Finanzen

Bosch kündigt massiven Stellenabbau in der Diesel-Sparte an

Bosch wird an zwei Werken der Diesel-Antriebssparte im Großraum Stuttgart hunderte Arbeitsplätze abbauen. Der Feldzug gegen die Technologie sowie der Abschwung auf den Weltmärkten fordern weitere Opfer.
22.10.2019 16:29
Aktualisiert: 22.10.2019 16:34
Lesezeit: 2 min

Der Autozulieferer Bosch plant einen weiteren Stellenabbau in der Antriebssparte. An den Standorten für Verbrennungstechnik Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen sollten 2020 und 2021 jeweils 800 Stellen von insgesamt 9600 abgebaut werden, erklärte eine Sprecherin von Bosch am Dienstag. Die Arbeitsplätze sollen außerhalb der Produktion in Verwaltung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung wegfallen.

"Wir tun alles, um das sozialverträglich zu gestalten", sagte die Sprecherin. Im Gespräch seien die Optionen Vorruhestand, eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden oder der Wechsel betroffener Beschäftigter in andere, wachsende Bereiche des Stiftungskonzerns, der weltweit etwa 410.000 Mitarbeiter hat. Kündigungen sollten vermieden werden.

In der Produktion am Standort Feuerbach arbeiten rund 3000 Beschäftigte. Hier sei die Auftragslage derzeit aber stabil, ergänzte die Sprecherin. Seit dem Diesel-Abgasskandal bei Volkswagen, in den auch Bosch als größter Zulieferer von Abgastechnik verwickelt war, und Fahrverboten für Selbstzünder in etlichen deutschen Städten - befeuert maßgeblich durch eine private Lobby-Organisation namens "Deutsche Umwelthilfe" - sinkt die Nachfrage nach Diesel-Technologie. Auch deshalb, weil Medien und Politik einen irrationalen Feldzug gegen die Antriebstechnologie - in der deutsche Unternehmen weltweit führend sind - in Gang gesetzt haben.

Zugleich stellt die Autoindustrie generell von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe um - allen voran Volkswagen - obwohl die Technologie im Prinzip nicht wettbewerbsfähig ist und nur durch massive staatliche Subventionen in den vergangenen Jahren überhaupt eine sehr bescheidene Nachfrage generiert werden konnte. Wie gut kann eine Technologie sein, welche sich nicht von selbst auf dem Markt durchsetzt und die trotz jahrelanger Kaufanreize keine Käufer in nennenswerter Zahl findet?

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die weltweite Automobilbranche seit Ende letzten Jahres im Abschwung befindet. Bosch rechnet 2019 mit einem weltweiten Rückgang der Automobilproduktion von sechs Prozent. Der weltweit größte Autozulieferer sieht - wie der ebenfalls in schweres Fahrwasser geratene Konkurrent Continental - in den kommenden fünf Jahren kein Wachstum der Autoindustrie.

So geht die Nachfrage nach Autos in China - dem mit Abstand wichtigsten (Zukunfts-)Markt der deutschen Automobilhersteller, seit vielen Monaten zurück und auch der dortige Markt für Elektroautos steht vor dem Platzen einer Blase.

Bosch-Chef Volkmar Denner hatte bereits im Mai weiteren Stellenabbau an Diesel-Standorten angekündigt, nachdem der Stiftungskonzern bereits 2018 rund 600 Stellen in dieser Sparte über Altersteilzeit und das Auslaufen befristeter Stellen gestrichen hatte. Im August sagte Denner der Süddeutschen Zeitung, in der Diesel-Sparte sei ein weiterer deutlicher Job-Abbau geplant. Neben Stuttgart-Feuerbach sind die Standorte Bamberg und Homburg/Saar betroffen. Dort liefen derzeit Gespräche von Management und Betriebsräten über die Beschäftigungslage. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen, erklärte die Sprecherin. Ursprünglich arbeiteten bei Bosch weltweit rund 50.000 Mitarbeiter an Dieseltechnik, allein in Deutschland waren es etwa 15.000 Jobs.

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