Deutschland

Gewerkschaft: Überzogene Klima-Vorgaben führen zu Kahlschlag in der Industrie

Die Gewerkschaft IG BCE warnt vor allzu strikten Vorgaben der Politik, mit denen diese das Weltklima retten will. Es drohten ein Kahlschlag in der Industrie und Risiken bei der Stromversorgung.
18.09.2019 12:54
Aktualisiert: 18.09.2019 12:58
Lesezeit: 1 min

Die Energie-Gewerkschaft IG BCE hat sich zurückhaltend zum geplanten Klimastreik an diesem Freitag geäußert - und angesichts von Forderungen der Protestbewegung Fridays for Future vor einem "Kahlschlag" in der Industrie gewarnt. "Noch in diesem Jahr ein Viertel der Kohlekraft abzuschalten, wie von Fridays for Future gefordert, würde nicht nur tausende Menschen von heute auf morgen um ihren Job bringen, es würde auch die Sicherheit unserer Stromversorgung gefährden", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis der Deutschen Presse-Agentur.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hatte die Bürger Anfang August überraschend zur Vorbereitung auf einen großen Stromausfall aufgerufen, nachdem es im Sommer mehrfach zu Beinahe-Zusammenbrüchen im Stromnetz gekommen war.



Ein klimaneutrales Deutschland und eine Energieversorgung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien binnen 16 Jahren, wie von der Bewegung gefordert, sei vielleicht wünschenswert: "Das würde jedoch einen Kahlschlag in der Industrie nach sich ziehen und unseren gesellschaftlichen Wohlstand gefährden."

Die Protestbewegung Fridays for Future hat am Freitag zu einem globalen Streik für mehr Klimaschutz aufgerufen. Bundesweit sind mehr als 400 Demonstrationen geplant. An dem Tag will das Klimakabinett der Bundesregierung seine Strategie für mehr Klimaschutz vorlegen.

Vassiliadis sagte dpa weiter, für die Zurückhaltung der Gewerkschaft gebe es neben gesetzlichen Hürden, die Mitglieder zu einem politischen Streik aufzurufen, auch inhaltliche Gründe. Die Gewerkschaft stehe in einem konstruktiven Dialog mit Fridays for Future und begrüße das Engagement der Bewegung. Bei den gemeinsamen Gesprächen seien aber auch "unterschiedliche Sichtweisen" darüber deutlich geworden, mit welchen Lösungsansätzen und in welcher Geschwindigkeit Klimaschutz vorangebracht werden könne, ohne dass der Standort Deutschland Schaden nehme.



Generell blieben Fragen nach der praktischen Umsetzbarkeit der Forderungen offen. "Genau diese Fragen stellen aber viele unserer Mitglieder, die in der Energiewirtschaft und in den energieintensiven Industrien arbeiten."



Das Klimakabinett unter Vorsitz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Freitag ein großes Maßnahmenpaket vorlegen, damit Deutschland nationale und international verpflichtende Klimaziele erreichen kann. Für Donnerstagabend ist ein weiteres Treffen der Koalitionsspitzen angesetzt, bei dem Kompromisse gesucht werden. Eine Reihe von Vorschlägen liegt auf dem Tisch. Während die Union bisher über milliardenschwere Förderprogramme vor allem auf Anreize fürs CO2-Sparen setzen will, pocht die SPD auf strikte Vorgaben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Wirtschaftskrise durchkreuzt Winterurlaubspläne der Deutschen
22.12.2025

Hohe Preise, unsichere Konjunktur und veränderte Prioritäten prägen den Winter. Die Wirtschaftskrise zwingt viele Deutsche zu neuen...

DWN
Politik
Politik Staatsmilliarden für E-Autos: Warum Kaufprämien den Markt nicht stabilisieren
22.12.2025

Ab 2026 soll der Kauf von Elektroautos staatlich bezuschusst werden. Die Erfahrung aus Ländern wie Norwegen und Australien zeigt jedoch,...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...