Finanzen

Zentralbank der Zentralbanken: Hedgefonds verschärfen Liquiditätskrise im US-Geldmarkt

Hedgefonds haben entscheidend zu den jüngsten Liquiditätsengpässen am US-Geldmarkt beigetragen, sagt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel.
09.12.2019 15:00
Lesezeit: 2 min

Es kam wie aus heiterem Himmel, als im September die Zinsen für Übernachtkredite am US-amerikanischen Geldmarkt plötzlich auf bis zu 10 Prozent anstiegen. Schließlich sah sich die Zentralbank Federal Reserve zu immer weiteren Eingriffen gezwungen und pumpte in den folgenden Wochen massiv Liquidität in den Markt - Maßnahmen, welche noch immer andauern. Neben diesen sogenannten Repo-Geschäften (Kredite im Tausch für Wertpapiere wie Staatsanleihen und ähnliches) im Umfang hunderter Milliarden Dollar startete die US-Zentralbank im Oktober zudem ein neues Anleihekaufprogramm.

In der Folge der sich seit September zeigenden Probleme richtete sich das Augenmerk zunächst auf die Rolle der Banken, die trotz der höheren Zinsangebote nur zögerlich Bargeld an den Markt verleihen wollten. Nun hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrer am Sonntag veröffentlichten vierteljährlichen Bewertung der Weltmärkte zwar bestätigt, dass die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe ein wesentlicher Faktor für die Eskalation der Situation war. Doch der BIZ zufolge waren es Hedgefonds, die das Problem erheblich verschärften.

Die hohe Nachfrage nach besicherten Repo-Finanzierungen von Nicht-Finanzinstituten, wie zum Beispiel Hedgefonds, die im großen Stil ihre Geschäfte hebelten, sei ein Schlüsselfaktor für das Chaos gewesen, zitiert die Financial Times Claudio Borio, den Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung bei der BIZ. Die Ergebnisse unterstreichen die wachsende Schlagkraft von Hedgefonds im Repo-Markt. Insidern zufolge sollen Millennium Partners und Capula zu den großen dort aktiven Hedgefonds gehören.

Eine immer beliebtere Hedgefonds-Strategie besteht offenbar darin, US-Staatsanleihen zu kaufen und gleichzeitig entsprechende Derivatekontrakte, wie zum Beispiel Zinsfutures, zu verkaufen. Dies allein ist angesichts des engen Preisverhältnisses zwischen den beiden Assets nicht sehr profitabel. Doch Insider sagen, dass einige Hedgefonds die gekauften US-Staatsanleihen hinterlegen, um Kredite im Repo-Markt aufzunehmen. Sie verwenden dann das frische Geld, um den Trade zu hebeln, indem sie diesen Prozess mehrfach wiederholen.

Diese Strategie war einst bei den Banken beliebt, aber wegen der höheren Kapitalkosten seit der Finanzkrise wurden sie hier von Hedgefonds verdrängt, die mehr Risiko eingehen können. Nach dem Rückzug der Banken aus dem Markt haben Hedgefonds nach anderen Finanzierungsquellen gesucht, über die sie Zugang zu Geldmarktfonds und anderen Kreditgebern erhalten können. Die wachsende Bedeutung dieser neuen Geldquellen "kann zu einer unbekannten Marktdynamik führen", sagt Claudio Borio von der BIZ.

Borio zufolge deutet die Liquiditätskrise im September darauf hin, dass sich die Repo-Märkte "wieder im Auge des Sturms befinden könnten, wenn irgendwann finanzieller Stress entsteht". Trotz der Bemühungen der Federal Reserve bleibt die Lage am US-Geldmarkt weiter angespannt. Wie vergangene Woche die Überzeichnung der zusätzlich aufgelegten 42-Tage-Repo-Geschäfte zeigt, droht sich die Liquiditätskrise zum Jahresende erneut zu verschärfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...

DWN
Panorama
Panorama 2026: Was sich alles ändert
31.12.2025

m Jahr 2026 stehen für Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Änderungen an: Der Mindestlohn steigt auf 13,90 Euro, Rentnerinnen und Rentner...