Finanzen

Griechenland lockt Superreiche mit niedrigen Steuern ins Land

Mit einem Gesetz, das eine pauschale Besteuerung von Großinvestoren vorsieht, will die griechische Regierung wohlhabende Ausländer ins Land locken.
08.11.2019 11:00
Lesezeit: 2 min
Griechenland lockt Superreiche mit niedrigen Steuern ins Land
Die Superjacht eines russischen Milliardärs im Wert von 500 Millionen Dollar ist vor der Küste von Korfu zu sehen. Die etwa 91 Meter hohe Jacht hat acht Stockwerke und einen Unterwasser-Beobachtungsraum. (Foto: dpa) Foto: Eurokinissi

Zwar hat Griechenland noch immer die höchste Schuldenquote in der Eurozone. Doch die Zeiten, als seine Finanzen ein ständiges Thema auf den Treffen der Euro-Finanzminister waren, sind längst vorbei. Anfang Oktober konnte das Land erstmals Staatsanleihen mit negativen Renditen an Investoren verkaufen. Und nun wandelt sich das einstige Sorgenkind sogar zum Steuerparadies für Superreiche.

Griechenland will wohlhabende Investoren ins Land locken, indem es einen Pauschalsteuersatz von 100.000 Euro für superreiche Personen einführt, die bereit sind, ihren Wohnsitz ins Land zu verlegen. Die neue Regierung von Kyriakos Mitsotakis, die seit ihrem Amtsantritt im Juli nach neuen Wegen zur Ankurbelung des Wachstums gesucht hat, nennt das neue Programm "Non-Dom", wie Bloomberg berichtet.

Das Non-Dom-Programm ist Teil einer größeren Steuerreform, die auch niedrigere Sätze für Unternehmen und Haushalte und eine einmalige Steuer von 15 Prozent auf Aktienoptionen vorsieht. Athen strebt für das nächste Jahr ein Wachstum von 2,8 Prozent an, auch wenn die Gläubiger des Landes und andere Institutionen dies als optimistisch bezeichnet haben.

Zwar hat die neue Regierung hat den Hellinikon-Plan freigegeben, der die Umwandlung eines stillgelegten Flughafengeländes in ein Immobilienprojekt vorsieht, sie hat die Genehmigung für Investitionen von Eldorado Gold im Norden des Landes erteilt und will den Privatisierungsplan rasch umsetzen. Doch Athen wird mehr tun müssen, um seinen Ruf bei Investoren zu verbessern, damit diese wieder mehr Arbeitsplätze im Land schaffen. Vor der griechischen Schuldenkrise hatten die Anlageinvestitionen bei 20,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelegen, für 2020 erwartet die Regierung 13,1 Prozent des BIP.

Wie funktioniert das Non-Dom-Programm?

Im Rahmen des neuen Steuerplans zahlen Investoren, die ihren Wohnsitz nach Griechenland verlegen, eine pauschale Abgeltungssteuer von nur 100.000 Euro plus weitere 20.000 Euro pro Familienmitglied. Um das Programm nutzen zu können, müssen sie mindestens 183 Tage pro Jahr im Land sein, so ein Regierungsbeamter zu Bloomberg. Außerdem müssen sie in den ersten drei Jahren im Land 500.000 Euro in die dortige Volkswirtschaft investieren. Das Programm hat eine Laufzeit von 15 Jahren.

Wenn Investoren sogar 1,5 Millionen Euro in griechische Vermögenswerte investieren, so können sie ihre pauschale Steuerlast noch einmal um die Hälfte reduzieren. Und bei Investitionen von 3 Millionen Euro sinkt die Steuerlast auf nur 25.000 Euro. Um Investoren die Angst zu nehmen, dass politische Änderungen künftig wieder zu höheren Steuern führen könnten, enthält der Gesetzentwurf einen festgeschriebenen Bestandsschutz. Bis Ende November soll das griechische Parlament über den Plan abstimmen.

Auch ein weiterer Vorschlag der griechischen Regierung zielt darauf ab, mehr Unternehmen nach Griechenland zu locken. Er sieht eine einmalige Steuer von 15 Prozent auf die Ausübung von Aktienoptionen vor, anstatt sie bei der Zuteilung als Einkommen zu besteuern. Auf diese Weise will Athen die Investitionen in den Technologiesektor erhöhen. Zudem sollen griechischen Leistungsträger zur Rückkehr in die Heimat bewegt werden beziehungsweise davon abgehalten werden, diese zu verlassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...

DWN
Panorama
Panorama 2026: Was sich alles ändert
31.12.2025

m Jahr 2026 stehen für Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Änderungen an: Der Mindestlohn steigt auf 13,90 Euro, Rentnerinnen und Rentner...