Unternehmen

Marktmacht der Supermärkte: Immer mehr Landwirte in Deutschland geben auf

Immer mehr Bauern geben ihre Geschäfte auf. Die Landwirte werfen den Einzelhändlern vor, die Preise aggressiv zu drücken - insbesondere für Obst und Gemüse. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels wehrt sich gegen die Vorwürfe.
17.10.2019 14:00
Lesezeit: 1 min
Marktmacht der Supermärkte: Immer mehr Landwirte in Deutschland geben auf
Die Preise für Obst und Gemüse sind aus Sicht vieler Bauern zu niedrig, um rentabel zu wirtschaften. Foto. dpa Foto: Christoph Soeder

Immer mehr Bauern in Deutschland stellen ihren Betrieb ein und ziehen sich aus dem Geschäft zurück – Tendenz steigend. So gab es im vergangenen Jahr gerade einmal 267.000 landwirtschaftliche Unternehmen. Zum Vergleich: 1950 beackerten noch 2,65 Millionen Bauern die Felder oder fütterten das Vieh – also fast 85 Prozent mehr. Dabei ist auch zu beachten, dass der Anteil der kleineren Betriebe immer weiter zurückgeht, die weniger als hundert Hektar bewirtschaften. Ein Grund: Die Förderung der EU, welche die Landwirte in Anspruch nehmen können, kommt überwiegend den größeren Höfen zugute. Das behaupten zumindest Kritiker.

Die kleineren Betriebe stehen mitunter auch deswegen unter Druck, weil sie durch gesetzliche Auflagen belastet werden, die für sie aufgrund ihrer relativ geringen finanziellen Möglichkeiten besonders unangenehm sind. Dazu gehört beispielsweise die Verpflichtung, für einen verbesserten Umweltschutz zu sorgen. „Eine dramatische Entwicklung“, folgerte das SWR-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" Ende September. Aus der Sicht der Journalisten haben die großen Einzelhandelskonzerne diesen Trend mitverursacht – und zwar insbesondere, wenn es um die Produktion von Obst und Gemüse geht.

„Die Marktmacht der vier großen Einzelhändler Aldi, Lidl, Rewe und Edeka hat immer mehr zugenommen“, sagen die Journalisten „Und die nutzen sie, um die Preise immer weiter zu drücken“, erklären sie. „Gekauft wird dort, wo der Preis am günstigsten ist“, so eine Reporterin.

Hintergrund: Die Bauern erzielen pro Jahr mit dem Absatz von Obst und Gemüse Umsätze von rund drei Milliarden Euro. Das entspricht in etwa zehn Prozent an den Gesamterlösen aller deutschen Landwirte. Damit ist der Verkauf dieser Produkte für die gesamte Landwirtschaft von besonderer Bedeutung.

Einzelhandel: "Bauern haben oft keine direkte Vertragsbeziehungen zum Handel"

"Direkte vertraglich Beziehungen zwischen Handelsunternehmen und einzelnen Bauern kommen nur in wenigen Ausnahmefällen vor", widerspricht Christian Böttcher, der Sprecher des Bundesverbandes für Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). "In der Regel sind die weiterverarbeitenden Unternehmen der Ernährungswirtschaft die Vertragspartner der Handelsunternehmen, also Molkereien, Schlachtunternehmen, Fleischwarenhersteller oder Obst- und Gemüse-Verarbeiter", erklärte Böttcher den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

"Mit ihnen verhandeln die Handelsunternehmen die Preise", sagte er. "Dabei richten sich beide Vertragsparteien nach grundlegenden markwirtschaftlichen Prinzipien wie Angebot und Nachfrage", führte der BVHL-Mann weiter aus. Aus seiner Sicht bestimmt dieses Verhältnis wesentlich die bezahlten Preise innerhalb der Lebensmittelwertschöpfungskette.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...