Wirtschaft

Diamanten in der Krise: Nachfrage massiv eingebrochen

Der weltgrößte Produzent von Diamanten De Beers meldet einen massiven Umsatzeinbruch aufgrund schwacher Nachfrage. Eine Erholung ist nicht absehbar.
11.09.2019 18:51
Aktualisiert: 11.09.2019 18:55
Lesezeit: 2 min
Diamanten in der Krise: Nachfrage massiv eingebrochen
Ein Diamant. (Foto: dpa) Foto: Martial Trezzini

Der weltgrößte Diamantenproduzent De Beers hat mitgeteilt, dass der Umsatz mit Rohdiamanten in der vergangenen Woche lediglich 280 Millionen Dollar betrug. Das ein Rückgang um 44 Prozent zum Vorjahreszeitraum, als das Luxemburger Unternehmen noch Diamanten für insgesamt 503 Millionen Dollar verkaufen konnte.

Im laufenden Jahr hat das De Beers Rohdiamanten im Umfang von 2,9 Milliarden Dollar verkauft. Das sind 26 Prozent weniger Umsatz als die 3,9 Milliarden Dollar, die im selben Zeitraum im letzten Jahr verkauft wurden.

Im Juli hatte auch der russische Diamantenproduzent Alrosa einen Rückgang der Diamantenumsätze um 51 Prozent gemeldet. "Die aktuelle Misere im Markt ist auf ein Überangebot zurückzuführen", zitiert die Financial Times den New Yorker Analysten Paul Zimnisky, demzufolge die Käufer von Rohdiamanten zu viel Inventar haben.

Drohende Rezession schwächt die Nachfrage

Die makroökonomische Unsicherheit und insbesondere der Handelskrieg zwischen den USA und China, den beiden weltgrößten Konsumenten von Diamanten, haben die Nervosität der Groß- und Einzelhändler verstärkt.

Die Diamantenkäufer, die Diamanten für Einzelhändler polieren und schleifen, haben dieses Jahr vor dem Hintergrund niedrigerer Preise und knapper Kredite massive Probleme, Geld zu verdienen. Dies hat sie offenbar dazu veranlasst, Diamantenkäufe zu verschieben.

Das Schmuck-Filialnetzwerk Tiffany's meldete am Mittwoch einen Umsatzrückgang um 3 Prozent. CEO Alessandro Bogliolo warnte, dass die Unruhen in Hongkong "unser Geschäft belasten" würden, ebenso wie der Rückgang chinesischer Touristen in den USA.

Die Aktien von Signet, dem weltweit größten Einzelhändler von Diamantschmuck, sind in diesem Jahr um mehr als 60 Prozent gesunken. Die Nachfrage nach Diamanten bricht in der Regel vor und während Rezessionen ein.

Konkurrenz durch künstliche Diamanten

Auch die gestiegenen Verkäufe von künstlichen Diamanten aus dem Labor, die chemisch gesehen mit traditionellen Steinen identisch sind, nehmen "ein sehr wertvolles Stück des bescheidenen Wachstums" der Diamanten-Industrie, sagt der Analyst Paul Zimnisky.

De Beers hat auf den Aufstieg der künstlichen Diamanten reagiert, indem es seine Produktion reduziert hat. Das Produktionsziel für dieses Jahr liegt nur noch bei 31 Millionen Karat gegenüber 35,3 Millionen Karat im Jahr 2018. Das Unternehmen hat sich zudem verpflichtet, mehr Geld für die Vermarktung von Diamanten auszugeben.

De Beers verkauft den größten Teil seiner Diamanten an zugelassene Kunden bei den jährlich zehn Großverkäufen in Afrika. Als Anreiz für die Käufer, wurde zuletzt in Botswana die Quote der Steine, die Kunden in jeder gekauften Charge ablehnen durften, von 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht, sagten Teilnehmer der FT.

Anish Aggarwal, Partner des Beratungsunternehmens Gemdax, sagte, dass die wirtschaftliche Unsicherheit noch dadurch verschärft wird, dass die Einzelhändler auf ein Lagermodell umstellen, bei dem sie nur nach Bedarf bestellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...