Finanzen

Verona positioniert sich als Handelsknoten zwischen Ost und West

Italien hat sich der chinesischen Initiative "One Belt One Road" – auch als Neue Seidenstraße bezeichnet – angeschlossen. Verona, wo jeden Herbst das Eurasische Wirtschaftsforum seine Tore öffnet, profitiert von dieser Entwicklung in besonderem Maße. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten sprachen mit dem Bürgermeister der Stadt, Federico Sboarina.
26.12.2019 11:08
Aktualisiert: 26.12.2019 11:08
Lesezeit: 3 min
Verona positioniert sich als Handelsknoten zwischen Ost und West
22.03.2019, Rom: Sergio Mattarella, Präsident von Italien, empfängt Xi Jinping, Präsident von China. (Foto: dpa)

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Im Herbst war Verona Gastgeber des eurasischen Wirtschaftsforums. Profitiert Verona von dieser Veranstaltung und wenn ja, wie?

Federico Sboarina: Das eurasische Wirtschaftsforum hat dazu beigetragen, Verona als Bindeglied zwischen Europa und den eurasischen Ländern und als ein Tor nach Europa zu etablieren. Von dieser strategischen Position kann unsere Stadt nur profitieren. Auf dem letzten Forum waren Vertreter aus 41 Ländern. Es wird geschätzt, dass in den letzten Tagen Vereinbarungen und Verträge über 5 Milliarden Euro zwischen italienischen und ausländischen Unternehmen unterzeichnet wurden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Glauben Sie, dass das Forum auch in Zukunft für Verona wichtig sein wird?

Federico Sboarina: Verona und das eurasische Forum sind eng miteinander verbunden. In den letzten 12 Jahren wurde hier wichtige Arbeit geleistet: Heute gilt unsere Stadt als eine weltweite Plattform für den Dialog und die Kontaktanbahnung zwischen Unternehmen aus Europa und Eurasien. Damit rückt Verona immer mehr in den Fokus der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen West und Ost. Darüber hinaus verfügt Verona über höchst produktive Firmen. Ich bin stolz auf unser Wirtschaftsgefüge und auf die Fähigkeiten unserer Unternehmer und glaube, dass die bisher entstandenen Wirtschaftsbeziehungen weiter wachsen werden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Derzeit sprechen viele Beobachter von der chinesischen Initiative "One Belt, One Road". Profitiert Verona hier auch von seiner geographischen Lage?

Federico Sboarina: Dass Verona eine strategische Position an der Kreuzung der nord-, süd-, west- und ostwesteuropäischen Korridore einnimmt, ist unbestritten. Das allein aber reicht nicht aus, um es zu einem Protagonisten der Neuen Seidenstraße zu machen. Es ist wichtig, dass die Unternehmen auf eine durchdachte Wirtschaftspolitik und dynamische und schlanke Institutionen zählen können. Genau darum kümmern wir uns. Wenn wir heute einer der Kandidaten für eine italienische Drehscheibe der Neuen Seidenstraße sind, dann ist es das Ergebnis umfangreicher institutioneller Arbeit. Als Präsident Xi Jinping die Abkommen zwischen China und Italien in Rom unterschrieb, waren wir ebenfalls zugegen, um die Partnerschaft zwischen Verona und der Stadt Hangzhou zu unterzeichnen. Es war der chinesische Präsident selbst, der dies wollte. In wenigen Monaten hat sich unser ursprünglich kultureller Austausch dann um zahlreiche Geschäftsbeziehungen und Tourismusvereinbarungen erweitert und ist so zu einer wichtigen Grundlage weiterer Entwicklungen geworden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welche Rolle spielt der Interporto Quadrante in diesem Zusammenhang?

Federico Sboarina: Der Quadrante Europa ist das größte italienische Frachtzentrum bezüglich des intermodalen Verkehrs und wurde als das beste Frachtzentrum Europas anerkannt. Ich glaube nicht, dass viele andere Städte über eine ähnliche Infrastruktur in Bezug auf Fähigkeiten, Umschlagkapazität und Investitionsmöglichkeiten verfügen. Der Quadrante Europa ist für die weitere Entwicklung unserer Stadt von strategischer Bedeutung und stellt aufgrund seiner Rolle im internationalen Handel eine der Verbindungen zwischen Verona und dem Rest der Welt dar.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welches sind die Hauptprodukte von Verona, der Stadt und der Provinz, die nach China exportiert werden und welche sind die chinesischen Produkte, die importiert werden?

Federico Sboarina: Verona und China sind bereits eng miteinander verbunden, zumindest aus kommerzieller und industrieller Sicht. China ist der 11. größte Markt für unsere Wirtschaft, gemessen am Wert der Exporte, die 245 Millionen Euro überschreiten, und der 4. größte für Importe von etwa 590 Millionen Euro. Wir exportieren hauptsächlich Maschinen, Bauprodukte und Getränke, einschließlich unserer edlen Weine. Zu unseren Importen gehören Elektromotoren und Generatoren, Maschinen, Bekleidung und Textilien.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Sehen Sie auch Risiken wie z.B. einen zu hohen Wettbewerbsdruck auf italienische Unternehmen?

Federico Sboarina: Generell bedeutet Globalisierung Wettbewerbsdruck, aber sie bietet auch große Chancen. Unsere Unternehmen sind dynamisch und können mit internationalen Wettbewerbern mithalten und spielen auch auf ausländischen Märkten eine führende Rolle. Unsere Unternehmen wissen, wie man Produkt- und Prozessinnovationen umsetzt und sind für den europäischen und globalen wirtschaftlichen Kontext gerüstet. Der Wettbewerb, wenn er unter Einhaltung der Regeln stattfindet, ist sicherlich ein Motor für weitere Entwicklung.

Veronas Bürgermeister Federico Sboarina. (Foto: Stadt Verona)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hohe Strom- und Arbeitskosten: LKW-Hersteller MAN baut 2.300 Stellen in Deutschland ab
20.11.2025

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU untersucht Google wegen möglicher „Herabstufung von Nachrichteninhalten“
20.11.2025

Brüssel nimmt Googles Anti-Spam-System ins Visier. Die EU vermutet, dass das Google-Ranking Nachrichtenwebseiten systematisch herabstuft...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Hilfen: EU-Kommission rechnet mit möglichen Kriegsende bis Ende 2026
20.11.2025

Die EU plant weitere 135,7 Milliarden Euro Ukraine-Hilfe. Dabei basieren die Vorschläge der EU-Kommission zur finanziellen Unterstützung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau auf Negativrekord: Beschäftigung in der Autobranche fällt auf Tief seit 2011
20.11.2025

Die Industrie steckt in einer schweren Krise: Besonders betroffen ist die Autobranche, aber auch im Maschinenbau gehen Tausende Jobs...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen Klimawandel: Deutschland gibt eine Milliarde für Tropenfonds
20.11.2025

Deutschland hat bei der UNO-Klimakonferenz in Brasilien eine Milliarde Euro für den globalen Waldschutzfonds TFFF zugesagt. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Abwanderung deutscher Arbeitsplätze: Unternehmen verlagern Zehntausende Jobs ins Ausland
20.11.2025

Niedrigere Lohn- und Energiekosten, weniger Bürokratie und attraktivere Wettbewerbsbedingungen: Deutsche Unternehmen haben in den...

DWN
Politik
Politik Russland im Krieg: Journalistin enthüllt seltene Einblicke in die Gesellschaft
20.11.2025

In Zeiten, in denen Russland für viele Beobachter ein verschlossenes Land geworden ist, wagt eine Journalistin den Blick hinter die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...