Deutschland

IWF: Deutsche Banken sind extrem anfällig

Noch immer bestehen erhebliche Risiken im deutschen Bankensektor und die Wirtschaft stagniert eher als zu wachsen, so der IWF. Deutschland laufe Gefahr, sich kaputt zu sparen. Stark rückläufige ausländische Investitionen sind ebenfalls ein Risiko.
07.08.2013 12:26
Lesezeit: 1 min

Nach den Warnungen des IWF für Frankreich, hat sich der Währungsfonds auch besorgt über die Aussichten für Deutschland geäußert. Zwar habe es einige erfolgreiche Reformen gegeben. Doch während diese im Bankensektor noch nicht ausreichen, gehen sie hinsichtlich der Sparbemühungen für den IWF schon zu weit. Es gibt auch in Deutschland Abwärtsrisiken. Für das gesamte Jahr rechnet der IWF für die deutsche Wirtschaft auch lediglich mit einem Wachstum von 0,3 Prozent – und für 2014 mit 1,3 Prozent.

So hat sich der Zustand des deutschen Bankensystems zwar etwas verbessert, aber „das System ist anfällig“, heißt es in dem aktuellen Deutschland-Bericht des IWF. Das treffe vor allem auf spezifische Bereiche wie etwa der Investition in die Schifffahrt, in internationale gewerbliche Immobilien und bestimmte Portfolios ausländischer Anleihen zu. Selbst die staatliche KfW hatte sich seinerzeit mit Schifffahrtsfonds verspekuliert (hier). Und die Forderungen allein aller deutscher Banken an die BRIC-Staaten belaufen sich nach Statistiken der Deutschen Bundesbank wie folgt: Brasilien 3,4 Milliarden Euro, Russland 16,5 Milliarden Euro, Indien 5,8 Milliarden Euro und China 13,4 Milliarden Euro. Ganz zu schweigen von Anleihen  aus Südeuropa oder der erschreckenden Bilanz des Derivate-Moguls Deutsche Bank (mehr hier).

Aber dem IWF zufolge gibt es noch weitere Probleme. So bedürfe es etwa „weiterer Schritte zur Senkung der steuerlichen Belastung, zur Erleichterung der Migration“ und eine bessere Politik bezüglich der Geburten. So müsse die Anzahl an Einrichtungen zu Kinderbetreuung erhöht werden und die Suche und Beseitigung der Ursachen für die geringe Geburtenzahl in Deutschland müsse fortgesetzt werden, so der Bericht.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Deutschland nicht mehr so schnell aus dem geringen Wachstum herausfindet. Der IWF spricht in diesem Fall von potentiellen Hysterese-Effekten, die entstünden, wenn nicht vermehrt auf Wachstum gesetzt werde. Unter Hysterese versteht man die Unfähigkeit eines Systems, nach einer Störung zur ursprünglich ausgeglichen Form zurückzufinden.

Aus diesem Grund dürfe nicht zu viel gespart werden. Die niedrigen Investitionen würden bereits einen negativen Einfluss auf die Exporte haben. Das zurückgehende Wachstum in Deutschland schüre zudem die Unsicherheit der Investoren. Deshalb müsse unbedingt vermieden werden, die „Wirtschaftstätigkeit überproportional zu unterdrücken“.

Die zurückgehenden ausländischen Investitionen sind ein Problem,  das auch der Weltinvestitionsbericht 2013 der UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) aufgriff:

„In Europa sahen Belgien und Deutschland starke Rückgänge der FDI-Zuflüsse (Foreign Direct Investments). Deutschland verbuchte einen großen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen von  49 Milliarden Dollar im Jahr 2011 auf 6,6 Milliarden Dollar im Jahr 2012.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...