Finanzen

Big-Short-Investor: Blase bei Indexfonds könnte den nächsten Crash auslösen

Michael Burry hat einst mit seinen Wetten gegen die Blase im US-Immobilienmarkt ein Vermögen gemacht, was als Vorlage für den Film "The Big Short" diente. Nun sieht er eine ähnliche Blase bei Indexfonds.
08.09.2019 16:00
Lesezeit: 4 min
Big-Short-Investor: Blase bei Indexfonds könnte den nächsten Crash auslösen
Nach Ansicht von Michael Burry stören Indexfonds die Preisfindung auf den Aktienmärkten. (Foto: dpa) Foto: Richard Drew

Michael Burry hat mit seinen Wetten gegen Subprime-Immobilienkredite nicht nur ein Vermögen gemacht, sondern er ist damit auch berühmt geworden. Denn er diente später als Vorbild für das Buch und den Film "The Big Short" über das Platzen der Immobilienblase in den USA.

Nach vielen Jahren der Funkstille meldet sich der Investor, der heute etwa 340 Millionen US-Dollar bei Scion Asset Management in Cupertino verwaltet, nun erneut zu Wort. Er warnt eindringlich davor, dass Indexfonds den nächsten Crash auf den Finanzmärkten auslösen könnten. Indexfonds verhalten sich bei der Auswahl von Finanzwerten rein passiv. Denn sie bilden einfach einen bestimmten Börsenindex möglichst exakt nach.

Seit der Finanzkrise sei sehr viel Geld in diese passiven Anlagen geflossen, sagt Michael Burry im Interview mit Bloomberg. Dabei sieht er Parallelen zur Blase vor 2008 bei besicherten Schuldverschreibungen (CDOs). Diese komplexen Wertpapiere, vor allem die synthetischen CDOs, zerstörten damals beinahe das globale Finanzsystem.

Burry zufolge verzerren heute die Geldzuflüsse in Indexfonds die Preise für Aktien und Anleihen in der gleichen Weise, wie die CDO-Käufe vor mehr als einer Dekade den Subprime-Hypotheken-Markt verzerrten. Die Geldströme werden sich irgendwann wieder umkehren, und wenn sie es tun, "wird es hässlich sein", sagt er. "Wie bei den meisten Blasen, je länger es dauert, desto schlimmer wird der Crash", so Burry.

Sein Urteil über Indexfonds ist auch einer der Gründe, warum er in Nebenwerte (Small-Caps) investiert. Denn diese Aktien kleinerer Unternehmen sind in passiven Fonds eher unterrepräsentiert.

Indexfonds verhindern Preisfindung auf den Aktienmärkten

"Die Zentralbanken und Basel III haben die Preisfindung mehr oder weniger aus den Kreditmärkten entfernt, sodass das Risiko mit den Zinssätzen keinen genauen Preismechanismus mehr hat. Und jetzt haben passive Investitionen die Preisfindung aus den Aktienmärkten verdrängt", so Burry.

Dies sei sehr ähnlich wie die Blase bei synthetischen besicherten CDOs vor der Großen Finanzkrise, als die Preisfindung in diesem Markt nicht durch eine fundamentale Analyse, sondern durch massive Kapitalflüsse auf der Grundlage von Risikomodellen erfolgte, die sich als unwahr erwiesen haben.

"Das schmutzige Geheimnis passiver Indexfonds - ob offen, geschlossen oder ETF - ist die Verteilung des täglichen Dollarwertes, der zwischen den Wertpapieren innerhalb der von ihnen nachgebildeten Indizes gehandelt wird", so Burry.

"Im Russell 2000 Index zum Beispiel ist die überwiegende Mehrheit der Aktien Aktien mit geringerem Volumen und niedrigerem Wert. Heute habe ich 1.049 Aktien gezählt, die im Verlauf des Tages im Wert von weniger als 5 Millionen US-Dollar gehandelt wurden". Das ist mehr als die Hälfte der Aktien im Russell 2000. Zudem seien 456 Aktien in dem Index im Verlauf des Tages im Wert von weniger als 1 Million US-Dollar gehandelt worden.

Doch durch Indexierung und passive Investitionen seien Hunderte Milliarden Dollar an solche Aktien geknüpft. "Der S&P 500 ist nicht anders - der Index enthält die größten Aktien der Welt, aber dennoch wurden 266 Aktien - über die Hälfte - heute unter 150 Millionen US-Dollar gehandelt. Das klingt nach viel, aber Billionen von Dollar an Vermögenswerten weltweit sind auf diese Aktien indiziert. Das Theater wird immer voller, aber die Ausgangstür ist die gleiche wie immer. All das wird noch schlimmer, wenn man in noch weniger liquide Aktien- und Anleihemärkte weltweit blickt."

Vermögensverwalter bewerben indexierte, passive Produkte mit niedrigeren Gebühren, sagt Burry. "Aber sie sind keine Narren - sie gleichen das mit dem Volumen aus."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi erhöht Druck auf Momox: Warnstreik in Leipzig geht weiter
15.12.2025

Im Tarifkonflikt beim Online- und Versandhändler Momox Services setzt die Gewerkschaft Verdi ihre Proteste fort. Für Montag und Dienstag...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gipfel in Berlin: Wege zu einem möglichen Friedensschluss
15.12.2025

In Berlin könnten die Gespräche über ein Ende des Krieges in der Ukraine in eine entscheidende Phase treten. Die wichtigsten...