Finanzen

Der Strompreis springt von Allzeithoch zu Allzeithoch

Lesezeit: 2 min
21.11.2019 10:40  Aktualisiert: 21.11.2019 10:40
Berechnungen zufolge werden die Strompreise in Deutschland auch im kommenden Jahr abermals stark steigen. Hintergrund sind deutliche Anhebungen bei den EEG-Gebühren und Netzentgelten.
Der Strompreis springt von Allzeithoch zu Allzeithoch
Strommasten im Sonnenuntergang. (Foto: dpa)
Foto: Jens B

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutschen müssen sich neben einer höheren EEG-Umlage auch auf steigende Stromnetzgebühren einstellen. Nach aktuellen Zahlen des Vergleichsportals Verivox klettern die Netzentgelte im kommenden Jahr um durchschnittlich 6 Prozent. Es gebe aber regional starke Unterschiede. Die Netzentgelte machen etwa ein Viertel des Strompreises aus - welcher seit Jahren stark ansteigt. Weil auch der zweite große Kostenblock wächst, die EEG-Umlage zur Förderung der Energiewende, müssen Verbraucher mit insgesamt höheren Strompreisen rechnen, berichtet die dpa.

Verivox-Energieexperte Valerian Vogel sagte, die von der Bundesregierung geplante Entlastung bei den Strompreisen werde dringender denn je. «Neben den Netzgebühren steigt auch die EEG-Umlage im kommenden Jahr. Diese beiden Kostenblöcke sind allein fast die Hälfte des Strompreises verantwortlich und sorgen dafür, dass Strom im kommenden Jahr wohl so teuer wird wie nie zuvor.»

Bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Jahr liegen die Stromnetzgebühren im bundesdeutschen Durchschnitt im Jahr 2019 laut Verivox bei 277 Euro. Nach aktuellem Stand werde dieser Wert um 13 Euro auf 290 Euro pro Jahr steigen und damit einen Rekordwert erreichen. Verivox bezieht sich auf Netzbetreiber-Daten, die mehr als 80 Prozent der Haushalte abdecken.

«Da neben den Netzentgelten auch die EEG-Umlage und die Einkaufspreise der Versorger gestiegen sind, gehen wir davon aus, dass eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden mit Mehrkosten von bis zu 60 Euro im Jahr rechnen muss», so Vogel.

Das Vergleichsportal Check24 hatte mitgeteilt, dass die Netzentgelte für 2020 im bundesweiten Durchschnitt um sieben Prozent klettern werden. Laut Verivox gibt es den größten Anstieg im Saarland und Hamburg mit einem Plus von jeweils 9 Prozent. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dagegen würden die Gebühren nicht steigen. In den alten Bundesländern falle die Erhöhung der Stromnetzgebühren mit rund 6 Prozent höher aus als in den neuen Bundesländern mit 2 Prozent. Auch Check24 erwartet regional starke Unterschiede.

Netzgebühren sind laut Verivox dort höher, wo mehr in die Netze investiert werden muss. Teil der Netzgebühren sind aber auch sogenannte Redispatch-Maßnahmen. Betreiber bekommen bei bei Netzengpässen Entschädigungen für das Hoch- und Herunterfahren von Kraftwerken.

Die Netzgebühren muss laut Bundesnetzagentur jeder Netznutzer, der Strom oder Gas durch das Versorgungsnetz leitet, an den Netzbetreiber zahlen. Bei Haushaltskunden ist der Netznutzer der jeweilige Gas- oder Stromlieferant. Er sammelt die Netzentgelte von den Verbrauchern ein und leitet sie an den Netzbetreiber weiter. Bestandteile des Strompreises für Privatkunden sind daneben noch Steuern, weitere Abgaben und Umlagen sowie Produktionskosten und die Netzentgelte.

Die EEG-Umlage steigt 2020 um 5,5 Prozent, wie die Betreiber der großen Stromnetze am Dienstag bekannt gegeben hatten. Die Umlage beträgt demnach im kommenden Jahr 6,756 Cent pro Kilowattstunde, für 2019 liegt sie bei 6,405 Cent. Die EEG-Umlage wurde zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne eingeführt. Sie finanziert die festen Vergütungen, die Ökostrom-Produzenten für die Einspeisung ihres Stroms bislang unabhängig vom Marktpreis bekommen.

Die Bundesregierung plant im Zuge ihres Klimapakets Entlastungen beim Strompreis. Ab 2021 soll die EEG-Umlage in einem ersten Schritt um 0,25 Cent pro Kilowattstunde gesenkt und dann weiter verringert werden - im Gegenzug zu einem Einstieg in eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes beim Verkehr und bei Gebäuden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...