Technologie

Beginnt die Abkopplung der Supermächte? Huawei baut erstmals Handy ohne US-Bauteile

Das neueste Handy des chinesischen Herstellers Huawei kommt ganz ohne in den USA gefertigte Chips aus. Es könnte das erste Anzeichen für eine grundlegende technologische Abkopplung der beiden führenden Wirtschaftsmächte voneinander sein.
03.12.2019 12:01
Aktualisiert: 03.12.2019 12:01
Lesezeit: 2 min
Beginnt die Abkopplung der Supermächte? Huawei baut erstmals Handy ohne US-Bauteile
Richard Yu, Chef des Verbrauchergeschäfts von Huawei, präsentiert während einer Pressekonferenz in München die neue Huawei Smartphone Serie Mate 30 / 30 Pro. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Zwar hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump den Technologieunternehmen des Landes grünes Licht für die Wiederaufnahme ihrer Geschäfte mit dem chinesischen Konkurrenten Huawei gegeben. Aber es könnte bereits zu spät sein, denn der chinesische Smartphone-Riese baut nun offenbar Smartphones, die ganz ohne US-Chips auskommen.

Huaweis neuestes Handy Mate 30 mit gebogenem Display und Weitwinkelkameras, das im September vorgestellt wurde und mit dem iPhone 11 von Apple konkurriert, enthält offenbar keinerlei in den USA gefertigte und dann importierte Bauteile mehr. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Schweizer Großbank UBS und des japanischen Technologielabors Fomalhaut Techno Solutions, über die das Wall Street Journal berichtet.

Im Mai hatte die Trump-Regierung Lieferungen an Huawei untersagt, da die Handelsbeziehungen mit Peking eskalierten. Dieser Schritt hinderte amerikanische Unternehmen wie Qualcomm und Intel daran, Chips an das Unternehmen zu exportieren, obwohl einige Lieferungen von Teilen im Verlauf des Sommers wieder aufgenommen wurden, nachdem die Unternehmen festgestellt hatten, dass sie von dem Verbot gar nicht betroffen waren.

In der Folge des Handelskriegs zwischen Washington und Peking ist der Marktanteil von Apples iPhone in China massiv eingebrochen. Das Problem betrifft US-Marken aller Branchen, da diese vor dem Hintergrund einer "patriotischen Welle" im Land von den chinesischen Verbrauchern gemieden werden.

Unterdessen hat Huawei erhebliche Fortschritte gemacht und seine Abhängigkeit von US-Zulieferern und den von ihnen produzierten Chips weiter verringert. Dabei geht nicht unbedingt um Chips, die in Amerika hergestellt werden, sondern meist um Chips von in den USA ansässigen Unternehmen. Denn viele US-Chiphersteller produzieren ihre Halbleiter im Ausland, insbesondere in Asien.

Huawei nutzt seit langem Chips von Unternehmen wie Qorvo, einem in North Carolina ansässigen Hersteller zur Verbindung von Smartphones mit Mobilfunkmasten, und von Skyworks Solutions, einem in Massachusetts ansässigen Unternehmen, das ähnliche Chips herstellt. Huawei verwendete auch Teile von Broadcom, dem in San Jose ansässigen Hersteller von Bluetooth und WiFi-Chips, und von Cirrus Logic, einem in Texas ansässigen Unternehmen, das Chips für die Tonproduktion herstellt.

Als Huawei dieses High-End-Telefon ohne US-Chips herausbrachte, war das eine ziemlich große Aussage, sagte Christopher Rolland, Halbleiteranalyst bei der Susquehanna International Group. Zwar hätten Huawei-Führungskräfte ihm berichtet, dass sich das Unternehmen von Chips aus den USA unabhängig machen wolle, aber es sei dennoch überraschend, wie schnell es geschehen sei.

Der Schritt Huaweis zur Abkopplung von seinen US-Partnern ist weitaus wichtiger, als im ersten Augenblick angenommen werden dürfte. Denn er könnte einen ersten Hinweis darauf liefern, dass sich China und die USA nicht nur politisch entfremden, sondern sowohl auf technologischer wie auch auf wirtschaftlicher Ebene voneinander trennen. In einem vor Kurzem geführten Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten prognostizierte der Ökonom und Politikwissenschaftler Glenn Diesen, dass die Welt aufgrund der Rivalitäten der beiden Supermächte in zwei separate Machtblöcke mit unterschiedlichen Technologien, politischen Systemen und Transportkorridoren zerfallen werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...