Politik

Bolsonaro: Keine Beweise für Verwicklung des Präsidenten in Auftragsmord

Der brasilianische Medienkonzern “Rede Globo” lanciert Informationen, die Brasiliens Präsident Bolsonaro als Auftragsmörder erscheinen lassen. Doch die bisherigen Fakten entlasten den umstrittenen Politiker.
30.10.2019 15:00
Aktualisiert: 30.10.2019 15:04
Lesezeit: 2 min
Bolsonaro: Keine Beweise für Verwicklung des Präsidenten in Auftragsmord
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro (l). (Foto: dpa) Foto: Marcelo Camargo

Am 29. Oktober 2019 hat der Sender TV Globo über eine angebliche Verstrickung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro in die Ermordung der Stadträtin Marielle Franco berichtet. Franco war Mitglied der Partei für Sozialismus und Freiheit (PSOL).

Franco und ihr Fahrer wurden am 14. März 2018 erschossen. Die Tatverdächtigen sind der pensionierte Sergeant der Militärpolizei, Ronnie Lessa, und der ehemalige Militärpolizist Elcio Queiroz. Sie sollen sich am Tag des Mordes in der Wohnanlage Vivendas de Barra in Rio de Janeiro getroffen haben. Dort wohnt Bolsonaro. Queiroz hat bereits vor einiger Zeit ausgesagt, dass er zum Haus von Bolsonaro gegangen sei. Allerdings geht aus Anwesenheitsnachweisen des Repräsentantenhauses hervor, dass Bolsonaro an diesem Tag in Brasilia war.

Der Portier der Wohnanlage sagte aus, dass Queiroz zum Haus 58 gehen wollte, berichtet das Jornal Nacional. Es ist das Haus von Bolsonaro. Er (der Portier) habe im Haus 58 angerufen. Es sei ein Mann ans Telefon gegangen, dessen Stimme wie die Stimme von Bolsonaro klang.

Der Anwalt von Bolsonaro, Frederick Wassef, weist alle Vorwürfe zurück: “Vielleicht ist diese Person (Elcio Queiroz - Anm. der Red.) zu jemand anderem nach Hause gegangen, und jemand, der den Präsidenten belasten möchte (der Portier - Anm. d. Red.), hat nun eine falsche Aussage gemacht. Der Präsident kennt Elcio Queiroz nicht, und diese Person (Queiroz - Anm. d. Red.) kennt den Präsidenten nicht." Immerhin: Die Zeitung Folha De S.Paulo hat Fotos veröffentlicht, die mindestens eine flüchtige Bekanntschaft zwischen Bolsonaro und Queiroz belegen. Das ist jedoch kein Beweis dafür, dass der Präsident lügt - es ist durchaus möglich, dass er sich an Queiroz nicht erinnert.

Bolsonaro beschuldigt den Gouverneur von Rio de Janeiro, Wilson Witzel, die aktuelle Kampagne gegen ihn ins Rollen gebracht zu haben. Witzel habe vertrauliche Informationen an die Presse weitergeleitet. In einer Erklärung weist Witzel diesen Vorwurf zurück. Er habe der Presse keine Informationen zugespielt. Der Präsident greife ihn zu Unrecht an, zitiert Epoca Witzel.

Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass Bolsonaro in irgendeiner Art und Weise mit dem Mord an Franco in Verbindung steht. Hinweise, die dafür sprechen, gibt es allerdings auch nicht. Seltsam ist, dass Elcio Queiroz sich kurz vor dem Mord an Franco im Haus von Bolsonaro treffen wollte, obwohl Bolsonaro nicht dort, sondern in der brasilianischen Hauptstadt war. Das deutet darauf hin, dass Gegner des umstrittenen Präsidenten versuchen, ihm eine Falle zu stellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rohstoffmacht China: Wie Peking Europas Mittelstand in die Abhängigkeit treibt
16.11.2025

China verschiebt seine Exportkontrollen für Seltene Erden – offiziell um ein Jahr. Doch das ist keine Entspannung, sondern eine...

DWN
Technologie
Technologie Kuka weitet Stellenabbau in Augsburg aus – 560 Jobs betroffen
16.11.2025

Der Roboterhersteller Kuka plant an seinem Stammsitz in Augsburg einen größeren Stellenabbau als zunächst angekündigt. Statt der...

DWN
Immobilien
Immobilien PV-Anlagen für Unternehmen: Wie Betriebe mit Steuerbonus und Eigenstrom doppelt punkten
16.11.2025

Gewerbliche Photovoltaikanlagen gewinnen für den Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Durch den Investitionsabzugsbetrag und die...

DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...