Politik

Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU)

Lesezeit: 2 min
16.09.2013 01:20
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) ist Bundestagsabgeordneter. Er ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie sowie stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss.
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Meine Haltung ist klar: Brüssel darf nur dort mehr Kompetenzen erhalten, wo es sinnvoll ist. Ganz besonders gilt dies für die Stärkung des Europäischen Binnenmarktes und der gesamteuropäischen Wettbewerbsfähigkeit. Dies ist für die krisengeschüttelte Europäische Union die vordringlichste Aufgabe. Leider macht die Europäische Kommission hier in den letzten Jahren zu oft genau das Gegenteil: Sie brachte Vorschläge aus der ideologischen Mottenkiste ein, die in letzter Konsequenz die Wettbewerbsfähigkeit massiv geschwächt hätten. Beispiele hierfür finden sich zuhauf: Dazu zählen etwa Vorgaben für verschärfte staatliche Klimaschutzziele, zusätzliche Sozialstandards, verbindliche Frauenquoten oder noch mehr Antidiskriminierungsbürokratie. Die aktuelle Krise in der EU grassiert aber nicht, weil es hier zu geringe Sozialstandards, zu wenig Umweltrestriktionen oder zu wenig gesetzliche Quotenregelungen gibt. Das Problem ist doch vielmehr, dass viele Unternehmen in Europa heute nicht mehr wettbewerbsfähig sind, weil es zu viel staatliche Regulierung, politische Bevormundung und zu viel Bürokratie gibt. Hier könnte die Kommission endlich einmal richtig aufräumen, um den Binnenmarkt wirklich zu stärken!

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Eine gemeinsame Haftung ist strikt abzulehnen und würde auch den EU-Verträgen widersprechen! Es gilt, die in Deutschland so erfolgreiche Doppelstrategie aus Konsolidieren und Wachsen europaweit voranzubringen. Hierfür sind grundlegende Strukturreformen in der EU erforderlich, etwa auf dem Arbeitsmarkt oder in den Sozialsystemen sowie zur Bekämpfung der Korruption.

Eine Vergemeinschaftung der Schulden über Eurobonds würde hingegen wie ein Brandbeschleuniger wirken: Eigenverantwortlichkeit wird beseitigt und der Anreiz für schuldenfinanzierte Wachstumsprogramme steigt insbesondere bei den von der Krise schwer betroffenen Ländern. Eurobonds sind purer Zinssozialismus, der am Ende der gesamten EU teuer zu stehen kommen würde. Denn irgendwann würden auch die wirtschaftlich noch erfolgreichen EU-Länder dies nicht mehr leisten können, ganz abgesehen von den politischen Verwerfungen, die zu erwarten wären.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Wir haben in Deutschland einen klaren Straftatbestand, der auch für die Verwendung öffentlicher Mittel gilt – die Veruntreuung von Geldern. Daher sehe ich insoweit keinen Anlass für eine weitergehende Gesetzesänderung.

Erläuterung dazu:

Die Strafbarkeit wurde 1997 in einem Rechtsgutachten im Auftrag des Bundes der Steuerzahler festgestellt: „Jede vorsätzlich haushaltsgesetzwidrige Entscheidung über die Verwendung öffentlicher Mittel ist eine nach § 266 Abs. 1 StGB strafbare Untreue. Der tatbestandsmäßig erforderliche Nachteil der öffentlichen Hand besteht - vereinfacht formuliert - schlicht darin, dass "das Geld weg ist". Wenn der Täter weiß, dass sein Verhalten mit den Haushaltsgesetzen unvereinbar ist und möglicherweise zu einem Nachteil des Vermögensinhabers führt, hat er sog. bedingten Vorsatz und ist daher wegen Untreue strafbar, wenn er dennoch handelt.“ (Professor Dr. Gerhard Wolf: „Strafbarkeit der rechtswidrigen Verwendung öffentlicher Mittel“)


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Panorama
Panorama Notopfer Berlin: Historische Steuermarke als Symbol für Solidarität und Wiederaufbau
05.01.2025

Das „Notopfer Berlin“ half Westberlin nach dem Zweiten Weltkrieg, wirtschaftlich zu überleben. Die blaue Steuermarke brachte...

DWN
Panorama
Panorama Krebsrisiko: So können Sie Ihr Risiko um bis zu 40 Prozent senken
05.01.2025

Die Risikofaktoren für Krebserkrankungen sind häufig mit den gängigen Vorsätzen zum Jahresbeginn verbunden. In einer Studie der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ciao Biene: Italien nimmt traurig Abschied von der multifunktionalen Ape
05.01.2025

Käfer, Ente und jetzt also auch die Biene: Von Europas Straßen verschwindet ein weiterer Klassiker. Künftig wird nur noch in Indien...

DWN
Finanzen
Finanzen Frühere Oberstaatsanwältin Brorhilker warnt: „Cum-Ex läuft weiter“
05.01.2025

Sie war Deutschlands wichtigste Ermittlerin im Cum-Ex-Skandal. Die frühere Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker ist überzeugt: Illegale...

DWN
Immobilien
Immobilien Punks und Bahnchaos: Verliert Sylts Image seinen Glanz?
05.01.2025

Sylt ist für seine weiten Strände, Luxus-Häuser und edlen Restaurants bekannt. Zuletzt haben geballte Negativ-Schlagzeilen von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wertvollste Börsenkonzerne der Welt: Nur drei deutsche Unternehmen unter den Top 100
05.01.2025

Im Jahr 2024 haben nur drei deutsche Unternehmen den Sprung unter die 100 wertvollsten Börsenkonzerne der Welt geschafft. SAP, Siemens und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Schatzsuche im Müll - große Chancen im Rückbau von Deponien
05.01.2025

Früher waren große Mülldeponien der Standard im Abfallmanagement und als Endlager für die Ewigkeit gedacht. Doch inzwischen zeichnet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand geht in Rente: Der große Mangel an Nachfolgern - Wie viele übergabereife Unternehmen stehen bald vorm Aus?
04.01.2025

Viele deutsche Mittelständler finden keinen geeigneten Nachfolger und sehen sich perspektivisch zur Geschäftsaufgabe gezwungen, denn...