Nach den Warnungen des IWF für Frankreich, hat sich der Währungsfonds auch besorgt über die Aussichten für Deutschland geäußert. Zwar habe es einige erfolgreiche Reformen gegeben. Doch während diese im Bankensektor noch nicht ausreichen, gehen sie hinsichtlich der Sparbemühungen für den IWF schon zu weit. Es gibt auch in Deutschland Abwärtsrisiken. Für das gesamte Jahr rechnet der IWF für die deutsche Wirtschaft auch lediglich mit einem Wachstum von 0,3 Prozent – und für 2014 mit 1,3 Prozent.
So hat sich der Zustand des deutschen Bankensystems zwar etwas verbessert, aber „das System ist anfällig“, heißt es in dem aktuellen Deutschland-Bericht des IWF. Das treffe vor allem auf spezifische Bereiche wie etwa der Investition in die Schifffahrt, in internationale gewerbliche Immobilien und bestimmte Portfolios ausländischer Anleihen zu. Selbst die staatliche KfW hatte sich seinerzeit mit Schifffahrtsfonds verspekuliert (hier). Und die Forderungen allein aller deutscher Banken an die BRIC-Staaten belaufen sich nach Statistiken der Deutschen Bundesbank wie folgt: Brasilien 3,4 Milliarden Euro, Russland 16,5 Milliarden Euro, Indien 5,8 Milliarden Euro und China 13,4 Milliarden Euro. Ganz zu schweigen von Anleihen aus Südeuropa oder der erschreckenden Bilanz des Derivate-Moguls Deutsche Bank (mehr hier).
Aber dem IWF zufolge gibt es noch weitere Probleme. So bedürfe es etwa „weiterer Schritte zur Senkung der steuerlichen Belastung, zur Erleichterung der Migration“ und eine bessere Politik bezüglich der Geburten. So müsse die Anzahl an Einrichtungen zu Kinderbetreuung erhöht werden und die Suche und Beseitigung der Ursachen für die geringe Geburtenzahl in Deutschland müsse fortgesetzt werden, so der Bericht.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Deutschland nicht mehr so schnell aus dem geringen Wachstum herausfindet. Der IWF spricht in diesem Fall von potentiellen Hysterese-Effekten, die entstünden, wenn nicht vermehrt auf Wachstum gesetzt werde. Unter Hysterese versteht man die Unfähigkeit eines Systems, nach einer Störung zur ursprünglich ausgeglichen Form zurückzufinden.
Aus diesem Grund dürfe nicht zu viel gespart werden. Die niedrigen Investitionen würden bereits einen negativen Einfluss auf die Exporte haben. Das zurückgehende Wachstum in Deutschland schüre zudem die Unsicherheit der Investoren. Deshalb müsse unbedingt vermieden werden, die „Wirtschaftstätigkeit überproportional zu unterdrücken“.
Die zurückgehenden ausländischen Investitionen sind ein Problem, das auch der Weltinvestitionsbericht 2013 der UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) aufgriff:
„In Europa sahen Belgien und Deutschland starke Rückgänge der FDI-Zuflüsse (Foreign Direct Investments). Deutschland verbuchte einen großen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen von 49 Milliarden Dollar im Jahr 2011 auf 6,6 Milliarden Dollar im Jahr 2012.“