Die zypriotischen Banken haben aufgrund ihres Engagements in Griechenland viel Geld verloren und müssen rekapitalisiert werden. Das Land braucht also dringend Geld und will nun nach einem Rettungspaket fragen. „Das Problem ist dringend“, sagte der zypriotische Finanzminister Vassos Shiarly am Montag. „Wir wissen, dass die Rekapitalisierung der Banken bis zum 30. Juni abgeschlossen sein muss, und es sind nur noch ein paar Tage Zeit.“ Einen Tag später tritt Zypern übrigens die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft an.
Doch nicht nur für die Banken soll um Hilfe gebeten werden, sondern gleich für das ganze Land. „Wenn man den Unterstützungs-Mechanismus anfragt, berücksichtigt man alle Fakten, einschließlich der Bedürfnisse, die in den kommenden Perioden auftreten können.“ Folglich „wäre es eine umfassende Anfrage, bei der nicht nur die gegenwärtigen Umstände und die Rekapitalisierung der Banken berücksichtigt werde, sondern auch zukünftige Anforderungen“, fügte Vassos Shiarly hinzu.
Wie groß ein solches Rettungspaket werden müsste, darüber machte der Finanzminister keine Angaben. Doch das Land hat seit einem Jahr keinen Zugang mehr zu den Finanzmärkten und das Defizit vergrößert sich. Im nächsten Jahr werden Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 2 Milliarden Euro fällig. Und allein um die Bank Popular zu retten, die bereits händeringend nach einem Investor sucht, der die Finanzlücke von 1,8 Milliarden Euro stopfen kann, bräuchte Zypern rund 10 Prozent seines BIPs. Findet sich dieser Investor nicht, müsste der Staat einspringen.
Angesichts der Tatsache, dass die Anfrage nach einem Rettungspaket meist am Wochenende gestellt werde, um eine Störung der Finanzmärkte zu minimieren, könnte Zypern theoretisch am kommenden Wochenende, wenn sich alles auf die Wahlen in Griechenland konzentriert, um ein Rettungspaket fragen, sagte der Finanzminister. Aber auch der 23 oder 24. Juni wären möglich.
Derzeit verhandelt Zypern noch mit einem Drittland über eine Finanzspritze. Es wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um China handelt - direkte Angaben gibt es jedoch nicht. Im vergangenen Jahr erhielt Zypern von Russland einen bilateralen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Durch die Verhandlungen mit dem Drittland, erhofft sich Zypern, dass es dadurch bessere Bedingungen für das Rettungspaket der EU-Partner sichern kann. Das Land ist vor allem besorgt darüber, dass es sein Steuersystem ändern müsste – die Steuern in Zypern zählen zu den niedrigsten in der EU.