Finanzen

Zulieferer Continental wird im laufenden Jahr Verluste erwirtschaften

Die Krise der deutschen Autozulieferer setzt sich fort. Continental rechnet mit Blick auf das gesamte laufende Jahr mit einem Verlust.
22.10.2019 13:53
Aktualisiert: 22.10.2019 13:55
Lesezeit: 2 min

Die schwere Krise der deutschen Automobil-Zulieferer setzt sich fort. Continental schreibt insgesamt 2,5 Milliarden Euro ab und rutscht damit in diesem Jahr in die roten Zahlen. Der größte Teil der Wertberichtigungen entfällt auf das Geschäft mit der Innenausstattung von Autos, wie der Konzern am Dienstag in Hannover mitteilte.

Continental gehe davon aus, dass sich die Fahrzeugproduktion in den nächsten fünf Jahren weltweit "nicht wesentlich verbessern" werde. Deshalb müsse der Konzern die Werte abschreiben, mit der die - größtenteils vor mehr als zehn Jahren zugekauften - Firmen in der Bilanz stehen. Im abgelaufenen dritten Quartal habe der Konzern damit vor Steuern und Zinsen (Ebit) einen Verlust erwirtschaftet, für das Gesamtjahr sei unter dem Strich mit roten Zahlen zu rechnen.

Operativ habe das dritte Quartal dagegen den Erwartungen der Analysten entsprochen: Der Umsatz habe bei 11,1 Milliarden Euro gelegen, die um Sondereffekte bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) bei 5,6 Prozent.

Der Autozulieferer will sich vor dem Hintergrund der Verluste vollständig von seiner Antriebssparte Vitesco trennen. Die Tochter soll über eine reine Abspaltung (Spin-off) an die Börse gebracht werden. Zuletzt hatte Continental den Spin-off bereits als Alternative zu einem Teilbörsengang geprüft, bei dem der Konzern einen Teil der Vitesco-Aktien behalten hätte. Nun bekommen die Aktionäre von Conti die Vitesco-Aktien einfach zusätzlich ins Depot gebucht. Geld fließt dabei weder Continental noch Vitesco zu. Der Beschluss zur Abspaltung soll formal auf der Hauptversammlung am 30. April 2020 gefasst werden. Ursprünglich sollte der Börsengang noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, das Umfeld für Neuemissionen entpuppte sich aber als schwierig.

Continental hatte die Sparte, zu der Verbrennungs- wie auch Elektroantriebe gehören, Anfang des Jahres rechtlich auf eigene Beine gestellt. Vitesco erwirtschaftete zuletzt mit gut 40.000 Beschäftigten weltweit einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro. Damit wollen die Niedersachsen den Umschwung vom Diesel- und Benzinmotor hin zu Elektroautos ohne Blessuren überstehen. Der Wandel geht mit einem Rückgang von Beschäftigung für Verbrenner und unsicheren Gewinnaussichten für Stromautos einher.

Continental hatte bereits einen Großumbau in der Organisation sowie bei der Ausrichtung des Konzerns angestoßen. Davon könnten bis 2023 weltweit rund 15 000 Arbeitsplätze betroffen sein, 5000 davon in Deutschland. Bis 2029 dürften sogar 20 000 Stellen betroffen sein, davon 7000 in Deutschland. Das soll unter anderem die jährlichen Bruttokosten um 500 Millionen Euro senken. In zukunftsträchtigen Bereichen wie der Softwareentwicklung will Conti hingegen Jobs aufbauen.

Der Umbau sorgte in den ersten neun Monaten des Jahres für erste Rückstellungen in Höhe von 97 Millionen Euro. Weitere Kosten aus dem Umbau- und Sparprogramm würden für das vierte Quartal erwartet, die Höhe stehe aber derzeit noch nicht fest.

Die milliardenschwere Belastung insgesamt soll keine direkten Folgen auf die Ausschüttung haben. "Continental hat eine sehr solide Bilanz", sagte Schäfer. "Durch die heute bekannt gegebenen Wertminderungen und Rückstellungen erwarten wir keinen wesentlichen Einfluss auf den Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2019."

Der wesentliche Teil der Wertminderungen entfalle auf sogenannten Goodwill bei Übernahmen vor 2008, hieß es von Conti. Damit sind gezahlte Aufpreise für Firmenwerte gemeint. Sieht ein Unternehmen in seinen Unternehmensteilen über die Zeit wegen schlechter Aussichten wesentlich weniger Wert, muss es diese Aufpreise abschreiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....