Trotz aller Bemühungen der EZB, die Kreditvergabe durch niedrige Zinsen so attraktiv wie möglich zu machen, kommen die Banken Europas ihrem primären Ziel nicht mehr genügend nach: Die Kreditvergabe ist wieder gesunken. Die Gesamtsumme aller Firmenkredite ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent und im Vergleich zum Mai 2013 um 1,1 Prozent zurück, berichtet die EZB (siehe Grafik 1).
Das entspricht einem Geldvolumen von 18 Milliarden Euro, die im Mai nicht in Form von Krediten an die Wirtschaft ausgegeben wurden. Im Juni reduzierte sich die Kreditvergabe noch einmal um 12 Milliarden Euro. Damit ist das Kreditgeschäft „so schwach wie noch nie“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner in einer Mitteilung von Reuters, „schwächer selbst als während der Finanzkrise 2008/2009."
Aufgrund der anhaltenden Rezession in der europäischen Peripherie ist einerseits die Nachfrage nach Krediten gesunken. Andererseits versuchen die Banken, ihre miesen Bilanzen durch das billige Geld der EZB zu verbessern. Die daraus folgende Kreditklemme wird es den Unternehmen in den Krisenstaaten noch schwerer machen, Umsatz zu generieren oder Arbeitsplätze zu schaffen.
Auch die Kredite an nicht-kommerzielle Organisationen und Haushalte gingen zurück. In Spanien stellt sich die Situation besonders dramatisch dar. Das Volumen der ausstehenden Kredite an nicht-kommerzielle Organisationen ist im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gesunken (siehe Grafik 2). Solange die Kreditvergabe in Spanien wieder positiv ist, wird sich an der wirtschaftlichen Situation des Landes nichts ändern.
Die Entscheidungsträger in ganz Europa reden von Wachstumsimpulsen, durch die die Wirtschaft wieder in Gang kommen soll. Ohne einen funktionierenden Bankensektor ist das nicht zu schaffen. EZB-Chef Draghi scheint ratlos zu sein. Außer einer weiteren Zinssenkung fällt der EZB nichts ein, um die Kreditsituation zu verbessern.