Deutschland

Gewerkschaft fordert nationalen Rettungsplan für die Windkraft-Branche

Angesichts des nahezu stagnierenden Neubaus von Anlagen sowie des massiven Stellenabbaus beim Betreiber Enercon werden Rufe nach einem Rettungsplan für Deutschlands Windenergie laut.
11.11.2019 13:44
Aktualisiert: 11.11.2019 13:44
Lesezeit: 2 min

Angesichts des Stellenabbaus beim Windanlagenbauer Enercon fordert die Gewerkschaft IG Metall politische Unterstützung für die in einer schweren Krise steckende deutsche Windindustrie. Mit Blick auf Zehntausende Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen wie Ostfriesland, Bremerhaven, Magdeburg und Schleswig-Holstein sei ein «Rettungsplan für die Windindustrie in Deutschland» notwendig, teilte der IG-Metall-Bezirk Küste am Montag mit. Bezirkschef Meinhard Geiken schlug vor, die Bundesregierung könne «mit einer Verlängerung der Kurzarbeit von 12 auf 24 Monate für die Windbranche in der Strukturkrise kurzfristig eine Möglichkeit schaffen, um die Beschäftigten zu halten statt zu entlassen».

Zur Situation des Herstellers Enercon aus Aurich, der bis zu 3000 Stellen streichen muss, ist die IG Metall zudem im Austausch mit Niedersachsens Landesregierung. Gemeinsames Ziel müsse sein, «so viele Arbeitsplätze wie möglich durch Maßnahmen wie Kurzarbeit und Qualifizierungen zu erhalten», sagte Geiken. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD), in dessen Stadt eine wichtige Niederlassung von Enercon liegt, forderte Hilfen vom Bund. Die finanzielle Unterstützung müssten Regionen bekommen, die vom Einbruch in der Windkraftindustrie betroffen seien, sagte er der Magdeburger Volksstimme. Trümper begründete den Vorstoß damit, dass Milliarden für diejenigen Regionen vorgesehen sind, die unter dem beschlossenen Ausstieg aus der Kohleverstromung leiden.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sofort bessere Rahmenbedingungen für den Windenergie-Ausbau gefordert - es gehe auch um die Glaubwürdigkeit der Klimaschutzpolitik. Die Gefahr bestehe, dass der Windkraft sonst das gleiche Schicksal drohe wie der deutschen Solarenergie. Hier hatte eine Mischung aus den Folgen überhitzter Förderpolitik und billiger Solarmodule aus Asien viele Anbieter in die Knie gezwungen. Für die Windenergie seien laut Weil nun größere Ausschreibungsvolumina, schnellere Genehmigungen, mehr Flächen, ein besserer Netzausbau und Maßnahmen zur Akzeptanz nötig. In den vergangenen Monaten hatten sich deutschlandweit zahlreiche Bürgerinitiativen formiert, welche den Neubau von Windrädern ablehnen und damit auch schon vor Gericht erfolgreich waren.

Nach der Ankündigung des drastischen Stellenabbaus bei Enercon suchen Politik und Wirtschaft nach Auswegen. Im Laufe der Woche seien Gespräche mit der Landes- und Bundespolitik geplant, sagte ein Enercon-Sprecher im ostfriesischen Aurich. Enercon hatte am Freitag angekündigt, nach Absatzeinbrüchen bis zu 3000 Stellen abzubauen. Weltweit beschäftigt der Enercon-Verbund nach eigenen Angaben etwa 18 000 Mitarbeiter.

"Der Abbau betrifft das eigene Unternehmen und direkte Produktionspartner", sagte Sprecher Felix Rehwald. Aber auch Zulieferer, Handwerksbetriebe und regionale Zeitarbeitsfirmen bekämen die Folgen zu spüren. Ostfriesland und Magdeburg seien besonders stark betroffen. Der genaue Umfang an den einzelnen Standorten oder die Auswirkungen auf die Lieferketten seien noch nicht abzusehen.

Das Unternehmen habe 2018 erstmals ein Minus verbucht und einen Verlust von 200 Millionen Euro geschrieben, sagte Rehwald. Für das laufende Jahr werde ein noch höherer Verlust im dreistelligen Millionenbereich erwartet. Deutschlandweit habe das Unternehmen in den ersten zehn Monaten dieses Jahres nur 65 Windkraftanlagen errichtet, 2017 seien es noch 711 gewesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie klettert am Freitag...

DWN
Politik
Politik Verteidigungspolitik: Ausnahmesituation „Spannungsfall“ – Was bedeutet er für die Bürger und für die Bundeswehr?
14.11.2025

Für den Ernstfall, dass Deutschland militärisch bedroht oder angegriffen wird, gibt es Notstandsgesetze, wie den sogenannten...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Kurs des gelben Edelmetalls weiterhin auf hohem Kursniveau — Anleger suchen Sicherheit
14.11.2025

Der Goldpreis zeigt zum Wochenschluss erneut seine Stärke und tendiert weiterhin auf hohem Kursniveau. Eine Feinunze des gelben...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Politik
Politik Bundestag verschärft Regeln: Strengere Vorgaben für Lachgas und K.o.-Tropfen beschlossen
14.11.2025

Lachgas ist längst von der Partyszene übernommen worden – leicht zugänglich, oft unterschätzt und besonders für Jugendliche riskant....

DWN
Finanzen
Finanzen Bundeshaushalt 2026: Etat steht – trotz erneut steigender Neuverschuldung
14.11.2025

Nach stundenlangen Beratungen bis in den frühen Morgen hat der Haushaltsausschuss den Bundesetat für 2026 final zusammengestellt. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schwarzarbeit: Klingbeil verschärft Kontrollen in Friseursalons und Nagelstudios
14.11.2025

Schwarzarbeit bleibt ein zentrales Problem für Staat und ehrliche Betriebe. Künftig rücken Barbershops, Kosmetik- und Nagelstudios sowie...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett zieht sich zurück: Und setzt nun auf Bargeld angesichts schwankender Märkte
14.11.2025

Warren Buffett zieht sich nach Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway schrittweise zurück und hortet weiterhin immense...