Der Goldpreis könnte auf ein Rekordhoch von über 2.000 Dollar pro Unze steigen könnte, sagt Greg Jensen, der als Chief Investment Officer beim weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates mehr als 160 Milliarden Dollar beaufsichtigt. Denn die Zentralbanken forcieren eine höhere Inflation und die politischen Unsicherheiten nehmen zu.
Insbesondere die Federal Reserve werde die Inflation für eine Weile heiß laufen lassen, sagte Greg Jensen gegenüber der Financial Times. Und weiter: "Es wird keinen Versuch mehr von irgendeiner der großen Zentralbanken in der entwickelten Welt geben, die Zinssätze wieder zu normalisieren. Das ist eine große Sache".
Neben dem Verharren der Zinsen nahe null nennt Bridgewater politische Turbulenzen als Grund für den erwarteten Preisanstieg beim Gold. So werde die erwartete Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern, und die Spannungen mit China und dem Iran nehmen zu.
Vor diesem Hintergrund sagte Jensen, dass der Goldpreis, der aktuell bei etwa 1.550 Dollar pro Unze gehandelt wird, um 30 Prozent steigen könnte und daher in den Portfolios der Anleger berücksichtigt werden sollte. "Es gibt so viele siedende Konflikte, dass es für uns sinnvoll ist, Gold in einem Portfolio zu haben. Die Menschen sollten sich auf eine viel größere Bandbreite an potentiell volatileren Umständen vorbereiten, als wir es meist gewohnt sind."
Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, hat davor gewarnt, dass die Inflation infolge der negativen Erwartungen von Haushalten und Unternehmen im Hinblick auf die Preisentwicklung weiter fallen könnte. Im Dezember sagte er, dass er eine "andauernde und deutliche" Inflation sehen wollen wird, bevor er die Zinsen wieder anhebt. Daher erwartet Jensen, dass die Zinsen selbst dann nicht steigen werden, wenn die Inflation in den USA das 2-Prozent-Ziel der Federal Reserve erreichen sollte.
Die Angst vor einer sich verlangsamenden Weltwirtschaft hat im vergangenen Jahr 49 Zentralbanken weltweit dazu veranlasst, die Zinsen 71 Mal zu senken, wie Daten von JPMorgan zeigen. Allein die Fed hat die Zinsen im Jahr 2019 dreimal gesenkt, zuletzt im Oktober, und ihr aktuelles Zielband für die kurzfristigen Kreditkosten auf nunmehr 1,5 bis 1,75 Prozent abgesenkt.
Jensen will die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Federal Reserve die Zinsen in diesem Jahr sogar bis auf null senken könnte - ein Schritt, den die EZB und die japanische Notenbank bereits im Jahr 2016 vollzogen haben. Als Gründe für eine Absenkung des Leitzinses auf null könnte die Fed eine drohende Rezession oder eine zu geringe Inflation anführen.
Laut Jensen sollte der Goldpreis stark ansteigen, da die Zentralbanken eine höhere Inflation zulassen und da das Haushaltsdefizit und das Handelsdefizit der USA in die Höhe schnellen. Diese Entwicklungen, fügte er hinzu, könnten schließlich sogar den US-Dollar als weltweite Reservewährung bedrohen.
"Das könnte schnell geschehen oder es könnte in einem Jahrzehnt geschehen", so Jensen. "Aber es ist definitiv im Bereich der Möglichkeiten. Und wenn man sich die geopolitischen Auseinandersetzungen anschaut, wie viele ausländische Entitäten wollen wirklich Dollar halten? Und was werden sie halten? Gold sticht als Möglichkeit heraus."
Zwar haben die US-Zinssenkungen die Aktienmärkte gestärkt haben. Doch Jensen sagt, dass sein Hedgefonds Bridgewater Associates bei US-Aktien "vorsichtiger" sei. Der Chief Investment Officer warnt, dass der Großteil der Welt auf einen Anstieg der Aktienmärkte spekuliere "unter ziemlich extremen Umständen", insbesondere in den USA, was wiederum die Attraktivität der Schwellenländer steigere.
Laut Jensen erwarten die Investoren, dass Anleger eine Fortsetzung der seit Jahrzehnten anhaltenden stärkere Performance der US-Märkte erwarten. Daher seien sie "im Allgemeinen geografisch zu wenig diversifiziert".
Die US-Aktien beendeten 2019 mit ihrem besten Jahr seit 2013, wobei der Aktienindex S&P 500 um fast 29 Prozent stieg. Das Flaggschiff von Bridgewater, die Pure Alpha-Strategie, die auf makroökonomische Trends setzt, blieb hingegen fast unverändert, während der All Weather-Fonds im Jahresverlauf immerhin um 16 Prozent zulegte.