Wirtschaft

Patriotische Welle: Apple spielt in China keine Rolle mehr

Der Marktanteil von Apples iPhone in China ist massiv eingebrochen. Das Problem betrifft US-Marken aller Branchen, da diese von den chinesischen Verbrauchern gemieden werden.
01.11.2019 10:00
Lesezeit: 2 min
Patriotische Welle: Apple spielt in China keine Rolle mehr
Passanten vor einem Apple-Geschäft in China. (Foto: dpa) Foto: How Hwee Young

Der Handelskrieg zwischen den USA und China wird längst nicht mehr nur von den Regierungen der beiden Länder geführt. Auch die Bürger in ihrer einflussreichen Rolle als Verbraucher beteiligen sich an dem Konflikt und kaufen bevorzugt heimische Produkte. Dies zeigen erneut die aktuellen Zahlen zu den Smartphone-Verkäufen in China.

Ein neuer Bericht von Canalys verzeichnet auf dem chinesischen Smartphone-Markt im dritten Quartal einen sprunghaften Anstieg des Umsatzes des heimischen Herstellers Huawei um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der unabhängige Marktforscher mit dem Schwerpunkt Technologie führt diese Entwicklung auf den Patriotismus in dem Land zurück. Demnach würden viele Chinesen aus Protest gegen den Feldzug der US-Regierung gegen Huawei dessen Produkte kaufen und den amerikanischen Konkurrenten Apple links liegen lassen.

Schon im zweiten Quartal war der Huawei-Umsatz um 31 Prozent angestiegen, als der Handelskrieg zu eskalieren begann. US-Präsident Donald Trump setzte nicht mehr nur auf Zölle, sondern griff auch gezielt einzelne Unternehmen mit Wirtschaftssanktionen an untersagte ihnen, Geschäfte in den USA zu tätigen. Chinas Verbraucher - auch aufgebracht durch die staatlichen Medien im Land - haben darauf reagiert, indem sie einen Bogen um amerikanische Produkte machen, was sich in den kommenden Quartalen noch verstärken könnte.

"Die Handelspartner von Huawei schalten Werbeanzeigen, die Huawei als die patriotischen Wahl darstellen, um an einen wachsenden Teil der chinesischen Verbraucher zu appellieren, die bereit sind, politische Faktoren bei der Kaufentscheidung zu berücksichtigen", hatte Canalys bereits in seinem letzten Quartalsbericht gesagt.

Marktanteil von Apples iPhone in China bricht ein

Betroffen von dem Boykott amerikanischer Waren ist vor allem der iPhone-Hersteller Apple. Wie die folgenden Grafik zum chinesischen Smartphone-Markt zeigt, war das dritte Quartal 2019 aber nicht nur für Apple verheerend, sondern auch für Huaweis heimische Rivalen Vivo, Oppo und Xiaomi.

Die Smartphone-Umsätze im chinesischen Markt beliefen sich insgesamt auf 97,8 Millionen, was einem Rückgang von 3 Prozent gegenüber 100,6 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Der Rückgang von Apple verstärkte sich im dritten Quartal massiv auf minus 28 Prozent, doch auch im zweiten Quartal waren die Umsätze bereits um 14 Prozent eingebrochen.

In der Folge dieser positiven Entwicklung beim Umsatz konnte Huawei seinen Anteil am chinesischen Markt im Verlauf von zwölf Monaten von 24,9 Prozent auf nunmehr 42,4 Prozent ausbauen. Apples Marktanteil hingegen fiel innerhalb eines Jahres deutlich von 7 Prozent auf nur noch 5,2 Prozent im dritten Quartal dieses Jahres.

Auch Ford spürt den Gegenwind in China

Für den US-Autohersteller Ford haben sich im dritten Quartal die Probleme in China verschärft, und das nicht nur wegen sinkender Umsätze. Fords Umsätze in China sanken im dritten Quartal um 30,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf nur noch 131.060 Autos. Auf dem größten Automobilmarkt der Welt hinkt Ford einem knappen Dutzend seiner Konkurrenten hinterher. Insgesamt fiel der Autoabsatz in China im September um 6,6 Prozent auf 1,81 Millionen Fahrzeuge.

Zwar sind General Motors und Volkswagen noch immer führend im chinesischen Automarkt. Doch auch hier meiden die Kunden zunehmend ausländische Marken. Vor allem die amerikanischen Marken, die früher als cool galten, kommen aus der Mode. Und ein Ende des Handelskriegs ist noch lange nicht absehbar, sodass es keine große Überraschung wäre, wenn Ford sich bald ganz aus China zurückziehen würde.

Wie der Rückzug eines großen US-Autoherstellers aus einer bedeutenden Region aussehen könnte, zeigte vor zwei Jahren General Motors. Damals verließt der Konzern Europa und verkaufte seine Einheiten Opel und Vauxhall an die PSA-Gruppe. Die GM-Chefs zogen damit die Konsequenz aus jährlichen Verluste in Höhe von Hunderten Millionen Dollar in der Region.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Aufwertung: Sind jetzt Firmengewinne in Gefahr?
04.07.2025

Der starke Euro wird für Europas Konzerne zur Falle: Umsätze schrumpfen, Margen brechen ein – besonders für Firmen mit US-Geschäft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook greift auf Ihre Fotos zu – viele merken es nicht
04.07.2025

Eine neue Funktion erlaubt Facebook, alle Fotos vom Handy hochzuladen. Die meisten Nutzer merken nicht, was sie wirklich akzeptieren. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...