Finanzen

Negativzinsen sind in Deutschland schon seit Monaten Realität

Negativzinsen gibt es in Deutschland schon seit Monaten - in manchen Fällen seit Jahren. Dies berichtet der Vergleichsdienst Verivox nach einer Untersuchung zu Zinsen und Inflation.
30.10.2019 18:00
Lesezeit: 2 min
Negativzinsen sind in Deutschland schon seit Monaten Realität
Die Negativzinsen haben Deutschland erreicht. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Negativzinsen drohen nicht nur, sie sind schon da – wenn die Inflation berücksichtigt wird, berichtet das Vergleichsportal Verivox in einem aktuellen Bericht. „Mit der Lockerung ihrer Geldpolitik und dem erneuerten Anleihekaufprogramm zementiert die Europäische Zentralbank das historische Zinstief“, ist das Fazit von Oliver Maier, dem Geschäftsführer von Verivox.

Realzinsindex zeigt: Negativzinsen sind längst Realität

Im Zuge des EZB-Entscheids hat auch die Diskussion um Negativzinsen auf private Sparguthaben wieder an Fahrt aufgenommen. Null Prozent – das ist die neuralgische Grenze, die noch immer kaum eine Bank zu unterschreiten wagt.

Psychologisch hat die Null-Prozent-Grenze für Sparer herausragende Bedeutung. Doch de facto sind Negativzinsen längst Realität. Der Verivox-Realzinsindex zeigt: Beim 10-jährigen Festgeld liegt die durchschnittliche Realrendite – also der nominelle Zins abzüglich der jeweils aktuellen Teuerungsrate – seit drei Jahren im negativen Bereich. Der Realzins von Tagesgeld und 2-jährigem Festgeld ist schon einige Monate länger negativ.

Der heimliche Negativzins: 135 Euro Wertverlust in einem Jahr

Ein negativer Realzins bedeutet, dass die Inflation größer als der Anlagezins ist und dass Anleger an Kaufkraft einbüßen. Der durchschnittliche Realzins für Tagesgeld liegt aktuell bei -1,35 Prozent. Wer 10.000 Euro anlegt, büßt damit in einem Jahr 135 Euro Kaufkraft ein.

Doch Sparer sind negativen Realzinsen nicht völlig hilflos ausgeliefert. Wer Angebote vergleicht und sein Geld bei Top-Banken anlegt, vermeidet unnötige Kaufkraftverluste.

Verivox hat die aktuellen Tages- und Festgeldkonditionen von rund 800 Banken recherchiert: Die bestverzinsten Tagesgelder bringen derzeit immerhin 0,8 Prozent Zinsen. Damit lassen sich Kaufkraftverluste zumindest deutlich reduzieren. Mit 2-jährigem Festgeld können Anleger sogar einen positiven Realzins erwirtschaften. Top-Angebote bringen aktuell 1,65 Prozent Zinsen – immerhin 0,25 Prozentpunkte über der Inflation.

Kreditnehmer sind die Nutznießer des Zinstiefs

Anders als Festzinssparer sind Kreditnehmer die großen Profiteure der anhaltenden Niedrigzinsphase. Der Durchschnittszins für Ratenkredite mit 4-jähriger Laufzeit liegt aktuell bei 4,62 Prozent – vor fünf Jahren waren es noch 6,02 Prozent. Bei den günstigsten Banken muss die Mehrheit der Ratenkreditnehmer für ein Darlehen über 10.000 Euro aktuell nur 2,48 Prozent Zinsen zahlen.“

Für den Realzinsindex wurde von den durchschnittlichen Nominalzinsen die Inflationsrate des jeweiligen Monats abgezogen. Zur Ermittlung der durchschnittlichen Kreditzinsen wurde der Zwei-Drittel-Zins von rund 300 Banken für ein Darlehen von 10.000 Euro mit 48 Monaten Laufzeit ausgewertet. Der Zwei-Drittel-Zins ist eine Pflichtangabe und repräsentativ für breite Kundengruppen. Zwei Drittel aller Kunden der Bank erhalten diesen oder einen günstigeren Zinssatz.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...