Wirtschaft

Sogar die NASA ist von dem Edelgas abhängig: Helium-Mangel wird weltweit zum Problem

Die Versorgung mit Helium bricht weltweit ein.
17.10.2019 17:39
Aktualisiert: 17.10.2019 17:56
Lesezeit: 2 min
Sogar die NASA ist von dem Edelgas abhängig: Helium-Mangel wird weltweit zum Problem
Braucht Helium, um abzuheben: Der Space Shuttle. (Foto: dpa) Foto: Gary I Rothstein

Die in Hannover ansässige „Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe“ (BGR) meldet, das weltweite Angebot von Helium sei „drastisch zurückgegangen und auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2003 gesunken“. BGR-Sprecher Harald Elsner sagte den DWN, die Bundesanstalt habe die weltweit zur Verfügung stehenden Handelsdatenbanken geprüft und dabei festgestellt, dass prinzipiell überall „weniger importiert“ werde. Die Preise seien stark gestiegen, und zwar um circa 20 Prozent seit 2017 beziehungsweise knapp 14 Prozent seit 2018.

Das Edelgas Helium ist in mehreren Anwendungsbereichen unabdingbar, das heißt, mit keinem anderen Gas ersetzbar. Besonders wichtige Bereiche sind zivile und militärische Raketenflüge, die Herstellung von Silizium-Chips und Airbags sowie der Betrieb von Teilchenbeschleunigern und Geräten für MRT-Untersuchungen.

Drei bedeutende Helium-Produzenten gibt es, und zwar (in dieser Reihenfolge): Die USA, Katar und Algerien. Wobei anzumerken ist, dass der größte Produzent, die USA, nicht der größte Exporteur ist, weil die Amerikaner einen Großteil ihrer Fördermenge selbst verbrauchen. Helium-Exportweltmeister ist damit Katar. Kleinere Produzenten sind Australien, Russland, Polen und Kanada.

In zwei der drei großen Lieferländer ist die Produktion dieses Jahr erheblich zurückgegangen: An der weltweit größten Helium-Förderanlage im US-Bundesstaat Wyoming finden derzeit Wartungsarbeiten statt, und einer der beiden Förderanlagen in Algerien läuft aufgrund technischer Probleme nur mit verminderter Kraft.

Warum erheblich weniger Helium aus Katar auf den Weltmarkt gelangt, kann dagegen nur spekulativ beantwortet werden. Drei Unternehmen sind in dem Emirat als Helium-Großhändler präsent, darunter Linde (firmiert seit 2018 unter dem Namen „The Linde Group“). Die drei Unternehmen schließen mit Katar jeweils eigene Verträge ab, deren jeweiliger Inhalt streng geheim gehalten wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die Katarer ihre drei Großkunden gegeneinander ausspielen und zu diesem Zweck die Helium-Produktion künstlich verknappen. Überhaupt sei der Helium-Markt von einem hohen Maß an „Intransparenz“ gekennzeichnet, so Elsner im Gespräch mit den DWN. Es seien immer viele „Gerüchte“ im Umlauf; gerade über die katarische Produktion sei ziemlich wenig bekannt: „Kein Außenstehender weiß wirklich, was dort geschieht.“

Vor drei Jahren wurde in Tansania ein gigantisches Helium-Vorkommen entdeckt, von dem angenommen wurde, es könne ganz allein die weltweite Nachfrage für den Zeitraum von mehreren Jahren decken. Im Gespräch mit den DWN betont Elsner allerdings, dass dies technisch enorm schwierig und „logistisch alles nicht richtig durchdacht“ sei. Das Helium müsse für den Transport auf minus 269 Grad abgekühlt und dann per Laster zum Hafen von Daressalam gebracht werden. Was den Kühlvorgang anbelangt: Für ihn benötige man eine riesige Menge Strom, und die sei in einem Land wie Tansania einfach nicht vorhanden. Und was den Transport angeht: Er müsse äußerst rasch vonstattengehen, weil das Helium angesichts der stechenden Sonne und Temperaturen von 30 bis 40 Grad schnell verdampfe - aber die tansanischen Straßen seien für eine schnelle Lkw-Fahrt einfach nicht gut genug ausgebaut.

Das heißt, eine schnelle Lösung des Problems ist nicht in Sicht - wenn es sie denn überhaupt gibt.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein
09.12.2025

Die deutschen Exporte geraten in ihren wichtigsten Absatzmärkten ins Rutschen, und die Zahlen aus den USA und China zeichnen ein klares...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Engpässe treiben Aufwärtsrallye – warum Anleger jetzt wachsam sein müssen
09.12.2025

Der Silberpreis jagt von Rekord zu Rekord und übertrifft selbst den Hype um Gold, folgerichtig gibt es am Dienstag ein neues...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...