkaufen, zahlen die Unternehmen den Banken ein entsprechendes Entgelt. Diese Gebühren will die EU-Kommission jetzt deckeln. Der Kunde werde davon auch profitieren, so die Kommission. Doch die Banken drohen bereits, die so entgehenden Einnahmen auf den Kunden abzuwälzen.
Kreditkarten-Gebühren: EU will Einzelhandel entlasten, die Kunden zahlen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Kommission hat am Mittwoch zwei Gesetzesvorschläge angenommen, die sich mit den Gebühren bei Transaktionen mit Kreditkarten und EC-Karten befassen. Bisher zahlt der Einzelhandel Interbankengebühren, wenn die Kunden ihre Rechnung mit EC- oder Kreditkarte begleichen.

In einer entsprechenden Mitteilung hieß es, diese vom Einzelhandel gezahlten Interbankenentgelte würden aktuell auf die Verbraucher abgewälzt. Diese seien sich darüber meist nicht im Klaren. Die Deckelung der Gebühren soll den Konsumenten durch niedrigere Einzelhandelspreise zugutekommen. Bei Debitkarten soll die Obergrenze 0,2 Prozent des Transaktionswerts, bei Kreditkarten 0,3 Prozent betragen.

Die Kreditkartenanbieter laufen gegen die geplanten Änderungen Sturm. Sie würden den Wegfall der Gebühren durch neue Aufschläge bei den Jahresgebühren für Kreditkartenbesitzer wieder reinholen. „Kosteneinsparungen der großen Händler in anderen Ländern haben zu keiner Preisreduzierung für Verbraucher geführt“, sagte ein Sprecher von Mastercard Deutschland den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Beispiele der IC-Regulierung in Australien, den USA und Spanien zeigten, dass dadurch die Kosten für Verbraucher gestiegen seien.

Frank-Christian Pauli, Bankenreferent beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), hingegen sieht die Initiative der Kommission hingegen durchaus positiv. Durch die ungeregelten Interbankenentgelte hätten die Händler bisher alle Kosten intransparent an die Kunden weitergegeben. Die Ansage der kartenausgebenden Banken, ihrerseits die Gebühren zu erhöhen, sieht er als bloße Drohung. „Die Kartenanbieter müssten ihre Gebühren unter den neuen Regeln offen bekannt geben und rechtfertigen. Sie hätten keine Möglichkeit mehr, versteckte Kosten überzuwälzen“, so Pauli.

Sollte sich jedoch nahezu jede europäische Bank dafür entscheiden, den Kunden für den Wegfall der Interbankenentgelte zur Kasse zu bitten, nutzt die Offenlegung der angehobenen Gebühren wenig. Am ehesten würde tatsächlich der Einzelhandel von dem Kommissions-Vorschlag profitieren. Der Verbraucher zahlt am Ende doppelt drauf. Er zahlt bereits die aufgrund der Interbankenetgelte erhöhten Preise des Einzelhandels. Und die zukünftig entgangenen Einnahmen der Banken wird der Kunde ebenfalls in irgendeiner Weise zu tragen haben.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...