Finanzen

JP Morgan: Haben hunderte Goldbarren mit gefälschtem Stempel im Tresor entdeckt

31.08.2019 21:00
Lesezeit: 2 min

In den vergangenen drei Jahren sollen im Tresor von J.P. Morgan & Chase angeblich Goldbarren mit gefälschten Raffinerie-Stempeln im Wert von mindestens 50 Millionen Dollar aufgetaucht sein. J.P. Morgan & Chase ist eine der wichtigsten Banken im Goldmarkt und ihr Tresorraum liegt direkt gegenüber dem Goldtresor der New Yorker Abteilung der Federal Reserve.

Die Barren sollen mit den Logos der vier führenden Schweizer Goldraffinerien versehen gewesen sein, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters, wurden von den Raffinerien jedoch als Fälschungen identifiziert. Es soll sich um mindestens 1.000 Ein-Kilogramm-Goldbarren im Wert von rund 50.000 Dollar pro Stück handeln.

Zwar sind die bei J.P. Morgan & Chase aufgetauchten Barren nur ein geringer Teil der Goldbranche, die jährlich zwischen 2 Millionen und 2,5 Millionen Barren produziert. Doch die Fälschungen seien sehr professionell gemacht, sodass wahrscheinlich viele weitere gefälschte Barren existieren, aber noch nicht entdeckt wurden, berichtet Reuters weiter.

Herkömmliche gefälschte Barren, die unter einer dünnen Goldschicht einen Kern aus Wolfram haben, kann man relativ leicht erkennen. Aber diese neuen Arten von gefälschten Barren stellen Prüfer vor ein Problem, da sie tatsächlich aus echtem Gold sind und eine sehr hohe Reinheit aufweisen. Nur die Logos der vier Raffinerien sind gefälscht. Dies sind:

  • Argor-Heraeus in Mendrisio (Kanton Tessin),
  • Pamp in Castel San Pietro (Kanton Tessin),
  • Valcambi in Balerna (Kanton Tessin) und
  • Metalor in Marin (Kanton Neuenburg).

Die gefälschten Stempel sind eine relativ neue Methode, um die Vorschriften gegen Geldwäsche zu umgehen. Der explodierende Goldpreis trägt nun zusätzlich dazu bei, die Fälschungen profitabel zu machen. Denn während die Kosten beim Fälschen stabil bleiben, steigt der Wert der Fälschung.

Goldbarren ohne den Stempel einer der großen Raffinerien kann man in der Regel nur auf dem Schwarzmarkt und zu einem niedrigeren Preis verkaufen. Doch wenn man das Gold mit dem Logo einer anerkannten Raffinerie versieht, dann kann man es leicht auf den Markt bringen, auch wenn es an Orten wie Venezuela oder Nordkorea abgebaut wurde, die eigentlich mit Sanktionen belegt sind.

Noch ist nicht klar, wer die im Tresor von J.P. Morgan & Chase gefundenen Barren hergestellt hat. Doch Führungskräfte und Banker glauben, dass die meisten von ihnen ihren Ursprung in China haben, dem größten Goldproduzenten und Importeur der Welt. Das Gold könnte über Händler und Handelshäuser in Hongkong, Japan und Thailand auf den Markt gekommen sein. Wenn das Gold erst einmal von den großen Goldhändlern akzeptiert wird, breitet es sich schnell durch die weltweiten Lieferketten aus.

Die Schanghaier Goldbörse, die den chinesischen Goldmarkt reguliert, schreibt in einer Erklärung, dass ihr nichts über gefälschte Barren bekannt sei, die in China hergestellt oder die durch China transportiert wurden. Die Lieferungen in ihr Goldlager würden streng verwaltet und entsprächen den Vorschriften.

Die Existenz dieser neuartigen gefälschten Kilobarren wurde erstmals in der ersten Jahreshälfte 2017 bekannt. Damals identifizierte J.P. Morgan & Chase in seinen Tresoren mindestens zwei goldene Ein-Kilogramm-Goldbarren, die beide mit derselben Identifikationsnummer gestempelt waren.

Laut dem Schweizer Zoll wurden in den Jahren 2017 und 2018 insgesamt 655 gefälschte Goldbarren an die Staatsanwaltschaft im Tessin gemeldet, einer Region an der Grenze zu Italien, wo drei der vier großen Schweizer Raffinerien ansässig sind. "In allen Fällen war die Kennzeichnung der Kilobarren gefälscht", sagte ein Zollbeamter zu Reuters. Führungskräfte der Raffinerien sagten aus, dass gefälschte Goldbarren nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern gemeldet wurden.

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