Finanzen

EU-Banken horten EZB-Geld: Unternehmen erhalten keine Kredite

Die Kreditvergabe an Unternehmen der Euro-Zone ist erneut gesunken. Die Banken nutzen die Milliarden der EZB, um sich zu sanieren. So entsteht kein Anreiz für die angeschlagene Wirtschaft in Südeuropa.
26.07.2013 08:26
Lesezeit: 1 min

Trotz aller Bemühungen der EZB, die Kreditvergabe durch niedrige Zinsen so attraktiv wie möglich zu machen, kommen die Banken Europas ihrem primären Ziel nicht mehr genügend nach: Die Kreditvergabe ist wieder gesunken. Die Gesamtsumme aller Firmenkredite ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent und im Vergleich zum Mai 2013 um 1,1 Prozent zurück, berichtet die EZB (siehe Grafik 1).

Das entspricht einem Geldvolumen von 18 Milliarden Euro, die im Mai nicht in Form von Krediten an die Wirtschaft ausgegeben wurden. Im Juni reduzierte sich die Kreditvergabe noch einmal um 12 Milliarden Euro. Damit ist das Kreditgeschäft „so schwach wie noch nie“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner in einer Mitteilung von Reuters, „schwächer selbst als während der Finanzkrise 2008/2009."

Aufgrund der anhaltenden Rezession in der europäischen Peripherie ist einerseits die Nachfrage nach Krediten gesunken. Andererseits versuchen die Banken, ihre miesen Bilanzen durch das billige Geld der EZB zu verbessern. Die daraus folgende Kreditklemme wird es den Unternehmen in den Krisenstaaten noch schwerer machen, Umsatz zu generieren oder Arbeitsplätze zu schaffen.

Auch die Kredite an nicht-kommerzielle Organisationen und Haushalte gingen zurück. In Spanien stellt sich die Situation besonders dramatisch dar. Das Volumen der ausstehenden Kredite an nicht-kommerzielle Organisationen ist im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gesunken (siehe Grafik 2). Solange die Kreditvergabe in Spanien wieder positiv ist, wird sich an der wirtschaftlichen Situation des Landes nichts ändern.

Die Entscheidungsträger in ganz Europa reden von Wachstumsimpulsen, durch die die Wirtschaft wieder in Gang kommen soll. Ohne einen funktionierenden Bankensektor ist das nicht zu schaffen. EZB-Chef Draghi scheint ratlos zu sein. Außer einer weiteren Zinssenkung fällt der EZB nichts ein, um die Kreditsituation zu verbessern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn 2026: Anstieg bis 2027 auf 14,60 Euro geplant
27.06.2025

Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Schritten weiter steigen – doch der Weg dorthin war steinig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und...